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(GMT+08:00) 2005-01-24 15:53:51    
Bräuche zum Jahreswechsel in China

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F: Willkommen bei "Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir zuerst den Wunsch unseres Hörers Bernhard Westhölter aus Wermsdorf erfüllen und etwas näher auf das Thema "Bräuche zum Jahreswechsel in China" eingehen. Dazu schrieb uns Herr Westhölter vor kurzem:

M: "Welche Bräuche zum Jahreswechsel gibt es noch in China? Danke für die Antwort."

F: Ja, liebe Hörer, Jahreswechsel heißt es in China "Guo Nian". Und das ist das traditionelle chinesische Neujahr. Bald wird das diesjährige chinesische Neujahr "Chun Jie" - das Frühlingsfest kommen. In diesem Jahr fällt es auf dem 9. Februar. Liebe Hörer, nun wollen wir Ihnen zuerst eine Volkssage über "Nian" - das Wort "Jahr" erzählen. Einer Überlieferung nach ist "Nian" ein Fabelwesen, das das ganze Jahr im Meer lebt. Nur am Silvesterabend unternimmt "Nian" einen Landausflug und stört dabei Bevölkerung. Deshalb klebt man rotes Papier an die Türen und macht Feuer im Hof. Man haschiert mit dem Messer Fleisch und Gemüse. Es heißt, dass auf diese Weise das böse Tier "Nian" erschrickt und sich zurück ins Meer verzieht. Dadurch sind einige Bräuche wie Spruchbänder kleben, bunte Lampions aufhängen, Ravioli kochen u.a. entstanden.

M: Ja, genau. Historischen Aufzeichnungen zufolge wurde der 1. Januar des chinesischen Mondkalenders erst nach der chinesischen Revolution von 1911 als Frühlingsfest, als das chinesische Neujahr, festgelegt. Im Altertum nannte man diesen Tag "Frühlingsbeginn". Viele Sitten und Gebräuche zum Frühlingsfest spiegeln die Moralprinzipien und Wertvorstellungen der traditionellen chinesischen Gesellschaft wider, wie z.B. "Bai Nian" - Neujahrsbesuch. "Bai Nian" ist ein alter volkstümlicher Brauch Chinas. Das ist eine Art Ausdruck, gegenseitig sich Neujahrsgrüße zu übermitteln. Es bedeutet, dass man der älteren Generation zum Neujahr gratuliert. Dabei soll man Kotau machen, also einen Kniefall, um älteren Leuten wie Opa und Oma zu ehren.

F: Ja. Aber heute machen die Städter beim Neujahrsbesuch nur noch selten den Kotau, sondern statt dessen begrüßt man sich mit übereinander geschlagenen Händen. Beim "Bai Nian" - Neujahrsbesuch gibt es in China einige Gepflogenheiten, die auch heute noch Sitte sind. Zum Beispiel soll man normalerweise am zweiten Tag des Frühlingsfestes die Schwiegereltern.

M: Ja. Nach dem "Bai Nian" soll die ältere Generation die schon vorbereiteten Neujahrsgroschen - die "rote Tasche" - den Kindern schenken. Natürlich sind hier die unmündigen Kinder gemeint. Man sagt, dass die Neujahrsgroschen symbolisieren, dass die Kinder gut, sicher und störungsfrei das neue Jahr verbringen können. Heute ist die Höhe des Neujahrsgeldes oft enorm. Früher wurden einige Yuan verschenkt, heute jedoch handelt es sich um einige hundert oder sogar um Tausende von Yuan. Die Kinder können damit Sachen für ihr Studium, Bücher, Spielzeug, Süßigkeiten usw. kaufen.

F: Ja. Auch die anderen Menschen sprechen beim Neujahrsbesuch gegenseitige Glückswünsche aus, z. B. "Alles Gute zum Neujahr! Sie haben es zu etwas gebracht" usw.. Die Zeit hat es mit sich gebracht, dass man bei Neujahrswünschen auch ganz andere Wege wählt. Man gratuliert heute zum Neujahr auch durch Telegramme oder Telefongespräche, denn es ist nicht allen Chinesen möglich, zur Familie zu reisen - obwohl Reisen in der Zeit um das Frühlingsfest in China den größten Boom des Jahres erlebt.

M: Ja. Das Frühlingsfest gehört zur traditionellen chinesischen Kultur. In vielen Gebieten Chinas bereitet man sich bereits von Anfang des zwölften Monats nach dem chinesischen Bauernkalender für das Neujahr vor. Die Atmosphäre des Frühlingsfestes zum Jahreswechsel dauert bis zum Ende des Laternenfestes - etwa Mitte des ersten Monats. Auch heute ist es der Fall, besonders auf dem Lande.

