Mit zahlreichen Auszeichnungen auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten ist Kenneth Jinghwa Hsü eine ganz besondere Persönlichkeit In der internationalen geologischen Fachwelt. Lange Jahre hat er in den USA gelebt und geforscht. Er war Präsident der Internationalen Gesellschaft für Sedimentforschung und gehört zu den ausländischen Mitgliedern der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften. 1975 ist er in die Schweiz gegangen und wurde später Institutsleiter für Geologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Heute ist Kenneth J. Hsü im Ruhestand und will den Rest seines Lebens dem chinesischen Vaterland dienen.
Der weltbekannte chinesisch stämmige Meeresgeologe Kenneth J. Hsü wurde 1929 in der ostchinesischen Stadt Nanjing geboren. Im Alter von 15 Jahren hat er ein Studium an der Zentralen Universität Nanjing begonnen. 1948 ging er in die USA. Im Alter von nur 25 Jahren promovierte er dort im Fachbereich Geologie. Hsü hat zahlreiche Preise wie die Wollaston-Medaille der Londoner Gesellschaft für Geologie und den Penrose Award der US-Geologiegesellschaft verliehen bekommen. Beide Preise gelten als Äquivalent des Nobelpreises in der Geologie.
Jeder, der Prof. Hsü trifft und mit ihm spricht, ist von seinem offenen und direkten Charakter beeindruckt. Er ist der Typ, der seine Gedanken nicht verheimlicht und direkt äußert. Als Querdenker hat sich Hsü also international einen Namen gemacht, weil er oft mit kühnen Thesen die Fachwelt in Erstaunen versetzt. Ganz offen hat er einmal gesagt:
"Ich mag keine Vorurteile. Da ich zwischen verschiedenen Kulturen stehe, sehe ich, dass hinter Vorurteilen weder Gedanken noch Ideen stecken. Seitdem ich im Ausland bin, habe ich mich an die Sprechweise in den USA gewohnt. Ich bin sozusagen ein direkter Typ. Vielleicht halten viele meine Worte für rücksichtslos oder allzu dreist, aber ich gehe davon aus, dass ehrliche Worte keinem schaden. Mit der Kraft eines Sturms werden alte Häuser zerstört. In einer sehr, sehr alte Stadt, in der viele alte Häuser restauriert werden müssen, würde ein Sturm dazu beitragen, diese ganz alten Häuser zu vernichten und Platz für Neues zu schaffen."
Seine Standardwerke haben Hsü international großen Ruhm eingebracht. Besonders die beiden Bücher «Das Mittelmeer war eine Wüste» und «Die letzten Jahre der Dinosaurier» vermitteln Wissenschaft aus erster Hand, da der Verfasser Hsü als Mitglied des Forschungsschiffes "Glomar Challenger" an der Entschlüsselung dieser erdgeschichtlichen Rätsel maßgeblich beteiligt war. In dem Buch «Das Mittelmeer war eine Wüste» schildert der Wissenschaftler die damals ganz frische Erkenntnis, dass das mediterrane Becken vor rund fünf Millionen Jahren ein salzverkrustetes Tiefland war, ehe mit Beginn des Pliozäns die Straße von Gibraltar wieder aufbrach. Noch mehr Aufsehen erregte sein Werk «Die letzten Jahre der Dinosaurier». Es besticht durch eine überwältigende Datenfülle und sollte eigentlich Pflichtlektüre für alle - auch für Fachleute - sein, die sich näher mit der Impaktkatastrophe am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär befassen.
Prof. Hsü zählt zu den ganz wenigen, denen es gelungen ist, in Darwins These der biologischen Evolution einen Irrtum nachzuweisen. In dem Buch «Die letzten Jahre der Dinosaurier» werden eindrucksvolle Belege für ein plötzliches, äußeres Einwirken auf das Leben auf der Erde geliefert. Prof. Hsü hält diese Entdeckung für die größte Erkenntnis in seiner wissenschaftlichen Karriere:
"Mein wichtigstes Forschungsergebnis, denke ich mir, sind die Forschungen über die Aussterbewelle. Früher habe ich einfach das gleiche gesagt, wie alle anderen. Aber je intensiver ich mich mit dem Thema Evolution befasst habe, desto klarer war mir, dass dabei etwas nicht stimmt. Ich bin gegen den Darwinismus, wonach die Evolution der Lebewesen in Konkurrenz und Selektion begründet liegt. Mit dieser Theorie kann das Aussterben der Dinosaurier nicht erklärt werden."
Kenneth Hsü geht davon aus, dass diese Aussterbewelle auf einen Zusammenstoß zwischen der Erde und einem Kometen zurückzuführen ist. Die zerstörte Umwelt und das veränderte Klima haben also das Verschwinden zahlreicher Lebewesen einschließlich der Dinosaurier ausgelöst. Diese Theorie von Kenneth Hsü ist unter Akademikern heute international allgemein anerkannt.
Hsü meint, das Leben eines Forschers solle nicht einzig darauf ausgerichtet sein, irgendwann den Nobelpreis zu erhalten. Nachdem Hsü 1994 in den Ruhestand getreten ist, hat er ein neues Kapitel aufgeschlagen. Den Rest seines Lebens will er der Gesellschaft widmen, um ihr besser zu dienen.
"Meines Erachtens sollten alle unserer Forschungsprojekte den einfachen Menschen und der Gesellschaft wirklichen Nutzen bringen. Nachdem ich festgestellt habe, dass viele Projekte z. B. im Bereich Ressourcen, Energie und Umwelt doch sehr eng mit der Gesellschaft und dem Sozialwesen zu tun haben, bin ich aktiver geworden. Ich besitze 16 Patente und hoffe sehr, dass ich damit etwas in China tun kann."
Dieses Vorhaben brachte Hsü letzten Oktober in einem Brief an Ministerpräsident Wen Jiabao zum Ausdruck. Wen hat ihm sofort zurückgeschrieben und sich bedankt. Die Patenttechnologien von Kenneth Hsü im Bereich Berg- und Wasserbau können zur Ölförderung, Stadtaufforstung, Bewässerung, zum Hochwasserschutz sowie zur Sanierung der verschmutzten Umwelt verwendet werden. Heute ist der weltbekannte Geologe Ehrenprofessor der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Als Honorarprofessor unterrichtet er zudem auch an der chinesischen Nanjing Universität und der chinesischen Universität für Geologie.
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