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(GMT+08:00) 2005-06-28 16:02:23    
Eine Holländerin und ihr Dunya-Restaurant in Lhasa

cri

23. Juni

An der lebhaften Beijing Eastroad in der Nähe des Klosters Johkang in Lhasa erhebt sich ein 2stöckiges tibetisches Haus. Das Haus ist nichts besonderes, wenn in ihm nicht ein westliches Restaurant eingerichtet wäre. Im 1. Stock gar befindet sich eine westeuropäische Bar.

Das Restaurant heißt Dunya, wir konnten zunächst die Bedeutung dieses Namens nicht deuten. Meine Kollegen und ich beschlossen, das Restaurant zu besuchen. Man merkt gleich, dass das Restaurant im Erdgeschoss wenig mit Tibet verbindet, es sieht eben europäisch aus. Interessant ist, dass sich neben dem Gang ein paar Ausstellungsstände befinden, bei denen man Schmuck verschiedener Art aus Tibet erstehen kann, jedes Stück fein säuberlich versehen mit einem Preisschild.

Die 49-jährige Holländerin Janette Troost ist eine der vier Inhaber des Restaurants, die aus den Niederlanden, den USA und aus dem chinesischen Autonomen Gebiet Tibet stammen.

Janette hatte eigentlich einen schönen Beruf in den Niederlanden, sie war Reiseführerin. Dieser Beruf führte sie eines Tages nach Tibet, und damit fing ihr Schicksal an. Janette war von den Landschaften in Tibet sehr bezaubert, als sie vor 18 Jahren zum ersten Mal in Tibet unterwegs war. Sie sagte, Tibet sei ganz anders als die Niederlande. In ihrer Heimat gibt es keine hohen Berge, höchste Erhebungen ragen keine 100 Meter empor. Die Niederlande sind flach wie ein Bügelbrett. Sie jedoch liebe die Natur und die hohen Gebirge.

Janette führte mehrmals Reisegruppen nach Tibet, sie verbrachte hier auch den einen oder anderen Urlaub. Vor sechs Jahren schließlich hatte sie sich dann entschlossen, hier in Lhasa ein Restaurant zu eröffnen. So entstand das Restaurant Dunya im September 1999.

Es war schwierig, dem Restaurant einen Namen zu geben. Dies machte wirklich Kopfzerbrechen, so Janette. Da hier in Tibet unzählige Touristen aus aller Welt unterwegs seien, die nach einer langen Tour ein gutes Restaurant suchen und sich dort erholen möchten, solle auch der Restaurantname nicht abschrecken. Schließlich kam der Name "Dunya" auf, der geeignet erschien, da er sowohl im Arabischen, Türkischen als auch im Hindi und weiteren Sprachen die Bedeutung habe wie "die ganze Welt". Hier sollten Touristen aus aller Welt gutes Essen aus ihrer Heimat finden und sich wie zu Hause fühlen, so Janette.

Auf der Speisekarte finden wir die mexikanische Küche, die französische, italienische und sogar auch die einheimische tibetische Küche. Auch die Besucher kommen aus aller Herren Länder, und auf den Balkonen und Balustraden sind Teile französischer und italienischer Baukunst zu entdecken. Zwar ist es schon ziemlich spät, als wir das Haus besuchen. Jedoch in der Bar im 1. Stock geht es noch recht lebhaft zu.. Touristen aus Australien, Norwegen, den USA und den Niederlanden fühlen sich hier wie zu Hause und trinken, plaudern und lachen laut. In Europa kann die Stimmung in einer Bar nicht viel anders sein. Auch wir CRI-Korrespondenten fühlen uns hier sehr wohl.

Von den 18 Mitarbeitern des Restaurants kommen fünf Köche und Kellner aus Nepal, die übrigen sind Einheimische.

Am Anfang war es ziemlich schwer, erzählt uns Janette. Die einheimischen Kellnerinnen und Kellner könnten kein Wort Englisch und waren natürlich noch nie in Europa. So kam es zunächst zu einem gewissen Kommunikationschaos. Zum Beispiel hatte die Bedienung keinerlei Ahnung von einer Pizza oder Pommes und Spaghetti. Die Mitarbeiter mussten also ziemlich gründlich ausgebildet werden hinsichtlich der westlichen Küche, mussten kosten und die Zubereitung der verschiedenen Speisen lernen. Leider können sie die westlichen Gerichte nicht alle vertragen, vor allem Mozzarella auf den Pizzen bereiten ihnen Probleme. Aber die Ausbildung hat sich gelohnt, es kommt nicht mehr vor, dass eine tibetische Kellnerin vor den Gästen Pizza und Spaghetti verwechselt, so Janette lachend.

Endlich kommen auch immer mehr Tibeter am Wochenende hierher. In den ersten vier Jahren war es eher eine Ausnahme, dass Einheimische in dem Restaurant einkehrten. Etwa nur 10 Prozent der Gäste waren Tibeter, obwohl sich Janette und ihre Kollegen immer sehr einheimische Gäste wünschten.

Dann vor mehr als 2 Jahren kam es ganz anders, nämlich als die Lungenseuche SARS China und ganz Südostasien heimsuchte. Es kamen so gut wie keine Ausländer mehr, dafür aber immer mehr Einheimische. Wie war das zu erklären? Hier im Restaurant oder in der Bar waren überwiegend Ausländer. Die Tibeter waren äußerst schüchtern, sie wollten nicht mit Ausländern gemeinsam in einem Restaurant essen, so Janette. Jetzt, zum Glück, kommen immer mehr Tibeter her, da die Gerichte Pizza und auch gebratene Yaksfilet von den einheimischen Gästen gern gegessen werden. Heute sind durchschnittlich mehr als 30 Prozent der Gäste Einheimische. Am Wochenende wird häufig eine ganz Etage von den Einheimischen bestellt, um Familienfeiern oder Geburtstagspartys abzuhalten.

Fast sechs Jahre sind nun vorbei, als Janette hier in Lhasa ihre zweite Heimat gefunden hat. Nur vom November bis März war sie in den Niederlanden. Als sie wieder nach Lhasa reiste, ließ sie einen LKW voller Nahrungsmittel aller Art aus Nepal mitführen. Ihr Leben sei wie das eines Zugvogels, so Janette. Sie nehme das alles ganz gelassen und fühle sich sehr angenehm. Sie plaudere sehr gern vor dem Kloster Johkang mit den Einheimischen, gegenseitige Besuche seien an der Tagesordnung. Manchmal besucht sie auch die sogenannten Langma-Hallen, wo man tibetische Gesangs- und Tanzdarbietungen erleben kann, die sie allmählich auch verstehe, so Jannete.

Janette sagte uns, sie wolle hier in Lhasa so lange bleiben, bis sie den Ort nicht mehr mag. Vielleicht werde sie das ganze Leben hier sein. Denn sie könne sich nicht vorstellen, wo es schöner sein könne, außer in Eden.