China Newsweek: Deng war der erste Staatsführer, der, in guter körperlicher Gesundheit, auf eigenen Wunsch von seinen Ämtern zurückgetreten ist. Hat dies etwas mit seinen persönlichen Erlebnissen zu tun?
Deng Rong: Selbstverständlich. Mit 16 Jahren studierte er in Frankreich. Er strebte in seinen Anfangsjahren danach, durch den Kampf gegen Imperialismus und Feudalismus China zu einem demokratischen und reichen Land aufzubauen. Nach dem Beitritt zur Kommunistischen Partei Chinas bemühte er sich, zusammen mit seinen Genossen das diktatorische Kuomitang-Regime unter Führung von Tschiang Kai-shek zu bekämpfen. Ihr Endziel war, den Kommunismus in der ganzen Welt zu verwirklichen.
Ein großes Hindernis für die Modernisierung Chinas waren die feudalistischen Traditionen, die durch mehr als 2.000 Jahren Feudalgesellschaft geprägt waren. Nach der Beendigung der "Kulturrevolution" forderte Deng wiederholt, das Denken zu befreien und die Überreste des Feudalismus abzuschaffen. Die Abschaffung des Systems der Kaderfunktion auf Lebenszeit ist ein Symbol, das seine Entschlossenheit zur völligen Abschaffung feudalistischer Altlasten in China wiedergibt.
Darüber hinaus hat er die Revision der Verfassung eingeleitet, so dass ein gesetzliches System im Rahmen der neuen Verfassung geschaffen und das Kadersystem der Partei und der Regierung reformiert werden konnte. Die Abschaffung des Kadersystems auf Lebenszeit gehört dazu. Die Reform des politischen Systems ist von gleicher Bedeutung wie die wirtschaftliche Umstrukturierung. Meiner Meinung nach ist die Abschaffung des Systems der Kaderfunktion auf Lebenszeit, nach der sich der bewährte demokratische Zentralismus zu etablieren begann, einer seiner größten Beiträge zu China im 20. Jahrundert.
China Newsweek: Führte er wirklich ein entspanntes Leben im Ruhestand? Wie sah sein alltägliches Leben aus?
Deng Rong: Er führte ein regelmäßiges Leben, was vielleicht mit seinen langjährigen Erlebnissen im Militär zu tun hatte. Im Ruhestand stand er täglich um 8.00 Uhr auf, dann frühstückte er, ging spazieren und las Dokumente. Pünktlich um 12.00 Uhr aß er zu Mittag und genoß dann seinen Mittagsschlaf. Am Nachmittag las er Zeitungen und Bücher und um 18.30 Uhr aß er zu Abend. Abends schaute er Fernsehen und spielte manchmal Bridge. Das Leben der Familie orientierte sich an ihm. Ich denke, das ist vielleicht ein wesentlicher Grund, warum er so lange lebte.
China Newsweek: War er eine leidenschaftliche Person?
Deng Rong: Er liebte das Leben. Er war ein Fussballfan und hat uns auch zu Fans gemacht. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren Bridge spielen, Schwimmen, Spazierengehen und mit Kindern spielen. Er schaute manchmal Basketball- und Tischtennisspiele, mochte auch Sprechtheater, Oper und Ballet. Als wir noch klein waren, nahm er uns öfter zum Anschauen von Spielen und Kulturveranstaltungen ins Sportstadion mit. Im Alter sah er gerne fern, Nachrichten, Fernsehspiele, egal was.
China Newsweek: Ich habe in Ihrem Buch gelesen, dass er auch kochte.
Deng Rong: Er war ein guter Koch. In Jiangxi kochte er während der "Kulturrevolution" öfter selbst. Er war besonders gut im Kochen der Sichuaner Küche, insbesondere Sichuaner Schweinegulasch, mit Reismehl gedämpftes Schweinefleisch und gepfefferter Tofu usw.
China Newsweek: Es war wahrscheinlich nicht einfach für ihn, ein Leben als normaler Mensch zu führen. Zumindest wurde er erkannt, wenn er auf die Straße ging.
Deng Rong: In meiner Erinnerung kümmerte er sich nach dem Ruhestand nur um zwei Fragen. Erstens, die Frage des Systems, d.h., wie wird ein demokratischer Zentralismus, der den Gegebenheiten Chinas entspricht, etabliert. Zweitens, allgemeiner Wohlstand. Er meinte, der allgemeine Wohlstand der Bevölkerung spiegele das Wesen und die Überlegenheit des Sozialismus wider.
(China Newsweek/China.org.cn)
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