Am Dienstag wird in Beijing die vierte Runde der Sechsergespräche zur Nuklearfrage auf der koreanischen Halbinsel eröffnet. Die Erwartungen an diese Gesprächsrunde sind groß, ebenso die Hoffnungen auf substanzielle Fortschritte. Chinesische Regierungsvertreter und Experten nehmen jedoch eine vorsichtige Erwartungshaltung ein.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao, sagte auf einer Pressekonferenz zur neuen Runde der Sechsergespräche:
"Die Erfahrungen aus den vergangenen drei Gesprächsrunden haben gezeigt, dass es verschiedene Wege gibt, um miteinander Kontakt aufzunehmen und Meinungen austauschen. Einzig ist allein das Ziel: die beteiligten Seiten wollen ihre Standpunkte koordinieren und dabei einen Konsens finden, um eine atomfreie koreanische Halbinsel zu schaffen. Die sechs beteiligten Seiten wollen über alle Fragen sprechen, die eine Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel betreffen. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssen alle komplizierten Fragen auf den Tisch gebracht werden. Und es wird viel Geduld und harte Arbeit nötig sein."
Der Leiter der Abteilung Asien-Pazifik beim chinesischen Forschungsinstitut für internationale Beziehungen, Jin Linbo, erinnerte an den Konsens aller beteiligten Seiten bei der letzten Gesprächsrunde, dass ein Einfrieren des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms der erste Schritt zur Schaffung einer atomfreien koreanischen Halbinsel sei. Über Details wollte man in einer kommenden Runde beraten, hieß es damals. Dass ein Konsens bei den Sechsergesprächen nur sehr schwer zu erreichen ist, führt Jin Linbo auf das fehlende Vertrauen zwischen Nordkorea und den USA zurück. Nordkorea habe die Befürchtung, dass die USA die nordkoreanische Regierung stürzen wollten, während die USA überzeugt ist, dass Nordkorea nicht leichtfertig auf sein Atomwaffenprogramm verzichten werde, so der Abteilungsleiter des Instituts für internationale Beziehungen weiter:
"Nordkorea hatte angekündigt, letzten Endes auf sein Atomwaffenprogramm zu verzichten. Wann dieser Zeitpunkt jedoch eintreten wird, ist unklar. Ebenfalls nicht klar bestimmt sind die Entschädigungsleistungen der internationalen Gesellschaft und der USA an Nordkorea für dessen Verzicht auf Atomwaffen, seien es wirtschaftliche Hilfsleistungen oder Sicherheitsgarantien. Beide Seiten sollten deshalb ein detailliertes Konzept vorlegen. Dann würden die Diskussionen leichter vorangehen und die Gespräche effektiver vorangetrieben."
Ferner kritisierte Jin Linbo die USA dafür, im Vorfeld eine Frist für die Verhandlungen gesetzt zu haben. Die USA verlangten einen Durchbruch bei den Verhandlungen bis Ende dieses Jahres, andernfalls wollten sie die Nuklearfrage vor die Vereinten Nationen bringen. Jin Linbo hält eine solche Haltung für kontraproduktiv:
"Eine Vorlage der Nuklearfrage bei den Vereinten Nationen würde unweigerlich dazu führen, dass Sanktionen gegen Nordkorea erhoben werden. Sanktionen jedoch würden die Nuklearfrage nur verkomplizieren. Unter den gegenwärtigen Umständen sind wir gegen eine derart unkluge Art und Weise. Sanktionen oder militärische Drohungen hätten einen negativen Einfluss auf den Prozess zur Beilegung der Nuklearfrage."
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