F: Ja. Das Kleben von Neujahrs-Zweizeilern, Scherenschnitten und dem Zeichen "Fu" - "Glück" sind auch alte Bräuche zum chinesischen Neujahr, die auch bis heute andauern. Man macht das durchaus schon am Anfang des zwölften Monats, also weit vor Neujahr. Alte Chinesen berichten, dass Spruchbänder Gespenster und böse Geister vertreiben können. Heute verstärkt man mit Spruchbändern die festliche Atmosphäre und bittet damit um etwas Glück. Fensterdekorationen haben wie Spruchbänder reiche Inhalte und Themenbereiche. Sie stellen bäuerliches Leben, Legenden, chinesische Opergeschichten, Tiere usw. dar.

M: Ja. Und dann kommt das Frühlingsfest mit raschen Schritten immer näher. Nun erzähle ich etwas über "Shou Sui" - die letzte Nacht des Jahres durchwachen. "Shou Sui" ist seit jeher ein allgemein verbreiteter Brauch zum Jahreswechsel in China, auch noch heute. Am Silvesterabend kommen alle Familienmitglieder nach Hause zurück und nehmen gemeinsam das Familienessen zu sich. Und danach sitzen alle zusammen und plaudern, feiern in das neue Jahr bis in die Morgendämmerung. Man fühlt sich dabei glücklich und geborgen. Denn das Frühlingsfest ist für Chinesen wie Weihnachten für Europäer, also das wichtigste Fest im Jahr.

F: Ja. Heute darf man in vielen Gebieten anlässlich der Feier Feuerwerkskörper abbrennen. In großen Städten wie Beijing ist so was an vielen Stellen verboten, um die Sicherheit zu gewährleisten.

M: Ja, genau. Liebe Radiofreunde, nun sprechen wir über zwei traditionellen Nahrungsmittel zum Frühlingsfest - "Nian Gao" und "Jiaozi", also "Neujahrskuchen" und "Ravioli".

F: Ja. Neujahrskuchen haben eine lange Geschichte in China. Früher wurde er als Opfergabe benutzt, später jedoch wurde es zu einem Nahrungsmittel des Frühlingsfestes. "Nian" heißt "Guo Nian". Und "Gao" bedeutet auf chinesisch "hoch", "besser". Der Verzehr des Neujahrskuchens Nian Gao drückt die Hoffnung der Menschen für das Neue Jahr aus. Chinesische Neujahrskuchen werden aus klebrigem Reismehl hergestellt. Datteln, weiche Esskastanien, Nüsse und Trockenfrüchte gehören in den Teig. Der Kuchen wird nicht gebacken, sondern gedämpft.

M: Ja. Nun sprechen wir über "Jiaozi" - "Ravioli". Ravioli ist ein traditionelles Gericht der Chinesen. Und zum Frühlingsfest ist Ravioli sogar eine unbedingt nötige Delikatesse. Die Ravioli-Tasche wird normalerweise aus Mehl gemacht. Die Füllung wird meistens aus Fleisch und Gemüse hergestellt, manchmal werden aber auch Erdnüsse, Süßigkeiten und Datteln verwendet, um langes Leben, Glück und Gesundheit zu symbolisieren. Und es gibt noch einen Brauch in China: Die Ravioli sollen Punkt 12 Uhr in der Nacht zum chinesischen Neujahr gegessen werden, um das Familientreffen zu feiern und viel Glück und alles Gute für die Zukunft zu wünschen.

F: Ja. Und noch eine Volkssage: Die Form der Ravioli gleicht ein wenig dem "Yuanbao" - einem schuhförmigen Gold- oder Silberbarren, der früher in der feudalen Gesellschaft Zahlungsmittel war. Deshalb isst man zum Frühlingsfest Ravioli, um für Aufschwung und Reichtum im neuen Jahr zu bitten. "Jiaozi" - Ravioli ist zwar schon seit langer Zeit ein alltägliches Gericht der Chinesen geworden. Aber für das Frühlingsfest ist Ravioli auch noch ein Muss.

M: Ja, bestimmt. Ich habe hier noch etwas zu ergänzen, und zwar zum Laternenfest. Der 15. des ersten Monats nach dem Mondkalender ist das Laternenfest, auch ein Familienfest der Chinesen. Bei diesem Fest essen die Chinesen Yuanxiao - Klößchen aus klebrigem Reismehl, mit Süßigkeiten gefüllt. Dabei tanzt man mit Drachenlaternen. Das ist auch noch heute Brauch zum Jahreswechsel in China. Mit dem Laternenfest geht die Neujahrsatmosphäre allmählich zu Ende, dann ist das chinesische Neujahr vorbei.

F: Ja. In den Städten bekommen die Arbeiter und Angestellten zum Frühlingsfest im Allgemeinen sieben Tage Urlaub. Soviel, liebe Hörer, zum Thema "Bräuche zum Jahreswechsel in China".