Mitte des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der weiblichen Beschäftigten im Zuge des Aufschwungs des Wirtschaftsaufbaus rasch zu, so dass das Problem der angemessenen Unterbringung von Kindern dringend zu lösen war. Nach damaligen unvollständigen Statistiken Beijings gab es 1956 in der Hauptstadt über 500 000 Kinder zwischen 1 und 7 Jahren, darunter über 200 000 Kinder unter 3 Jahren. Abgesehen von denjenigen, die von Kindergärten und -krippen oder ihren Familien betreut wurden, waren für 90 000 Kinder Kindergartenplätze nötig. Man richtete damals Kindergärten und -krippen ein, damit die berufstätigen Frauen ruhig und sorglos arbeiten und die Kinder eine standardisierte Pflege und Erziehung erhalten konnten. Um das öffentliche Angebot zu ergänzen, mobilisierte die Regierung gesellschaftliche Kräfte, in freier Trägerschaft Kindergärten zu gründen und zu betreiben. Auf diese Weise wurden die berufstätigen Frauen von ihrer Sorge um die Kinder befreit. Auch städtische Betriebe, Staatsämter und Lehranstalten gründeten je nach ihrer Möglichkeit entweder unabhängig oder gemeinsam Kindergärten und -krippen für die Kinder ihrer Belegschaft als eine Sozialleistung. Ferne gab es von Einwohnerkomitees betriebene vorübergehende Pflegestellen für Kleinkinder und Säuglinge, Klassen für Kleinkinder sowie Familienbetreuungsstellen. Auf dem Lande organisierten die damaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Saisonkinderhorte und -gärten. Die Bildungsbehörden verschiedener Regionen richteten musterhafte Kindergärten ein. Die Kindergärten sahen es schon damals als ihre Aufgabe an, Pflege und Erziehung der Kinder miteinander zu verbinden, und schenkten der Gesundheit und der Charakterbildung der Kinder große Beachtung.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre kam es in China zu einem Babyboom. Unter dem gewaltigen Druck des Bevölkerungswachstums führte die Regierung die Politik der Familienplanung durch und propagierte die Ein-Kind-Familie. Da Familien mit einem einzigen Kind höhere Anforderungen an die Kindespflege und -erziehung stellten, wurden mehr und mehr Kinder in Kindergärten gebracht, so dass ein Engpass im Kindergartenangebot entstand. Die hohe Anforderung der Eltern an die vorschulische Erziehung und die Änderung der Wirtschaftsstruktur spornten die Kleinkindererziehung an, nach einem neuen Weg zu suchen. Zu dieser Zeit entstanden aus Investitionen von Privatpersonen eingerichtete Kindergärten sowie Kindergärten mit kollektivem Charakter, die mit Mitteln aus verschiedenen Kanälen der Gesellschaft gegründet wurden, von den Eltern eine angemessene Gebühre erhoben und für Gewinn und Verlust selbst verantwortlich waren. So machte man Schluss damit, dass die Kindergärten völlig auf di Staatsmittel angewiesen waren. In den Städten gibt es heute Kindergärten, die von Regierungsbehörden und Institutionen, von Betrieben, Einwohnerkomitees und Privatpersonen betrieben werden. In den ländlichen Gebieten mit einer relativ guten Wirtschaftsgrundlage verfügt jede Gemeinde über einen zentralen Kindergarten und besitzt jedes Dorf eine Vorschulklasse.
|