Fechten ist eine Zweikampfsportart mit Degen, Florett oder Säbel auf einer Fechtbahn; in spezieller Schutzkleidung ausgetragene Wettbewerbe.
1. Regeln in Kürze
Die Waffen
- Florett: Das Florett ist eine Stoßwaffe, wiegt maximal 500 Gramm und ist insgesamt 110 cm (Klinge 90 cm) lang. Treffer dürfen nur mit der Klingenspitze am Rumpf des Gegners (nicht Arme und Kopf) erzielt werden.
- Degen: Auch der Degen ist eine Stoßwaffe, wiegt 770 Gramm und ist 110 cm (Klinge 90 cm) lang. Getroffen werden darf jeder Punkt am Körper.
- Säbel: Der Säbel ist eine Hieb- und Stoßwaffe, unter 500 Gramm schwer und 105 cm (Klinge 88 cm) lang. Treffer mit Spitze und Schneide können am Oberkörper (einschließlich Kopf und Arme) gesetzt werden.
Die Waffen der Frauen entsprechen denen der Männer.
Wichtigste Regeln
Sieger ist, wer zuerst fünf Treffer, in der Direktausscheidung (K.o.-System) zehn Treffer (Frauen acht) erzielt hat. Dabei ist die elektrische Trefferanzeige für Florett und Degen schon seit Jahrzehnten üblich, für Säbelfechter wurde sie in Barcelona 1992 eingeführt.
Mannschaftswettbewerbe
Jede Mannschaft besteht aus vier Sportlern, die gegen jeden der anderen kämpfen. Hat eine Mannschaft mehr als die Hälfte der Gefechte gewonnen, wird der Kampf vorzeitig abgebrochen. Bei Remis in Mannschaftskämpfen zählt die geringere Zahl der erhaltenen Treffer.
2. Wettkampfarten
Im Fechten gibt es seit 2004 folgende Wettbewerbe:
Florett: Männer-Einzel, Frauen-Einzel, Mannschaft Männer, Mannschaft Frauen
Säbel: Männer-Einzel, Frauen-Einzel, Mannschaft Männer
Degen: Männer-Einzel, Frauen-Einzel, Mannschaft Männer, Mannschaft Frauen
3. Kurioses
Die Brüder Dario und Eduardo Mangiarotti gewannen in Helsinki 1952 Gold und Silber mit dem Degen. Das schafften auch schon ihre Landsleute Nedo und Aldo Nadi in Antwerpen 1920 mit dem Säbel.
Die aus Ungarn stammende erfolgreichste Fechterin Idilko S'agin'e-Ujlakin'e-Rejtö wurde taub geboren und gewann Medaillen unter drei verschiedenen Namen.
Mit der deutschen Mannschaft holte Monika Weber-Koszto in Barcelona 1992 Florett-Silber. Als Monica Veber-Koszto hatte sie die gleiche Medaille acht Jahre zuvor in Los Angeles 1984 mit der rumänischen Mannschaft gewonnen.
4. Geschichte der Sportart
Fechten gehört neben Boxen und Ringen naturgemäß zu den frühesten Zweikampf-Wettbewerben der Menschen und ging aus dem kriegerischen Fechten mit dem Schwert als Trainings- oder Spielform hervor. Eine Art sportliches Fechten betrieb man schon zu ältesten Zeiten in Ostasien mit blanken Waffen und in Afrika und Japan mit Stöcken. Die Antike kannte Fechtschulen, und im Römischen Reich des Augustus liebte die Jugend das Schaufechten.
Mit der Erfindung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert verlor das schwere Schwert seine Bedeutung, und es kam das Fechten mit leichten Waffen auf, für das es bald einheitliche Regeln und Lehrbücher (zuerst 1410 in Italien) gab. Von Italien ausgehend erlebte dann das Florettfechten in Frankreich seine erste Blütezeit, Gesichtsmasken machten es gefahrloser. 1570 erfand der Franzose Henri Saint Didier die meisten Fechter-Fachausdrücke, die auch heute noch verwendet werden.
In Deutschland, das sich mit den Italienern um die Urheberschaft des sportlichen Fechtens streitet, wurde es vor allem an den Universitäten betrieben, verlor aber durch die studentische Mensur (blutige "Hiebe") seinen sportlichen Charakter. Eine Förderung erfuhr das Fechten dann wieder durch die Turnerbewegung im 19. Jahrhundert. 1862 entstand der erste Fechtklub in Hannover, und 1896 fanden die ersten Meisterschaften statt.
5. Olympische Geschichte
Olympisch zählt Fechten zu den "Gründungs-Sportarten" von Athen 1896. In Athen standen drei Wettbewerbe auf dem Programm, Säbel, Florett und Florett für Fechtmeister. Das Degenfechten kam in Paris 1900 dazu, seit Antwerpen 1920 fechten die Männer die heute noch üblichen Wettbewerbe mit Florett, Degen und Säbel (Einzel und Mannschaft). Einige Wettbewerbe aus der Frühzeit wurden gestrichen.
Ebenfalls in Antwerpen feierten die Fechterinnen ihren olympischen Durchbruch, erstmals durften sie, aber nur im Florett-Einzel, um Medaillen kämpfen. In Rom 1960 kam ihr Mannschaftstitel im Florett hinzu, und in Atlanta 1996 traten die Frauen auch erstmals mit dem Degen (Einzel und Mannschaft) an. Schließlich wurde in Athen 2004 auch das Säbelfechten der Frauen als sechste Einzeldisziplin ins Olympische Programm aufgenommen. Das IOC wollte allerdings die Anzahl der Fecht-Wettbewerbe nicht von zehn auf zwölf zu erhöhen. Deshalb finden ab Athen 2004 die Mannschaftswettbewerbe nicht mehr jeweils für Männer und Frauen statt, sondern mit gemischten Teams (siehe 2. Wettkampfarten).
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