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(GMT+08:00) 2004-09-01 09:55:00    
Deutsche Athen-Bilanz

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Athen -- "Warum nicht!", sagte Clemens Prokop, Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), auf die Frage, ob der ehemalige 200-Meter-Olympiasieger Michael Johnson im Hinblick auf Olympia 2008 in Peking als Berater des DLV in Frage käme. "Wenn wir neue Erkenntnisse der Trainingsmethodik erhalten. Wir sollten ohnehin mehr über den Zaun der nationalen Grenzen hinausschauen. Von den Schweden, zum Beispiel, könnten wir sicher einiges lernen", erklärte Prokop.

Insgesamt nannte der DLV-Präsident die Leistungen seiner Athleten, die in Athen durch Steffi Nerius im Speerwerfen und Nadine Kleinert im Kugelstoßen lediglich zwei Silbermedaillen gewonnen hatten, "indiskutabel". "Einige Athleten konnten ihre Anwesenheit in Athen nicht rechtfertigen. Zudem hatten wir Medaillenkandidaten, die ihr Potenzial nicht abrufen konnten", sagte Prokop. Außerdem habe es keine neue Lichtgestalt gegeben, "die unsere Probleme überstrahlt hätte".

"Teilweise gearbeitet wie vor 20 Jahren"

NOK-Präsident Klaus Steinbach sieht mit dem fünften Platz in der Medaillenwertung das Ziel erreicht: "Ich habe nie gesagt, dass wir Dritter in der Nationenwertung werden können, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie unberechenbar Olympische Spiele sind." Jedoch seien Leichtathleten und Schwimmer weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, "und auch die Fechter haben nicht erreicht, was sie wollten", so Steinbach, der in Athen "Chef de Mission" der deutschen Mannschaft ist.

Steinbach rechnet als Konsequenz des schlechten Abschneidens in einigen Sportarten mit einer Verkleinerung der Mannschaft in Peking 2008. "Ich glaube nicht, dass wir in Peking noch die gleiche Mannschaftsstärke haben werden. Wir bleiben bei unserem nationalen Nominierungskriterium der berechenbaren Endkampfchance", sagte Steinbach. Der 50-Jährige kritisierte zudem indirekt die Sportverbände und sprach sich für einen Umbau des Leistungssports in Deutschland aus, "weil teilweise immer noch gearbeitet wird wie vor 20 Jahren".

Der scheidende deutsche Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, sprach von begeisternden Spielen und lobte die deutsche Mannschaft für ihr "sympathisches Auftreten". Bach forderte jedoch mehr "Birgit-Fischer-Mentalität". Die 42-Jährige hatte im Kajak je einmal Gold und Silber gewonnen. "Das ist eine einzigartige Leistung", so Bach.

Zusammenlegung von NOK und DSB

Wie Steinbach fand auch der ehemalige Olympia-Teilnehmer im Fechten kritische Worte für die deutschen Sportverbände. "In der Struktur des Leistungssports gibt es ein Gestrüpp von Kompetenzen, das keiner mehr durchschaut. Bei den Olympia-Stützpunkten steht Olympia zwar drauf, aber Olympia ist nicht drin", sagte Bach, "der Sport muss da viel mehr eine tragende, bestimmende Rolle spielen." Zugleich forderte der 50-Jährige die Zusammenlegung von NOK und Deutschem Sportbund (DSB), um "die Spitze zusammen zu führen". Diese müsse dann mit einer Stimme sprechen.

Auch Ulrich Feldhoff, Vizepräsident Leistungssport des DSB und in Personalunion auch Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, zieht eine durchwachsene Bilanz des deutschen Auftritts in Athen. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", erklärte er, "das Gesamtergebnis geht in Ordnung, muss aber differenzierter bewertet werden als je zuvor". Besonders mit den Leichtathleten, Schwimmern, Fechtern und Seglern könne man "nicht zufrieden sein", sagte Feldhoff. Zudem zweifelte er indirekt an der Einstellung einiger Athleten.

Deshalb wolle er die Besetzung des Teams Peking nur von konstant guten Leistungen abhängig machen. Auch die Arbeit an den Olympia-Stützpunkten müsse sich hinsichtlich Qualität und Quantität steigern. "Wir können nicht das System der USA, nicht das von Russland und schon gar nicht das von China kopieren", sagte Feldhoff, wir müssen einen eigenen Weg finden, und zwar schnell."