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(GMT+08:00) 2005-06-22 14:14:54    
Hintergründe der China-EU-Handelstreit um Textilexporte

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Der freie Handel war auch das Schlüsselwort während der Streitigkeiten zwischen China und der EU. Angefangen hatte der Textilstreit Anfang des laufenden Jahres. Zu jenem Zeitpunkt lief das Multifaserabkommen aus, in dem über Jahre hinweg weltweit gültige Quoten für Textilausfuhren festgelegt waren. Bereits in den ersten drei Monaten nach dem Auslaufen des Multifaserabkommens nahmen Chinas Textilexporte deutlich zu. Die USA und die EU reagierten darauf in scharfer Form und kündigten neue Importbeschränkungen gegen chinesische Textilwaren an.

Diese Reaktion erklärte Professor Zhang Jianxiong vom Europa-Institut der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften mit den mangelnden Vorbereitungen einiger Industrieländer auf die Zeit nach Auslaufen des Multifaserabkommens:

"Nach einer WTO-Vereinbarung, die im Jahr 1995 geschlossen wurde, sollten die seit Jahren geltenden Quoten für den weltweiten Textilhandel auslaufen. Es war daher abzusehen, dass die Textilexporte aus Entwicklungsländern wie China deutlich ansteigen würden. Weltweit freuten sich Verbraucher, dass sich Textilien im freien Handel befinden und das unvernünftige Quotensystem nicht mehr existiert. Die relativ schnelle Zunahme der Textilexporte in der ersten Jahreshälfte 2005, die von Seiten der USA und der EU kritisiert wurden, war allgemein erwartet worden. Den Unternehmen in den betroffenen Ländern stand eine 10jährige Übergangsperiode zur Verfügung. Es war für sie also genügend Zeit, um sich auf steigende Textilimporte aus China einzustellen. Dennoch wurde in den Ländern lange nichts unternommen, obwohl das Thema über Jahre hinweg bei den Verhandlungen über einen Betritt Chinas zur WTO zur Debatte stand."

Die Ansicht, dass das Auslaufen des Multifaserabkommens Ende des vergangenen Jahres keineswegs überraschend kam, teilt auch der Direktor für Export/Marketing des Textil-Fachverbands beim Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), Ragnar Strauch:

"Nein, das kam nicht überraschend. Das war erwartet worden von allen Experten, die in dieser Industrie tätig sind. Das kam überhaupt keine Überraschung. Und wir sind ein bisschen überrascht, wie stark und heftig einige Länder in der Europäischen Union, dabei nicht unbedingt Deutschland, sondern viel mehr die Mittelmeer-Anrainerstaaten wie Spanien, Italien, Frankreich und Portugal, jetzt plötzlich ganz überrascht sind. Da haben wir überhaupt kein Verständnis dafür, weil die Ankündigung, dass die Quoten wegfallen, schon seit zehn Jahren bekannt ist. Wir haben gesehen, dass die Chinesen sich hervorragend auf diese neue Situation vorbereitet haben, vor allem in den letzten 6, 7 Jahren. Damals hat die Regierung die Chance für China gesehen, und die Europäer wussten es auch, oder hätten es wissen müssen. Und auch die Amerikaner wussten, dass die Situation schwieriger wird, dass man sich darauf einstellen muss. Es gibt Möglichkeiten, sich darauf einzustellen. Es gibt ja andere Produkte, es gibt Innovationen, es gibt Nischen. Man muss natürlich als Unternehmer sich auf so was einstellen. Und von da her also haben wir kein Verständnis dafür, dass da so ein großes Geschrei ist."

Das große Geschrei sorgte für einen ernsten Handelstreit zwischen China und der EU, der Anfang Juni deutlich eskalierte. Das chinesische Handelsministerium nahm am 1. Juni die freiwillig eingeführten Exportzölle auf 81 Textilprodukte wieder zurück. China reagiert damit auf die Absicht der EU, die Einfuhren von chinesischen T-Shirts und Leingarn zu drosseln.

Diese harte Haltung der chinesischen Regierung fand breite Unterstützung vom chinesischen Textilgewerbe. Dazu der Vorsitzende des chinesischen Textilgewerbeverbands, Gao Yong:

"Lange Zeit wurden chinesische Textilunternehmen aufgrund der Quotenbeschränkungen auf dem Weltmarkt ungerecht behandelt. Der schnelle Anstieg der chinesischen Textilexporte nach dem Wegfall des weltweiten Quotensystems Ende vergangenen Jahres ist offensichtlich vorübergehender Natur. Jüngste Entwicklungen zeugen davon, dass der Trend bereits wieder abflaut. Die Preise für T-Shirts sind in Europa seit Jahresbeginn kaum gefallen."

Wie Gao Yong weiter erläuterte, hatte sich die chinesische Textilindustrie auf das Ende der Quotenbeschränkungen lange vorbereitet. Davon zeugen die Importe von hochwertigen Textilmaschinen, die in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel pro Jahr anstiegen. Allein im Jahre 2004 investierten chinesische Textilproduzenten insgesamt 14,3 Milliarden US-Dollar in neue Anlagen. Zudem wurden die Belegschaften geschult und neues Fachpersonal angeworben.

Nach den Worten von Zhang Jianxiong von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften ist der Wegfall des globalen Quotensystems für den Handel mit Kleidung und Stoffen keinesfalls ein Geschenk an die Entwicklungsländer. Vielmehr sei dies ein Ergebnis langjähriger harter Verhandlungen. Der chinesischen Textilbranche wurde eine neue Entwicklungschance geboten, welche die Branche jedoch keinesfalls missbrauchte:

"Um sich auf den Wegfall der Exportquoten einzustellen, blieb China in diesem Bereich nicht untätig. Die chinesische Regierung hatte von sich aus eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um einen zu großen Export seiner Textilien einzudämmen. Bereits Ende des vergangenen jahres wurde beschlossen, ab dem 1. Januar dieses Jahres 148 Textilwaren mit Exportzöllen zu belegen. Später sollten die Exportzölle für 74 der 148 Textilien am 1. Juni noch einmal erhöht werden."

Professor Zhang zufolge kam die darauffolgende Eskalation des Handelstreits zwischen China und der EU unerwartet und wirkte sich negativ auf den ganzen Textilsektor und relevante Branchen aus. Diese Aussage bestätigte der Direktor für Export/Marketing des Textil-Fachverbands beim Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), Ragnar Strauch:

"Die Wachstumsraten, die wir vorher gewohnt waren, in den letzten drei, vier Jahren schwankten sie permanent zwischen 10 und 15 Prozent, in einzelnen Segmenten sogar zwischen 30 bis 40 Prozent, diese Wachstumsraten sind jetzt zu einem Stillstand gekommen. Und 2004 lagen die Exporte der deutschen Textilmaschinen-Hersteller nach China bei einer Mrd. Euro, genauso wie im Jahr vorher. Und auch jetzt, wo die Diskussionen auf politischer Ebene weiter anhalten und Unsicherheit da ist, das merken wir sehr stark, dass sich die Textilindustrie in China momentan mit Investitionen zurückhält. Momentan wissen wir nicht, unter welchen Rahmenbedingungen es am Ende weiter gehen wird, so dass momentan ein Investitionsstillstand oder zumindest eine Verlangsamung da ist, was natürlich für die Textilindustrie und für die Wirtschaft aller betroffenen Länder nicht besonders positiv ist."

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