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(GMT+08:00) 2005-09-15 15:21:45    
Die Shui-Schrift - geheimnisvolles Zeichen der Shui-Nationalität

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Die Vorfahren der Shui haben vor gut einem Jahrtausend eine eigene Schrift entwickelt. Die Schrift der Shui setzt sich aus drei Teilen zusammen: Der Bilderschrift, der piktografischen Schrift und den Schriftzeichen der Han-Nationalität. Die Schriftzeichen der Shui mit jeweils nur wenigen Strichen sind ausdrucksvoll und bewundernswert. Diese Schrift ist sozusagen Träger der Kultur und Tradition der Shui-Nationalität. Yao Binglie, der sich für die Forschung und Sammlung der Shui-Schrift einsetzt, erläuterte:

"Die historischen Aufzeichnungen der Shui sind teils durch handgeschriebene Aufzeichnungen, teils mündlich überliefert. Die Shui Literatur berührt Philosophie, Folklore, Völkerkunde, Ästhetik usw. Sie ist ein seltenes kulturelles Erbe der Menschheit."

Die Shui-Nationalität zählt mehr als 400.000 Angehörige, die überwiegend in den Kreisen Sandu und Libo in der südwestchinesischen Provinz Guizhou ansässig sind. Yao Binglie, ein Experte für die Schrift der Shui stammt aus dem Kreis Libo und ist Angehöriger der Shui-Nationalität. Ihm zufolge gibt es bislang über 1400 Schriftzeichen der Shui, die identifiziert worden sind. 10.000 Bücher der Shui sind gesammelt worden. Ein großer Teil der Shui-Bücher befasst sich mit Prophezeiungen. Die Shui glauben, dass alle Kreaturen auf der Welt eine Seele haben. Es gibt 700 bis 800 Gottheiten, die sie verehren, dazu gehören auch Sonne, Mond, Sterne sowie Wind, Regen, Donner und Blitz. Die Shui halten ihre Schrift für heilig. Sie würden sich niemals auf ein Buch, das in der Shui-Schrift geschrieben ist, setzen. Selbst auf ein kleines beschriebenes Zettelchen würden die Shui niemals mit dem Fuß treten. Die Schriften spielen auch heute noch eine wichtige Rolle im Leben der Shui. Die Shui konsultieren gerne ihre Bücher, um herauszufinden, wann sie am besten Häuser errichten, Feste feiern oder Bestattungen oder Opferzeremonien abhalten sollten. Wer die Shui-Schrift lesen kann, wird von den anderen sehr respektiert. Der nun über 60 Jahre alte Meng Xineng hat schon als kleines Kind bei seinem Vater gelernt, die Shui-Schrift zu lesen und zu schreiben. Ihm zufolge wird die Shui-Schrift auf spezielle Art und Weise tradiert:

"Früher wurde die Shui-Schrift nur innerhalb der Familie weitergegeben. Heutzutage besteht die Möglichkeit, bei einem Meister in die Lehre zu gehen. Die Auswahl der Lehrlinge erfolgt nach strengen Kriterien. Vor Beginn der Lehre muss man dem Begründer der Shui-Schrift Opfer darbringen, beispielsweise Hühner, Enten und Schweinefleisch. Und der Lehrling muss seinem Meister hundertprozentig gehorchen."

Jahrtausende lang wurde die Shui-Schrift ausschließlich an Männer weitergegeben. Meng Xineng hat beispielsweise auch selbst zwei Lehrlinge ausgebildet. Jeden Tag studiert er zu Hause die Bücher der Shui, diagnostiziert mit Hilfe seines Wissens, das er aus den Büchern der Shui hat, Krankheiten für die Dorfbewohner oder ist als Wahrsager tätig. Heutzutage können immer weniger Leute die Bücher der Shui lesen und anwenden. Landesweit gibt es nur rund 1000 Experten, die fast alle über 60 Jahre alt sind. Meng Xineng setzt sich als Fachmann sehr für die Erhaltung der Schrift und der Kultur der Shui ein. Neben der Betreuung von Lehrlingen sammelt er auch die volkstümliche Shui-Schriften und hilft den Regierungsbehörden bei der Übersetzung dieser Bücher.

Meng Xilin, stellvertretender Vorsitzender der Studiengesellschaft für die Shui-Schrift der Provinz Guizhou, beschäftigt sich seit Langem mit der Erforschung der Shui-Schrift. Wie er uns erzählte, könnte er die Shui-Bücher gar nicht lesen, wenn er nicht schon in seiner Kindheit mit der Shui-Schrift in Berührung gekommen wäre. Er bezeichnete die Shui-Schriften als "lebende Schatzkammer" der Shui-Kultur. Der Schutz dieser Bücher sei der erste Schritt zur Rettung der Shui-Schrift, meinte Meng Xilin. Wörtlich sagte er:

"Meiner Meinung nach sollten vorrangig die Shui-Schriften besser geschützt werden. Zweitens sollten spezielle Schulen errichtetet werden, die Fachkräfte für die Shui-Schrift ausbilden."

Die Shui-Schrift genießt in letzter Zeit wegen ihrer Einzigartigkeit und ihres hohen akademischen Wertes weltweit große Aufmerksamkeit.

Die Erforschung der Shui-Schrift ist für die Anthropologie, Linguistik und Historiografie von extrem großer Bedeutung, meinte Barbara Niederer, Doktorandin am Linguistischen Forschungszentrum für Ostasien bei der französischen Akademie der Sozialwissenschaften.

He Rui, eine Angehörige der Shui aus dem Kreis Libo, Provinz Guizhou, zeigte großes Interesse an der Shui-Schrift, obwohl sie keine Ahnung von dieser Schrift hat. Sie sagte:

"Für mich ist die Shui-Schrift sehr eindrucksvoll. Ich hoffe, dass diese uralte und geheimnisvolle Schrift mit wissenschaftlichen Mitteln enträtselt werden kann, damit wir sie besser verstehen."

Zur Zeit bemüht sich China aktiv um die Aufnahme der Shui-Schrift in die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO, damit dieses wertvolle Kulturgut besser geschützt werden kann.