Vor 20 Jahren kannten die Chinesen Fitnesstraining und Bodybilding nur vom Hörensagen. "Es geht bloß um Fitnessgeräte und Trainer", so die lapidare Meinung damals. Diese Vorstellung, sagte Wan Lihua, Vize-Generaldirektor der Fitness-Firma CSI Bally, habe sich zwischenzeitlich gründlich geändert. Er bilanzierte die 20jährige Entwicklung dieser Sportart und sagte:
"Erfreulicherweise haben wir gesehen, dass auch in China das moderne Management der europäischen und amerikanischen Fitnessklubs eingeleitet wurde. Inzwischen sind uns die wissenschaftlichen und technischen Aspekte beim Fitnesstraining bewusst. Die Klubs müssen also wissenschaftlich durchdachte und vernünftige Trainingsprogramme für ihre Kunden ausarbeiten, um ihre Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen".
In China war früher das Trainingsprogramm eines Fitnessklubs ein ewiges Einerlei: Alter und die körperliche Konstitution des Fitness-Suchenden wurden in keiner Weise berücksichtigt. Seit Anfang 2002 jedoch ist man dazu übergegangen, persönliche Trainer zu etablieren, die individuelle Trainingsprogramme für jeden einzelnen austüftelten. Dieses "Eins-gegen-Eins-Modell" fand bald allgemeinen Anklang.
In den professionellen Fitnessklubs in Europa und Amerika stehen Ernährungsberater zur Verfügung. Daran konnten sich die chinesischen Klubs früher jedoch nicht messen. Statt die Augen vor diesem Problem zu schließen, sind nun große Fitnessklubs in China wie "CSI Bally" und "Impulse" herangegangen, nach dem westlichen Modell Ernährungsberater zu beschäftigen.
Früher wurden in den chinesischen Fitnessklubs Trainingsprogramme angeboten, die nicht anders aussahen wie Sportunterrichte in Schulen. Anfang der 90 Jahre hielten westliche Fitnessprogramme wie das "Cardio-Workout" Einzug in China. Nun wollen die modernen chinesischen Klubs noch einen Schritt weiter gehen: Auf Basis der westlichen Fitnessprogramme sollen neue Lehrprogramme ausgearbeitet werden, die der körperlichen Konstitution der Chinesen besser angepasst sind. Mit dieser Idee hat Jiang Yong, der "Miss Fitness China 1999", ein ganz neues Fitnessprogramm entwickelt, indem sie Elemente der traditionellen chinesischen Kampfkunst in das Programm einbezog. "Les Mills Body Combat" heißt dieses Fitnessprogramm, eine Art Körperkampf, das in kürzester Zeit in der ganzen Welt Mode macht.
Das Betriebsmodell der westlichen Fitnessklubs in Form vom Kettenbetrieb wurde auch in China landesweit schnell verbreitet. 10 Prozent der chinesischen Fitnessklubs laufen mit diesem Modell. Die Firma "CSI Bally" hat inzwischen Filialen in neun chinesischen Städten. Mit standardisiertem und qualifiziertem Service stößt dieser Filialbetrieb auf großes Interesse bei den jungen Chinesen, zumal die Angestellten der Firma ausgesprochen jung sind. Dazu noch einmal Wan Lihua:
"Die Fitnesslust der Geschäftsleute, die ständig auf Reisen sind, kann durch unseren Kettenbetrieb ziemlich gut gedeckt werden. Wir bieten Fitness-Service in neun chinesischen Städten an ebenso wie in den USA, weil die amerikanische Firma Bally als unser Kooperationspartner über 430 Filialen in den USA verfügt."
Trotz moderner Geräte und Ausstattung weist die Fitness-Branche in China noch Schwächen auf: Im Servicebereich wie wissenschaftliche Ernährungsberatung, Funktionsprüfung und -kontrolle sowie Verwaltungssoftware ist sie relativ rückständig. Es mangelt noch an Eignungsprüfungen, die sicherstellen, dass die Fitnesstrainer tatsächlich geeignet sind. Auch dieses Problem will nun die chinesische Sportverwaltung anpacken. Dazu sagte Liu Tun, Vizeleiterin der Personalabteilung des staatlichen Sportamtes, dass in diesem Jahr landesweit ein Eignungsprüfungssystem für Fitnesstrainer eingeleitet wird. Erst nach erfolgreicher Eignungsprüfung erhielten die Fitnesstrainer zukünftig ihre Berufsqualifikation. Mit dieser Maßnahme solle der Fitnessmarkt in China auf eine ordentliche Bahn gelangen und das Niveau des Fitness-Sektors insgesamt erhöht werden, so die Sportfunktionärin.
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