Ein weiterer Grund für die Erfolge sind die Risikobereitschaft und der Innovationsgeist der Unternehmer aus der Provinz Zhejiang. Die Erfolgsgeschichte von Zheng Xiukang, dem Vorstandsvorsitzenden der Aokang-Gruppe aus der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang ist ein typisches Beispiel dafür. Vor zwanzig Jahren hat Zheng eine Schuhfabrik gegründet. Inzwischen rangiert das Unternehmen in der Branche landesweit auf dem dritten Platz. Dennoch wollte er sich nicht damit begnügen, lediglich den inländischen Markt zu beliefern. Vor zwei Jahren begann die Aokang- Gruppe, im Ausland Schuhläden zu eröffnen. Zheng Xiukang beschreibt die Entwicklung:
"Vor zwei Jahren haben wir begonnen, im Ausland Schuhläden zu betreiben. Die erste Auslands-Filiale hat sich in Paris angesiedelt, dann kamen die Läden in Milan, Rom, Neapel, New York und Barcelona hinzu. Für dieses Jahr planen wir, auf dem nordamerikanischen Markt flächendeckend zu operieren. Unser Ziel ist die Anerkennung chinesischer Schuhmarken auf dem Weltmarkt."
Offiziellen Angaben zufolge machte die private Wirtschaft 2003 einen Anteil von über 70% am gesamten Bruttoinlandsprodukt der Provinz Zhejiang aus. 80% der insgesamt 350.000 in der Provinz ansässigen Unternehmen sind private Betriebe oder Aktiengesellschaften. Allerdings handelt es sich bei den privaten Unternehmen in der Regel um eher kleine Betriebe und vor allem Familienbetriebe. So liegen zwischen diesen Betrieben und großen in- und ausländischen Unternehmen große Klüfte in der Personalausbildung, der Technologie und den Managementsystemen. Um derartigen Problemen zu begegnen, haben vor kurzem neun Unternehmen in Wenzhou in der Provinz Zhejiang spontan Chinas erstes privates Konsortium mit einem Stammkapital von über 10 Mrd. Yuan RMB gebildet.
Zur Begründung dieses Schritts sagte Wang Zhentao, Vize-Vorstandsvorsitzender des Konsortiums:
"Der Wettbewerb auf dem inländischen Markt wird immer härter. Hinzu kommen noch ausländische Konkurrenten infolge des WTO-Beitritts Chinas. Starke Unternehmen sollen noch enger zusammenarbeiten. Ich halte die Gründung von Konsortien für zukunftsweisend im Hinblick auf die Entwicklung der privaten Unternehmen. Nach der Zusammenlegung sind wir in zahlreichen Bereichen in- und außerhalb unserer Stadt präsent. Dazu gehören der Infrastrukturaufbau der Stadt Wenzhou, Schwerpunktprojekte der Provinz Zhejiang in den Bereichen Wasserbau, Stromerzeugung und Umweltschutz. Zudem wirken wir bei einigen staatlichen Projekten mit, darunter die großangelegte Erschließung und Entwicklung Westchinas sowie die Umgestaltung der traditionellen Industriestandorte in Nordostchina."
Die Gründung von Konsortien ist laut Auffassung von Wirtschaftsexperten ein konstruktiver Versuch der privaten Unternehmer in Zhejiang. Probleme wie begrenzter Geschäftsumfang, niedriges Verwaltungsniveau und geringe Qualifikationen der Belegschaft, die kleine Betriebe haben, könnten durch die Einführung moderner Unternehmensführung und die damit einhergehende Umgestaltung nach und nach bewältigt werden.
Diese Ansicht teilt auch Professor Zhang Yang aus der Hehai- Universität in Nanjing, Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu:
"Durch die Gründung eines Konsortiums sind die Unternehmer imstande, durch ein enges Bündnis und durch die Einführung von Aktiensystemen sowie moderner betriebswirtschaftlicher Führung die Hindernisse auf dem Entwicklungsweg der einzelnen Unternehmen aus dem Weg zu räumen. Der Schritt dient außerdem dazu, den Geschäftsumfang zu vergrößern und die Entwicklung der Unternehmen an internationalen Standards zu orientieren."
Darüber hinaus streben zahlreiche private Betriebe in der Provinz Zhejiang Kooperationen mit ausländischen Unternehmen an, um moderne Managementerfahrung und Technologien einführen zu können. Außerdem fördern sie mit der Kapitalisierung auf den Finanzmärkten den sprunghaften Aufschwung des Wertpapierhandels an der Börse.
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