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(GMT+08:00) 2005-03-03 10:59:48    
Interkulturelle Kommunikation-Gespräch mit Frau Katja Hellkötter

cri
Die Chefrepräsentantin der Hansestadt Hamburg in Shanghai, Katja Hellkötter lebt und arbeitet seit mehreren Jahren in der ostchinesischen Metropole Shanghai. Nach all den Jahren kennt Katja Hellkötter die chinesische Mentalität bereits sehr gut.

Mit CRI-Reporter Shao Jianguang hat sie über interkulturelle Kommunikation zwischen Chinesen und Deutschen gesprochen.

Shao: Frau Hellkötter, wieviele deutsche Unternehmen haben sich in Shanghai niedergelassen?

Hellkötter: Wir sagen immer, Hamburg ist die Geburtsstätte des deutsch-chinesischen Handels. Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts haben sich Hamburger Firmen in Shanghai angesiedelt, im Laufe der Jahre sind es immer mehr geworden. Heute sind rund 50 Hamburger Firmen in der Region tätig, im Großraum Shanghai und im Jangtse Delta sind mehr als 500 deutsche Unternehmen tätig.

Dazu zählen namhafte Firmen des Handels und Dienstleistungssektors wie die Firma Illies, die Körber-Gruppe, die Firma Beiersdorf, Steinway, Siemens und BASF.

Der Trend zeigt, dass der deutsche Mittelstand seine Chance in China sucht. Wir haben zunehmend kleine und mittlere deutsche Unternehmen, auch aus innovativen Branchen wie z.B. Neue Medien, Gesundheit und Medizin, die nach China kommen.

Shao: Sie bauen eine Brücke, um die Unternehmen aus zwei ganz unterschiedlichen Kulturen zusammenzubringen und sie zum Erfolg zu führen. Welche Erfahrungen haben sie dabei gemacht und was hat Sie besonders beeindruckt?

Hellkötter: Also ich glaube, der Haupterfolgsfaktor, oder der Schlüssel zum Erfolg bei der deutsch-chinesischen Kooperation ist letztendlich das Personal, die Menschen, die sich mit beiden Kulturkreisen auskennen, die eben auch beide Sprache sprechen. Und da stellt man inzwischen fest, dass Firmen, die lediglich auf Technologietransfer setzen und dabei die Menschen vergessen, die ja die Kooperation managen müssen, meines Erachtens die größten Probleme haben. Voraussetzung sind die Rahmenbedingungen, der richtige Partner, der richtige Ort. Das sind so zu sagen die Punkte, die man auf der Checkliste hat und dort abhaken muss. Das ist relativ einfach. Schwierig wird es, und da entstehen die Probleme, wenn in der Kommunikation und beim Informationstransfer schon viele Lücken auftreten. Das kann die Folge eines unterschiedlichen Verständnisses sein.

Nehmen wir die Dimension Zeit als Beispiel. Also wenn ich als deutscher Manager einen chinesischen Partner bitte, mir etwas kurzfristig zur Verfügung zu stellen, dann ist seine Vorstellung von kurzfristig eine ganz andere als die meine.

Kurzfristig, würde ich sagen, heißt in Deutschland etwa einen Monat, für Chinesen bedeutet es vielleicht vier Tage.

Der bei Chinesen häufig gebrauchte Ausdruck "Chabuduo", zu Deutsch "Ungefähr", ist eine weitere interessante Sache. Wenn eine Sache perfekt sein muss, dann heißt das für einen Deutscher, dass sie 100 Prozent perfekt sein muss. Wenn ich aber diese Anforderung an einen Chinesen weitergebe, diese Erwartungshaltung, dann sind eben viele Sachen im Ergebnis doch nicht perfekt, eben nur "Chabuduo". Aber "Chabuduo" ist in China oft gleichbedeutend mit perfekt.

Shao: Aber die Perfektion hat auch ihre Vor- und Nachteile.

Hellkötter: Ich würde sagen, die Chinesen arbeiten flexibler, das ist das Stichwort. In China ist erstmals das Handy jetzt auch ein Erfolgsfaktor. Das Positive an der Perfektion ist eben einfach auch ein perfektes Aussehen. Der Nachteil einer perfektionistischen Arbeitshaltung ist, dass man letztendlich auch nicht flexibel ist. Das ist das schöne an dieser "Chabuduo"-Haltung, am "Kanyikan", mal sehen, mal schauen. Also wenn ich sage, kannst Du das bis morgen noch fertig machen, ok, "Kanyikan", vielleicht ist das Ergebnis nur "Chabuduo", aber man hat es trotzdem geschafft. Also, beide Haltungen haben Vor- und Nachteile.

Shao: Bedeutet es, dass die Chinesen sich mehr Spielraum nehmen?

Hellkötter: Ja Spielraum zum Erreichen von Zielen, das kann schon sein. Wenn man in Deutschland ein Ziel vor Augen hat, muss man das ganz genau erreichen. Aber in China sagt man "Kanyikan", mal sehen. Das ist ein großer Unterschied.

Shao: Was sind ihre Eindrücke von den Menschen in ihrem Umkreis und ihrem Leben in China?

Hellkötter: "Generell finde ich dass Chinesen unglaublich gastfreundlich und sehr neugierig auf Ausländer sind. Und insofern ist es gar kein Problem, hier als Ausländer zu leben und Chinesen kennen zu lernen. Wenn man aber hier wirklich langfristige Freundschaften sucht, dann ist es, finde ich, schon ein wichtiger Aspekt, dass Chinesen selbst auch mal im Ausland waren. Damit es nicht nur eine Einbahnstrasse, sondern wirklich auch ein Austausch ist. In meinem Freundkreis heute sind Chinesen, die schon im Ausland gelebt haben oder das Ausland kennen. Sie können sich vorstellen, wie ich lebe in Deutschland und aus was für einer Kultur ich komme. Und insofern ist es dann auch ein Austausch. Und Shanghai war immer schon eine Weltstadt. Dort wird der Abstand zwischen Ausländern, die hier leben und schon länger in China sind, und den Chinesen, die auch länger im Ausland lebten, immer kleiner. Und insofern finde ich jetzt, dass die kulturellen Unterschiede gar nicht so groß sind. Weil es A) um die generelle Menschlichkeit geht, und B) um die internationale Erfahrung. Wenn man internationale Erfahrung gesammelt hat, egal ob Sie in Berlin waren oder ich in Shanghai, dann ist der gemeinsame Nenner auch vorhanden. Also, die Grundlage ist, dass man schon vorher die andere Kultur kennen gelernt hat."