Im Tennissport ist China immer für Überraschungen gut. Nach dem unglaublichen Olympia-Sieg im Damendoppel in Athen ist die chinesische Nationalauswahl der Frauen nun zum ersten Mal in die Weltgruppe des Fed Cups aufgestiegen. Im entscheidenden Spiel in Beijing schicken die Chinesinnen die slowenische Mannschaft mit 4:1 nach Hause.
Auf dem Beijing International Court haben sich die Chinesinnen und Sloweninnen einen atemberaubenden Aufstiegkampf für die Weltgruppe des Tennis Fed Cups geliefert. Nach einem 1:1-Remis traf am zweiten Spieltag zunächst die chinesische Nr.1, Li Na, die unter die ersten 32 bei der Australien Open gekommen ist und den 42. Platz in der Weltrangliste belegt, auf die Slowenin Katarina Srebotnik. Dass Li Na eine zweimonatigen Verletzungspause hinter sich hat, war nicht zu erkennen. Ihr Comeback war beeindruckend. Sie machte vom ersten Ballwechsel an klar, wer als Siegerin vom Platz gehen wollte. Immerhin handelte es sich bei ihrer Gegnerin um eine Wimbledon-Open-Finalistin. Mit knallharten und trickreichen Schmetterbällen, denen ihre Gegnerin nichts entgegenzusetzen hatte, gewan Li na also mit 6 : 1 und 6 : 2 Sätzen das Auftaktspiel. In den darauffolgenden Spilen konnten die Chinesinnen ihren Triumphzug fortsetzen: Trotz heftiger Gegenwehr ging das zweite Einzel auch an die Chinesinnen. Auch siegte Chinas Duo souverän im Doppel gegen die Damen aus Slowenien. Mit einem klaren 4:1-Sieg sind die Chinesinnen schließlich zum ersten Mal in die Weltgruppe des Mannschaftsturniers vorgerückt.
"Die Chinesinnen haben den Sieg absolut verdient", geizte die slowenische Cheftrainerin Mirna Jausovec im Nachhinein nicht mit Lob. "Sie haben ein starkes Spiel geboten". Mirna Jausovec:
"Vor 10 Jahren waren chinesische Spielerinnen unter internationalen Spitzenspielerinnen nur schwer zu finden. Aber zur Zeit gibt es 3 chinesische Einzelspielerinnen, die in die 100 besten der Welt vorgerückt sind. Sie sind super und bestechen durch spektakuläre Technik. Die chinesische Mannschaft hat den Sieg völlig verdient, selbst wenn eine Superspielerin aus China nicht mit dabei war".
Jährlich kämpfen insgesamt 16 Mannschaften aus aller Welt in 2 Gruppen um den Fed Cup, das ranghöchste Mannschaftsturnier im Frauentennis. Das Endspiel der Weltgruppe 1 wird von den acht besten Mannschaften bestritten, und das der Gruppe 2 von den nächsten acht. Die Mannschaften hinter ihnen können nur an Wettkämpfen in ihren jeweiligen Kontinenten teilnehmen. Also, zuvor konnte China das Endspiel noch niemals erreichen und spielte immer im asiatisch-pazifischen Raum. Im kommenden Jahr wird China bei Wettkämpfen der Weltgruppe 2 des Fed Cups mitreden.
Im Jahr 2000 erreichte die chinesische Spielerin Yi Jingqian die dritte Runde der Australien Open. Das war damals die beste Leistung Chinas seit seiner Teilnahme an den Grand Slam Turnieren. Doch allein ein einziges As würde in einem Mannschaftsturnier nicht viel nutzen.
Das hat sich aber nun geändert: In den letzten beiden Jahren haben die chinesischen Tennisspielerinnen sehr aufgeholt und ihr spielerisches Können unter Beweis gestellt. Bei der French Open im vergangenen Jahr erreichte die Zheng Jie im Dameneinzel das Achtelfinale, was zuvor noch niemand in China geschafft hat. Im australischen Hobart wurde Li Na dann die erste chinesische WTA-Siegerin im Damen-Einzel. Und im Aufgalopp vor der Australien Open Anfang dieses Jahres siegte die 19jährige Peng Shuai sensationell über die Russin und French-Open-Siegerin Anastasia Myskina. Die Paarung Li Ting / Sun Tiantian holte in Athen das erste olympische Tennis-Gold für China. Alle diese Leistungen zeigen, dass China im Damentennis mit zur Weltspitze gehört und völlig verdient nun im Mannschaftsturnier Fed Cup ganz oben mitmischt, so Cheftrainer Jiang Hongwei. Für das kommende Jahr hat der Cheftrainer noch vieles vor:
"Im kommenden Jahr werden wir um einen Platz in der Gruppe 1 kämpfen. Darin sehe ich große Hoffnung, weil die Spielerin Peng Shuai, die sich jetzt zum Training im Ausland aufhält, uns den Rücken stärken kann."
Trotz der Erfolge bleibt der Cheftrainer ganz nüchtern. Wir seien den Spitzenprofis der Welt noch an Tempo, Technik, Taktik und in der Devensive unterlegen, zog er nach einer 0:5-Niederlage seines Teams im Aufstiegkampf des Fed Cups gegen die Russinnen im Jahr 2002 Bilanz. Man müsse sich im Einzel sehr verbessern, um das Gesamtniveau der Mannschaft zu erhöhen. Jiang Hongwei nochmals:
"Die chinesischen Tennisspielerinnen spielen schon sehr gut, heißt es in der Öffentlichkeit. Doch ich bin mir unserer genauen Stärke bewusst, ich sehe das mit anderen Augen. Wir müssen noch kräftig aufholen, besonders im Einzel. Kommen zwei Einzelspielerinnen unter die besten 20 der Welt, dann wäre das schon ein Riesenerfolg und würde sich auch im Damendoppel und in Mannschaftsturnieren gewaltig bemerkbar machen. Das ist eine Regel".
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