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(GMT+08:00) 2004-08-31 08:48:01    
Senioren-Selbsthilfe in Hangzhou

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F: Huang Gang, ist es in China eigentlich eine Pflicht, dass erwachsene Kinder ihre alten Eltern bei sich aufnehmen müssen?

M: Ja und nein. Heutzutage wollen immer mehr junge Leute alleine, ohne ihre Eltern, leben. So sind zum Beispiel im Wohnviertel Xia Macheng in der Stadt Hangzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang nur 20 % der 8.200 Einwohner alte Menschen. Und die meisten älteren Menschen dort leben nicht bei ihren Kindern.

F: Ja, und wie oft sehen sie dann ihre Familien?

M: So ein, zwei Mal die Woche.

F: Na mal ehrlich, ich würde mich als pensionierte ältere Dame ziemlich langweilen ohne meine Kinder.

M: Na ja, da brauchst du dir ja momentan wirklich keine Sorgen zu machen. Außerdem haben die älteren Einwohner des Viertels eine ziemlich gute Lösung gefunden. Und zwar mit einer Art Senioren- Chat- Room.

F: Ja wie - meinst du etwa so etwas wie ein Internet- Chat?

M: Nee, natürlich nicht. Denn hier handelt es sich um einen reellen Unterhaltungsraum, in dem sich die älteren Menschen des Wohnviertels zum Plaudern treffen können.

F: Na, das ist mal wirklich eine gute Idee. Dann müssen sich die älteren teilweise verwitweten Menschen nicht mehr einsam fühlen und sind auch gesellschaftlich nicht isoliert.

M: Ja, genau. Da ist z. B. die 76jährige Lü Yaqing. Sie hat keine Kinder und ihr Mann ist vor 5 Jahren gestorben. So trifft sie sich jeden Mittwochnachmittag mit alten Freunden und Nachbarinnen im Senioren- Chat-Room.

?Ich fühle mich einsam, wenn ich alleine Zuhause bleibe. Mit wem kann ich mich schon unterhalten? Ich kann entweder fernsehen oder lesen. Aber das ist jetzt anders. Im Unterhaltungszimmer unseres Wohnviertels können wir uns ein Mal pro Woche treffen und über alles unterhalten. Das hat uns allen bisher sehr gut gefallen."

M: Ja, und aus dem Senioren- Chat-Room in Hangzhou ist nach und nach die Senioren- Selbsthilfe entstanden.

F: Du meinst, die Seniorengruppe hat die Selbsthilfe selbst gegründet?

M: Stimmt genau. Frau Cai Yi, ein Stammgast im Chat-Room, ist eine pensionierte Ärztin. Die warmherzige Dame arbeitet schon länger ehrenamtlich als Gesundheitsberaterin für ihre Nachbarn. Eines Tages hat sie vorgeschlagen, dass die Besucher des Chat-Romms ein Selbsthilfe-Team aufstellen. Die Idee von Frau Cai Yi ist bei den älteren Menschen sehr gut angekommen und hat auch von der Verwaltungsbehörde des Wohnviertels Unterstützung erhalten.

F: Ja, aber sag mal Huang Gang, wie ist sie denn auf diese Idee gekommen? Hat sie denn keine Kinder und ist auf die Hilfe der anderen angewiesen?

M: Nein, ganz im Gegenteil. Frau Cai will gar nicht mit ihren Kindern zusammenleben. Sie meint, ihre Kinder seien viel zu sehr beschäftigt, um sich auch noch um sie zu kümmern. Und sie findet es außerdem nicht vernünftig, alles von den Kindern abhängig zu machen. Zudem meint sie, dass sich die älteren Menschen gegenseitig helfen könnten.

F: So hat sie also im Mai vergangenen Jahres eine Selbsthilfe-Gruppe gegründet, die damals 38 Mitglieder hatte. Dabei sind alle im Team dazu verpflichtet, einander und den anderen alten Menschen im Wohnviertel zu helfen. Und die anfallenden Kosten trägt die für das Wohnviertel zuständige Behörde.

M: Ja, genau. Und inzwischen nehmen 100 Senioren an dem Selbsthilfe-Programm teil. Sie sind alle zwischen 60 und 70 Jahren alt.

F: Finde ich wirklich sehr interessant, dass ein Senioren-Team anderen älteren Leuten hilft. Auf diese Weise können viel mehr praktische Dinge in Angriff genommen werden.

M: Ja, klar. Und außerdem sind dadurch die Nachbarschaftsbeziehungen besser und harmonischer geworden. Über die Arbeit des Teams sagt Frau Cai Yi:

?Auch wenn wir harte Arbeit leisten müssen, so sind wir doch alle sehr froh und führen ein erfülltes Leben. Die anderen alten Menschen sind uns sehr dankbar, dass wir uns ihrer Probleme annehmen. Und wir freuen uns auch sehr darüber, wenn wir jemanden glücklich machen können. Dann macht uns die Arbeit auch nicht so müde."

M: Die Bemühungen des Selbsthilfe-Teams haben viele Leute tief gerührt. Und Cai Yi war weiterhin sehr aktiv, bis ihr Mann im vergangenen Jahr schwer erkrankt ist und ins Krankenhaus musste.

F: Ja, aber das heißt dann doch, dass sich Cai Yi alleine um ihren Mann kümmern musste. Du hast ja eben erzählt, dass ihre Kinder auswärts arbeiten und sehr beschäftigt sind.

M: Stimmt. Aber, da gibt es zum Glück das Senioren Selbsthilfe-Team. Sie haben selbstverständlich auch Cai Yi geholfen und abwechselnd für ihren kranken Mann gesorgt. Darüber hinaus haben viele andere ältere Menschen aus der Wohngegend Cai Yis Mann im Krankenhaus besucht.

F: Ja, und außerdem hat die Hilfsbereitschaft der alten Leute auch zahlreiche jüngere Bewohner des Viertels inspiriert.

M: Stimmt. Einige von ihnen haben gefragt, ob auch sie nicht etwas für die älteren Leute im Wohnviertel tun könnten. Darüber hinaus hat der Haushalts-Service des Viertels kostenlose Dienstleistungen für ältere Menschen mit Schwierigkeiten angeboten.

F: Auch Zhu Xincai ist Mitglied der Selbsthilfe-Gruppe und hat anderen schon oft bei verschiedenen Reparaturen geholfen. Dazu sagte seine Tochter Zhu Min:

?Nachdem mein Vater in Rente gegangen ist, hat er sich ausgeschlossen gefühlt. Deshalb freut er sich sehr darüber, dass er Mitglied der Senioren- Selbsthilfe ist. Denn hier kann er endlich mal wieder etwas für die anderen tun. Außerdem ist meine Tochter von der hilfsbereiten Art ihres Opas angesteckt worden. Nun singt sie ab und zu etwas für die kinderlosen älteren Nachbarn oder unterhält sich mit ihnen. Deshalb finde ich das auch für die kleinen Kinder sehr gut."

M: Das ist doch wirklich schön, dass immer mehr Menschen, darunter auch kleine Kinder, für die Älteren sorgen wollen.

F: Ja, und nicht nur das. Die Idee hat sich schnell verbreitet, sodass es inzwischen in den meisten Wohnvierteln in Hangzhou solche Selbsthilfe-Teams für Senioren gibt.

M: Stimmt. Und nun plant auch die Provinzregierung in Zhejiang die Verbreitung solcher Organisationen. Bis zum Jahr 2005 soll es in 80% der Wohnviertel in der Provinz Senioren-Teams für gegenseitige Hilfe geben...