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Kummerfalten der Bürgermeisterin Deji

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8. Juni

Kummerfalten der Bürgermeisterin Deji

Kurz nach unserer Ankunft in Lhasa war uns der Name Deji Zhoga bereits ein Begriff. Der Name steht für die bekannte Bürgermeisterin des Bezirks Shannan. Sie ist tibetischer Nationalität. Heute vormittag wird endlich unser Wunsch erfüllt, mit der Bürgermeisterin sprechen zu dürfen.

Eigentlich war das Interview bereits für gestern anberaumt. Da Deji jedoch seit drei Tagen verschiedene Dörfer inspizierte und spät abends erst zurückkehrte, musste der Gesprächstermin auf heute verschoben werden. Dafür entschuldigte sich Deji bei uns, als wir ihr Arbeitszimmer betraten. Eine sehr sympathische Dame begrüßt uns. Wir haben beinahe vergessen, dass sie die Bürgermeisterin des Bezirks Shannan ist.

Als wir über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwickung in Shannan sprachen, nahm Deji Zhoga kein Blatt vor den Mund. Sie gab bereitwillig Auskunft und war eine sehr angenehme Gesprächspartnerin. Seit 40 Jahren, so Deji, entwickelt sich der Bezirk Shannan sehr gut und auch schnell. Fast 10 Jahre hintereinander befindet sich das Wirtschaftswachstum im zweistelligen Bereich. Im Vorjahr betrug das Wachstum des Bruttosozialproduktes auf 19 Prozent und lag damit in ganz Tibet auf dem ersten Platz, erzählt Deji Zhoga stolz. Während im Jahre 1978 das durchschnittliche Einkommen pro Kopf etwa nur 143 Yuan betrug, lag es im Jahre 2004 bei 2252 Yuan. Sie sei glücklich, dass die 9jährige Schulpflicht in allen 12 Kreisen des Bezirks Shannan gut eingeschlagen hat und es bis zum Jahresende keinen Analphabeten unter der 14- bis 50-jährigen Bevölkerung geben wird.

Allerdings zeigte sich die Bürgermeisterin Deji unzufrieden mit dem Tempo der Entwicklung in manchen gesellschaftlichen Sektoren. Sie lebt und arbeitet unter starkem Druck, wobei sie auch manches Mal viel Kummer verspürt. Zum Beispiel hat sich die große Überlegenheit der Ressourcen immer noch nicht in eine Überlegenheit des Marktes umgewandelt. Auch die Bio-Landwirtschaft und Viehzucht sind immer noch von einzelnen Bauernfamilien betrieben und nicht der industriellen Produktion zugeführt. Auch die Bauern und Hirten konnten bisher viel zu wenig von der spezifischen landwirtschaftlichen Überlegenheit profitieren.

Dafür wolle Deji verschiedene Produktionsstandorte für spezifische Landwirtschaftssparten und Viehzucht errichten, zum Beispiel für Raps und für tibetische Hühner. Ferner wolle man den Weg der Industrialisierung neuen Typs gehen, also Industrie betreiben ohne Schadstoffausstoß und Umweltbelastung. Zudem solle das traditionelle tibetische Handwerk tatkräftig gefördert werden, um die tibetische Kultur zu pflegen. Einen weiteren wichtigen Sektor solle der Tourismus darstellen, da der Bezirk Shannan der Ursprungsort der tibetischen Bevölkerung ist und es hier viel zu sehen gibt. Die Bezirksverwaltung wird den Tourismus viel stärker fördern und auch den Bürgerinnen und Bürgern rund um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten die Möglichkeit bieten, durch verschiedene Geschäftstätigkeiten ein gewisses Reichtum zu erlangen.

Es blieb nicht aus, dass wir auch über das Privatleben der Bürgermeisterin Deji gesprochen haben. Sie wurde im Jahre 1959 geboren. Ihre Eltern gehörten zu den ersten tibetischen Funktionären, die nach der friedlichen Befreiung Tibets 1950 verschiedene tibetische Ämter bekleideten.

Nach ihrem Abitur arbeitete Deji kurz auf dem Lande. Gegen Ende der 70er Jahre begann sie ihre Berufslaufbahn als Prüferin von ein- und auszuführenden Waren am Grenzübergang Zham an der Grenze zu Nepal. Sechs Jahre später wurde sie in den Jugendverband nach Lhasa verlegt, wo sie später bis zum Vize-Generalsekretär des Verbandes befördert wurde. Anfang des neuen Jahrhunderts wurde sie als Vize-Bürgermeisterin für Routineangelegenheiten des Bezirks Xigaze verlegt, einem der größten Bezirke des chinesischen Autonomen Gebiets Tibet, in dem 640.000 Menschen leben.

Als wir uns mit Deji so unterhielten, hörte Deji plötzlich auf, zu reden. Wir sahen Tränen in ihren Augen. Nach einer kurzen Pause sagte Deji, dass sie eine Tochter habe, die in der Provinz Hubei die Oberschule besuchte und heute gerade die staatliche Aufnahmeprüfung für die Hochschulen absolviert. Am Tag zuvor hatte die Tochter in einem Telefonat der Mutter zugesagt, die Prüfung gut zu überstehen, Deji brauche sich keine Sorgen um sie zu machen. Trotzdem haben wir bemerkt, dass die Mutter sich natürlich trotzdem große Sorgen um ihre Tochter macht, egal ob von ihr Rede oder nicht. Deji sagte uns, sie habe mancherlei Kummer. Zum Beispiel können sie manchmal ihre männlichen Kollegen nicht verstehen, dass sie hinter vorgehaltener Hand tuscheln, nur weil sie eine ranghohe tibetische Funktionärin sei. Sie wünsche sich am meisten, mit ihrer Tochter zu plaudern. Ihrer Tochter könne sie all ihren Kummer anvertrauen, wie einer sehr guten Freundin. Ihre Tochter sei stets in der Lage, ihr neuen Mut zu geben.

Nach dem Interview erklärte uns ein Mitarbeiter der Bezirksverwaltung, die Bürgermeisterin Deji sei sehr offen und arbeite dabei sehr tüchtig und fleißig. Sie genieße hohes Ansehen bei all ihren Mitarbeitern. Sie trage eine schwere Last, da ihre Arbeit das Leben von mehr als 300.000 Menschen in Shannan berührt. Wir wünschen Frau Deji viel Freude und Glück bei der Ausübung ihrer Amtsgeschäfte.

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