China ist nicht nur ein großes Agrarland mit mehr als 900 Millionen Bauern. Es ist auch weltweit das einzige Land, das regelmäßig ein großes Sportfest für Bauern ausrichtet. Das erste Sportfest der Bauern fand bereits im Jahre 1988 statt. Die Wettkämpfe und Disziplinen spiegeln dabei die ländliche Lebensweise wider. Beispiele dafür sind die Drachen- und Löwentänze sowie Drachenbootrennen. Bei diesen Sportarten handelt es sich eigentlich um volkstümliche Rituale, mit denen die Bauern früher Teufel austrieben und um Ernteglück beteten. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu Lieblingssportarten der chinesischen Landbevölkerung und sind als Disziplinen beim Sportfest der Bauern fest eingeplant. In diesem Sinne ist diese Veranstaltung ein echtes Fest für die Bauern, das sich dank öffentlicher Anteilnahme schnell verbreitet und immer mehr Fans zu aktiver oder passiver Teilnahme motiviert hat. Das Sportfest ist inzwischen fester Bestandteil des traditionellen chinesischen Sports.
Auf dem Sportfest der Bauern ist die Essenz des traditionellen chinesischen Sports präsent, sagte Jiang Tianyi vom chinesischen Sportverein der Bauern, der früher oft Sportfeste dieser Art organisierte:
"Das Sportfest der Bauern ist schon lange tief in den Herzen der chinesischen Bauern verwurzelt und berechtigt sie zu großen Erwartungen. Das Sportfest hat sich, was die Größe und Organisationsform angeht, zu einem wahren Festival der chinesischen Bauern entwickelt. Noch wichtiger aber ist, dass auf diesem Schauplatz die traditionellen chinesischen Sportarten wie Wushu sowie Drachen- und Löwentänze wiederaufleben. Gerade bei den jungen Leuten in den Städten geraten diese Sportarten in Vergessenheit. Bei unserem Sportfest aber zeigen die Sportarten ihre exotische nationale Prägung und Attraktivität, und sie bewegen immer mehr Leute zum Mitmachen".
Seit die Wettkämpfe begannen, drängten viele Zuschauer in die Stadien. Beim Drachenbootrennen wurden täglich sogar mehr als 10 000 Zuschauer gezählt. Die Tradition, Drachenbootrennen zum Gedenken an den großen chinesischen Dichter Qu Yuan im Frühling auszutragen, wird schon seit Jahrtausenden in verschiedenen Landesteilen in Südchina gepflegt. Mit den Drachenbootrennen wird zudem um günstiges Wetter und eine gute Ernte gebetet, erzählt Leiter der Sportdelegation des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang-Nationalität, Luo Ruiqiang:
"Bei uns macht jede Familie beim Drachenbootrennen mit. Wer nicht mitmacht, wird kaum geschätzt. Das ist unser Hobby. Beispielsweise herrscht beim traditionellen Duanwu-Fest ein emsiges Treiben. Die Dorfbewohner, egal Mann oder Frau, alt oder jung, sie alle gehen zum Bootsrennen. Das ist nicht nur ihr Hobby. Die Kinder lernen schon recht früh den Umgang mit den Rudern.
Durch die Attraktion dieses Sportereignisses heiraten auch viele auswärtige Frauen in der Nähe in unseres Dorfes. Nun sind wir Dorfbewohner reich geworden. Das Jahreseinkommen unseres Dorfes beträgt mehr als 10 Millionen Yuan".
Der Bauer Fu Xinian aus einem entfernt gelegenen Dorf scheut keine Strapazen, um sich sein Lieblingsspiel, die traditionelle chinesische Kampfkunst Wushu, anzuschauen. Das ist ein echtes Fest der Bauern, erzählt er begeistert. In seinem Dorf hätten sich viele seit Jahren mit der Übung der Kampfkunst beschäftigt und seien nun durch die ausgezeichneten Demonstrationen auf dem Sportfest der Bauern noch ermutigt worden.
Volkstümliche Sportarten in China wie Wushu, Drachenbootrennen sowie Drachen- und Löwentänze entstammen zum Teil aus der agrarwirtschaftlichen Praxis. Deshalb stoßen sie vor allem in den ländlichen Gebieten auf großes Interesse. Insofern ist das Sportfest der Bauern auch ein Test für den Grad der Beliebtheit und Vitalität dieser Sportarten. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung und Erhöhung des Lebensniveaus auf dem Lande haben sich noch mehr traditionelle Sportarten unter den Bauern entwickelt. Beispiele hierfür ist Kickfederball, das besonders in Südwestchina auf großes Interesse stößt. Diese Sportart enthält Elemente wie das Kicken und Köpfen des Balls, zudem bedarf es einiger Kunstfertigkeit beim Umgang mit der Feder, die in einer Gummischeibe fixiert ist. Im Laufe der Zeit hat sich Kickfederball bis nach Nordostchina verbreitet, und dort ist auch das Spielniveau relativ hoch. Kickfederball ist seit dem 2. Sportfest der Bauern als Disziplin vertreten. Dazu der Leiter der Sportdelegation der nordostchinesischen Provinz Liaoning, Yang Wenzhong:
"Die Provinz Liaoning ist Vorzeigemodell bei der Verbreitung des Kickfederballs. Unsere Spieler waren schon zwei Mal zu Gast in Deutschland und mehrmals in anderen Ländern. Diese Sportart ist in unseren Städten, Gemeinden und Kreisen sehr populär".
Neben dem nationalen Sportfest der Bauern werden jährlich auch ähnliche Wettkämpfe auf Provinzebene ausgetragen. Auch die kleineren Sportfeste spielen eine innovative Rolle sowohl bei der Entwicklung volkstümlicher Sportarten als auch bei der Mobilisierung der sportbegeisterten Bevölkerung auf dem Lande. In letzter Zeit wurden immer mehr Sportlerinnen und Sportler aus Bauernfamilien als Kader in die Nationalmannschaft aufgenommen. In diesem Sinne hat der Massensport in den ländlichen Gebieten eine wichtige Basis für die Erfolge des chinesischen Sportwesens überhaupt geschaffen.
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