Das 10. Chinesische Nationale Sportfest, das größte Sportereignis in China, wurde von einem Dopingskandal erschüttert: Sun Yingjie, die Zweitplazierte im 10.000 Meter-Lauf der Frauen, wurde nach dem Lauf des Dopings überführt. Ihr wurde die Silbermedaille abgenommen. Nun droht ihr eine Sperre von zwei Jahren. Die Langstrecklerin, die am Tag zuvor den Marathonlauf gewann und bei der Leichtathletik-WM 2001 eine Bronzemedaille holte, hatte verbotenerweise ein Wachstumhormon eingenommen, hieß es.
Beim 10. Nationalen Sportfest, das am letzten Wochenende in der ostchinesischen Provinz Jiangsu zu Ende ging, wurde strikt gegen Doping vorgegangen. Zhao Jian, Vizeleiter der Abteilung für Dopingkontrolle des Sportfestes, informierte:
"Diesmal wurde eine Reihe Anti-Doping-Maßnahmen getroffen. Dazu gehörte unter anderem, dass die Dopingtests im Vergleich zu früher enorm erhöht wurden, und zwar um mehr als 20 Prozent. Über 1.650 Sportlerinnen und Sportler mussten Dopingtests über sich ergehen lassen, 181 Bluttests wurden durchgeführt. Neben den Athleten wurden auch Rennpferde auf illegale Aufputschmittel geprüft. Die Zahl der Dopingtests stellte in diesem Jahr einen Rekord dar."
Der Sportfunktionär führte aus, dass Sportler aller einzelnen Disziplinen einem Dopingtest unterzogen wurden. Bereits Ende vergangenen Jahres wurde mit Dopingtests innerhalb und außerhalb der Wettbewerbe begonnen. Kein Sportler, keine Sportlerin kann mehr sicher sein, ungeschoren verbotene Substanzen einzunehmen. In diesem Jahr wurden 60 Prozent mehr Geldmittel als im vergangenen Jahr für den Anti-Doping-Kampf bereitgestellt.
Beim 10. Nationalen Sportfest, dem ersten nationalen Sportfest nach dem Inkrafttreten der neuen Anti-Doping-Regeln des chinesischen Staatsrates, standen insgesamt 45 Testlabors mit mehr als 400 Experten und Mitarbeitern zur Verfügung. In der Geschichte des Sportfestes hat es noch nie ein so großes Team von Testern gegeben. Rune Anderson, Vize-Generalsekretär der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), der die Anti-Doping-Maßnahmen des 10. nationalen Sportfestes begutachtete, zeigte sich außerordentlich zufrieden:
"Der Kampf gegen das Doping bei dem Chinesischen Nationalen Sportfestes in Nanjing ist beispielhaft und erfüllt die internationalen Normen. Aus Sicht der WADA entspricht die Arbeit der vielen Mitarbeiter der Testlaboratorien den Welt-Anti-Doping-Regeln und internationalen Normen."
Nach den Regeln, die auf Olympiaden angewendet werden, sind die Testlabore des Nationalen Sportfestes verpflichtet, innerhalb 24 und 48 Stunden jeweils die negativen und positiven Befunde vorzulegen. Beim Nationalen Sportfest wurden maximal 200 Proben am Tag untersucht. Dafür musste die Schichtarbeit rund um die Uhr herhalten. Auch wurde täglich Fachpersonal abgestellt, das die Proben von Nanjing in das chinesische Antidopinglabor nach Beijing zur endgültigen Untersuchung brachte.
Rune Anderson, der Vize-Generalsekretär der WADA, kam auch mit Vertretern des Beijinger Olympischen Organisationskomitees (BOCOG) zu Gesprächen zusammen. Die WADA wird vor und während der Beijinger Olympiade das BOCOG bei der Dopinguntersuchung unterstützen, so Rune Anderson:
"Zum einen setzen wir auf die Aufklärung zum Thema Anti-Doping. Zum anderen werden wir auf Einladung des IOC eine unabhängige Beobachtergruppe zur Untersuchung der Anti-Doping-Maßnahmen der Olympischen Spiele nach Beijing entsenden. Zudem stehen wir dem BOCOG bei Bluttests beratend zur Seite. Wir hoffen, dass die Olympischen Spiele in Beijing in bezug auf die Anti-Doping-Maßnahmen die erfolgreichsten Olympischen Sommerspiele sein werden."
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