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Erlebnis im Kloster Minjolin

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8. Juni

Heute vormittag haben wir das Kloster Minjolin im Kreis Jalang im Bezirk Shannan besucht. Das Kloster liegt in einem Bergtal etwa 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Tsedang, dem Regierungssitz des Bezirks Shannan. Das Kloster besteht seit mehr als 300 Jahren, die Gesamtanlage des Klosters umfaßt rund 10.000 qm. Es zählt zu den drei wichtigsten Klosteranlagen der roten Schule des tibetischen Buddhismus in ganz Tibet überhaupt.

Im Konferenzsaal, der zugleich auch Empfangssaal des Klosters ist, haben wir zuerst eine Sitzung der demokratischen Verwaltungskommission des Klosters miterlebt. Der Direktor der Kommission heißt Jiangbai Jiancen und ist 70 Jahre alt. In der Sitzung ging es hauptsächlich um die Vorbereitung des traditionellen Festes Cijiu am 10. des 5. Monats nach dem tibetischen Kalender, also in etwa einer Woche. Jährlich kommen bis zu 30.000 Anhänger des Klosters, um an dem Fest teilzunehmen. Eine gute und ordentliche Organisation des Festes sei außergewöhnlich wichtig, so Jiangbai Jiancen vor den sechs Mitgliedern der Kommission. Bayma Donjo ist Mitglied der Kommission und zuständig für die Sicherheit des Klosters. Er soll die Verantwortung für die Organisation des Festes übernehmen. Bayma Donjo freut sich über diesen Auftrag. Er verspricht, dass er sein Bestes tun werde, um eine erfolgreiche Abhaltung des Festes zu gewährleisten. Das Mitglied Gedon Duiba ist für die Logistik des Klosters zuständig und sicherte dem Direktor der Verwaltungskommission zu, innerhalb der kommenden Tage die Vorbereitung des Festes abzuschließen. Nach der Sitzung wird ein schriftliches Protokoll zusammengefaßt und an die Bezirksverwaltung für Religions- und Minoritätenangelegenheiten weitergeleitet. Nach der Rückmeldung kann das Kloster terminmäßig das Fest abhalten.

So ist also der Ablauf. Jiangbai Jiancen erzählt uns, dass die demokratische Verwaltungskommission vor acht Jahren von allen Mönchen des Klosters gewählt wurde. Die sechs Mitglieder der Kommission kommen regelmäßig mehrmals wöchentlich zusammen, um über wichtige Angelegenheiten des Klosters zu beraten. Jeder Beschluss der Kommission wird dann in der Regel umgesetzt. Aber sollte ein Beschluß von den meisten der rund 50 Mönche abgelehnt werden, muß die Kommission wieder zusammenkommen und neu beraten. Sollte ein Beschluß von nur einer Minderheit der Mönche abgelehnt werden, überzeugen die Mitglieder die Ablehner und der Beschluss wird durchgesetzt.

Nach der Sitzung war es schon Mittag. Wir haben die Klosterküche besichtigt. Heute mittag haben die zwei Köche geröstete Zuchini mit Schweinfleischstreifen vorbereitet, dazu gibt es noch gedämpfte Brötchen. Die Mönche dürfen unbeschränkt essen. Früher gab es keinerlei Gemüse, so Gedon Duiba, egal ob innerhalb oder außerhalb des Klosters. Nun hat das Kloster aber ein eigenes Treibhaus, es gibt jetzt auch wenn im Winter Gemüse zum Essen. Ferner hat das Kloster eigene Ackerflächen, eine Milchkuh und Yaks. Zudem produziert das Kloster eigenhändig tibetischen Weihrauch, der überall in China und auch in den Nachbarländern Indien und Nepal sehr gefragt ist. Jährlich kann das Kloster insgesamt rund 700.000 Yuan RMB erwirtschaften. Die Mönche sollen neben dem Sutralesen auch an allgemeinen Klosterarbeiten teilnehmen. Dafür bekommen sie monatlich durchschnittlich 50 Yuan Zuschuss. Das Wohnen und Essen hier ist für die Mönche kostenlos. Ferner werden die Mönche hier häufig von den Einwohnern aus der Gegend nach Hause eingeladen, um dort für bestimmte Angelegenheiten der Familie Sutra vorzulesen und um Glück zu beten.

Wir haben dann zwei Wohnungen von Mönchen besichtigt. In einem Reihenhaus-Apartment im Süden der Anlage wohnen zwei Mönche. Beide haben ihr eigenes Schlafzimmer, jedes rund sieben Quadratmeter groß. Beide Zimmer sind bunt ausgestattet, an der Wand hängen Bilder von berühmten Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus verschiedener Schulen. In einem rund 15 Quadratmeter großen Hof gibt es an der Ecke eine kleine Teeküche, wo die zwei Mönche Jaksbuttertee kochen können.

Bayma Donjo führt uns dann ins Hauptgebäude. Im Erdgeschoss werden verschiedene Buddhafiguren verehrt, wo die Anhänger des Klosters beten können. Im ersten Stock sind mehrere kostbare Gegenstände dieser religiösen Schule hinter Stahlgittern aufbewahrt. Hier darf man leider nicht fotografieren.

Zum Schluss des Besuchs schenkte der Direktor der Verwahltungskommission Jiangbai Jiancen uns jedem ein Stück weißen Hada, das ist eigentlich die höchste Ehrung für Gäste. Wir kauften noch sozusagen als Dankeschön Weihrauch, der im Kloster produziert wird.

Unterwegs zurück zur Stadt Tsedang erklärte uns Wang Qingchang, Direktor der Bezirksverwaltung für die Religions- und Minoritätenangelegenheiten, dass alle Bürgerinnen und Bürger hier in Tibet rechtmäßig die religiöse Freiheit genießen. Sie dürfen nach der sechsjährigen Schulpflicht freiwillig Mönch oder Nonne werden. Dafür bekommen sie eine Urkunde und einen Ausweis. Sie dürfen auch zu jeder Zeit das Kloster freiwillig wieder verlassen und in die profane Welt zurückkehren. Jedes Kloster und jede religiöse Stätte dürfen rechtmäßig religiöse Veranstaltungen abhalten.

Seit einigen Jahren erhielten auch die Mönche nach dem 60sten und die Nonnen nach dem 55sten Lebensjahr Rente, wenn sie die Rente beantragen haben, genau wie die normalen Bürger, so Wang Qingchang weiter. In den Agrarregionen beträgt die Rente jährlich 900 Yuan, während sie in Weidegebieten bei 1.200 Yuan liegt. Diejenigen Mönche oder Nonnen, die körperlich behindert sind, bekommen schon früher ihre Rente. Wenn die Mönche oder Nonnen sterben, erhalten sie entweder vom Kloster oder von der lokalen Regierung ein standesgemäßes Begräbnis.