Chinesisches Tennis ist weltweit für Überraschungen gut: Das Damendoppel Zheng Jie / Yan Zi konnte bei der Australien Open Anfang vergangenen Jahres bis unter die besten 8 vorrücken. Das war die bisher beste Leistung Chinas bei einem Grand Slam Turnier. Bei den darauffolgenden French Open stand Zheng Jie dann zum ersten Mal in der chinesischen Tennis-Geschichte im Achtelfinale des Dameneinzels. Auch bei der Athener Olympiade konnte China seinen Triumphzug fortsetzen: Das Doppel Li Ting / Sun Tiantian gewann erstes olympisches Tennis-Gold für China. Weiter ging's: Li Na wurde in diesem Jahr im australischen Hobart erste chinesische WTA-Siegerin.
Bei der diesjährigen French Open sorgte China wieder für Schlagzeilen: Im Centre Court Roland Garros in Paris schalteten die chinesischen Olympiasiegerinnen Li Ting und Sun Tiantian im Achtelfinale ihre Gegnerinnen mit 2:0 Sätzen aus. Doch im Viertelfinale gegen Cara Black und Liezel Huber aus Simbabwe und Südafrika war dann für die beiden Chinesinnen Feierabend. Immerhin war das die beste Leistung der Chinesen bei dem Grand Slam Turnier in Paris. "Die Gegnerinnen spielten sehr trickreich: Sie blockten die Bälle am Netz ab, statt uns an der Grundlinie agieren zu lassen, was unsere Stärke ist", gestand die chinesische Paarung im Nachhinein. "Wir haben viele dumme Fehler gemacht und hätten unsere Taktik ändern müssen". Li Ting:
"Vor Frankreich waren wir nicht gut in Form und hatten sehr wenig Selbstvertrauen. In den Wettkämpfen vor den French Open haben wir keine starken Gegnerinnen gehabt, uns fehlte deshalb die ernsthafte Spielpraxis. In Italien wurden wir dann nach der ersten Runde nach Hause geschickt. Doch durch hartes Training konnten wir uns dann psychisch wieder aufbauen und haben dann in Paris auch einen hohen Kampfgeist gezeigt. Wir kennen nun unsere Fähigkeiten ganz gut."
Also, das starke Auftreten beim Grand Slam Turnier in Paris hat ihr Selbstvertrauen gestärkt. Bei den US Open im September soll es noch besser werden, zeigt sich die Paarung zuversichtlich. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, weitere Durchbrüche bei Grand Slam Turnieren zu erzielen", so Sun Tiantian wörtlich.
Als Olympiasiegerinnen fühlen sich Li Ting und Sun Tiantian stets unter großer Erwartungsdruck gesetzt. "Das hat auch seine guten Seiten", sagt Sun Tiantian. "Wichtig ist es, dass wir mit dem Druck zurechtkomme". Sun Tiantian:
"Je bekannter und erfolgreicher wir sind, um so mehr Hoffnung wird in uns gesetzt. Wir dürfen uns keinem zusätzlichen Stress aussetzen. Es ist auch nicht möglich, ganz ohne Druck zu spielen. Es ist also wichtig, sich beim Spiel psychisch gut einzustellen".
Neben dem Erfolg im Damendoppel wollen Li Ting und Sun Tiantian nun auch im Einzel Erfolge verbuchen. Einzelspiele sind seltsamerweise in der Tenniswelt mehr gefragt und werden mehr beachtet. Nach der Athener Olympiade versuchte die beiden Doppelspielerinnen, auch in Einzelspielen erfolgreich zu sein, sind dabei aber auf große Schwierigkeiten gestoßen. Dazu sagte Sun Tiantian:
"In der Einzel-Weltrangliste belegen wir nur hintere Plätze, anders als im Doppel. Wegen dieser schlechten Ranglistenplatzierung können wir bei ranghohen Einzelturnierenn nicht mitspielen. Oft ist es so, dass wir in den Qualifikationsrunden antreten müssen. Auch wissen wir natürlich, dass es eine große Umstellung ist, im Einzel anzutreten. Man muss sich mehr bewegen als im Doppel, und es werden höhere Anforderungen an Ausdauer, Kraft, Gegenwehr und an die Bewegung gestellt".
Für Li Ting und Sun Tiantian ist es natürlich schwer, sich in Einzelspielen gegen die Spitzenstars durchzusetzen. Bei der Australien Open Anfang dieses Jahres konnte sich Li Ting für das Mainspiel qualifizieren, und in Wimbledon im vergangenen Jahr war es Sun Tiantian gelungen, in die 2. Runde vorzurücken. Das sind ihre bisherigen besten Leistungen im Damen-Einzel. In Paris wollten in diesem Jahr die beiden Spielerinnen zwar auch mitmischen, konnten sich aber nicht für das Mainspiel qualifizieren. Im Tennissport muss man sich auf das Einzel konzentrieren, scheint sich die Paarung über die Wichtigkeit des Einzels im Klaren zu sein. Eine gute Ranglistenplatzierung im Doppel bedeute überhaupt nicht viel, sondern man muss im Einzel Erfolge aufweisen. "Auch im Einzel haben wir vieles vor", äußerten sich die chinesischen Olympiasiegerinnen zuversichtlich.
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