1. Einleitung
Gewichtheben ist eine Kraftsportart, bei der die Sportler versuchen (maximal dreimal), eine mit Gewichten versehene Hantel zur Hochstrecke zu bringen. Der Wettkampf wird in den Disziplinen Reißen und Stoßen bzw. einer Kombination aus beiden (olympischer Zweikampf) ausgeführt (siehe Regeln in Kürze).
2. Regeln in Kürze
Olympischer Zweikampf
Besteht aus Reißen und Stoßen, deren Leistungen für den Gesamtsieg addiert werden. Medaillen gibt es nur für die ersten Drei im Zweikampf.
Reißen
Beim Reißen muss die Hantel in einem Zug vom Boden nach oben geführt und über dem Kopf so lange gehalten werden, bis der Kampfrichter ein Zeichen gibt. Die drei Kampfrichter bewerten den korrekten Ablauf und fällen ihre Entscheidung für gültig oder nicht.
Stoßen
Beim Stoßen wird die Hantel zunächst in einer Bewegung auf Brusthöhe gebracht und darf auf Schlüsselbein, Brust oder vollständig gebeugten Armen ruhen. In einem zweiten Bewegungsablauf wird sie dann nach oben gestoßen und dort wie beim Reißen eine Zeitlang mit gestreckten Armen fixiert. Beine und Füße dürfen dabei bewegt werden.
Der Heber hat für jedes Gewicht maximal drei Versuche; er kann für das nächste Gewicht beliebig steigern, aber mindestens um 2,5 Kilo. Zwischen dem Betreten der Bühne und dem Beginn des Hebens hat er 60 Sekunden Zeit.
3. Gewichtsklassen
Wettkämpfe werden in 8 Klassen ausgetragen:
Männer: - 56 kg, 56-62 kg, 63-69 kg, 70-77 kg, 78-85 kg, 86-94 kg, 95-105 kg, + 105 kg
Frauen: - 48 kg, 49-53 kg, 54-58 kg, 59-63 kg, 64-69 kg, 70-75 kg, + 75 kg
Olympische Wettkämpfe werden in 10 Klassen ausgetragen:
bis 54 kg (Fliegengewicht), bis 59 kg (Bantamgewicht), bis 64 kg (Federgewicht), bis 70 kg (Leichtgwicht), bis 76 kg (Mittelgewicht), bis 83 kg (Leichtschwergewicht), bis 91 kg (Mittelschwergewicht), bis 99 kg (1. Schwergewicht), bis 108 kg (2. Schwergewicht) und über 108 kg (Superschwergewicht).
4. Das Problem Doping
Kaum eine andere Sportart war so in den Teufelskreis von Drogenmissbrauch und falsch verstandener "ärztlicher Betreuung" einbezogen. Es kam zu vielen Skandalen und Disqualifikationen (Doping). Deshalb gab es auch ab Atlanta 1996 eine Radikalkur. Um die "Drogen-Rekorde" vergangener Jahre zu eliminieren, wurden die Gewichtsklassen neu eingeteilt.
5. Kurioses
In der Anfangszeit des olympischen Hebens galt die Devise: Hauptsache das Gewicht kommt nach oben. Einzige Regel: Die Füße durften nicht bewegt werden.
Rudolf Plukfelder (Sowjetunion) wurde mit 36 Jahren noch Olympiasieger in Tokio 1964, und Norbert Schemansky war gar 40 Jahre alt, als er 1964 noch eine Medaille gewann.
Naim Süleymanoglu wurde als Naim Suleimanov in Bulgarien geboren und und schaffte mit 14 Jahren seinen ersten Weltrekord. Dann sollte er auf Wunsch der Behörden seinen türkischen Namen in Naum Shalamanov ändern. Er floh in die Türkei, nannte sich nun Süleymanoglu und wurde im Bantamgewicht sowohl in Seoul 1988 als auch in Barcelona 1992 Olympiasieger.
In Barcelona 1992 weigerte sich Ibrahim Samadow (GUS), die Bronzemedaille anzunehmen (er hatte wie die ersten Zwei 370 kg in der 82,5 kg-Klasse gehoben), weil ihn angeblich die Zuschauer am Gewinn des Goldes gehindert hatten. Er wurde disqualifiziert, von den Olympischen Spielen ausgeschlossen und auf Lebenszeit gesperrt.
Der Amerikaner Paul Anderson, das Heber-As seiner Zeit, war in Melbourne 1956 als hoher Favorit überraschend leistungsgleich (je 500 kg) mit dem Argentinier Selvetti und bekam das Gold nur, weil er mit 138 kg etwas weniger wog.
6. Geschichte der Sportart
Bereits im 18. Jahrhundert traten Gewichtheber besonders in England als Berufssportler im Schaustellergeschäft auf. Schon 1891 wurde der erste Gewichtheber-Verband der Welt, der Deutsche Athletenbund (DAB), gegründet. Seit 1893 werden deutsche, seit 1896 europäische und seit 1905 Weltmeisterschaften ausgetragen.
Starre Hanteln oder Gewichte hemmten die Entwicklung, bis der Deutsche Karl Berg (1910) die Scheibenhantel erfand, also eine Stange, an der man variabel Gewichte in Scheibenform anbringen kann.
7. Olympische Geschichte
Das Gewichtheben ist seit Beginn der modernen Spiele olympische Disziplin. In Athen 1896 hob man in zwei Wettbewerben einarmig und beidarmig ohne Beschränkung des Körpergewichts. Später gab es eine ganze Reihe von Variationen.
Ordnung kam in das Gewichtheben ab Antwerpen 1920 (in Stockholm 1912 fehlte die Sportart völlig), als man fünf Gewichtsklassen einführte (Feder, Leicht, Mittel, Halbschwer und Schwer) und einen Dreikampf bestritt, für den die Leistungen aus einarmigem Reißen und Stoßen sowie aus beidarmigem Stoßen addiert wurden.
In Paris 1924 trug man dann in diesen fünf Gewichtsklassen gar einen Fünfkampf aus, für den die Leistungen aus beidarmigem Drücken (wie Stoßen, aber Beine und Füße dürfen nicht bewegt werden), Reißen und Stoßen sowie aus einarmigem Reißen und Stoßen zusammengezählt wurden.
Ab Amsterdam 1928 kämpften dann die Athleten weiterhin in fünf Gewichtsklassen im für lange Jahre üblichen olympischen Dreikampf, bestehend aus beidarmigem Drücken, Reißen und Stoßen.
Das Drücken, dessen korrekter Ablauf nur schwer beurteilt werden konnte und das auch sportmedizinisch umstritten war, wurde für Montreal 1976 gestrichen, und ab da gilt bis heute der olympische Zweikampf aus Reißen und Stoßen.
Die Gewichtsklassen wurden von fünf auf heute zehn aufgestockt: Das Bantamgewicht kam 1948 hinzu, darauf folgten Mittelschwer 1952, zweites Schwergewicht und Superschwergewicht 1972 und schließlich erstes Schwergewicht 1980.
Seit den achtziger Jahren finden Meisterschaften bei den Frauen statt, 2000 in Sydney waren sie zum ersten Mal bei der Olympiade beteiligt.
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