Der Chef der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA Sun Laiyan teilte am Mittwoch in Beijing mit, dass der Ende Juli im Rahmen des sogenannten chinesischen Doppelstern-Plans ins All geschossene Satellit TC-2 sich nun in der Umlaufbahn-Testphase befinde. In ungefähr einem Monat werde man bereit sein, die Sondierungsarbeiten mit dem Satelliten TC-2 zu beginnen, um so erste Testdaten zu empfangen. Dann werde der TC-2 zusammen mit dem bereits Ende vergangenen Jahres ins All gebrachten TC-1 Satelliten sowie vier weiteren Satelliten der Europäischen Weltraumbehörde ESA ein auf sechs Messpunkten im All basierendes System zur Sondierung der Erdatmosphäre bilden. Das System markiere ein historisch einmaliges Projekt und werde zu mehr wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Erdatmosphäre beitragen, so der Chef der chinesischen Raumfahrtbehörde weiter.
Der sogenannte Doppelstern-Plan beruht auf einer Initiative chinesischer Wissenschaftler aus dem Jahre 1997 und weckte nach seiner Veröffentlichung umgehend das Interesse der europäischen Weltraumbehörde. So kam es im Jahre 2001 zur Unterzeichnung des sogenannten Doppelstern-Abkommens. Dieses Abkommen sah vor, dass China zwei Satelliten in Eigenregie entwickelt und ins All schickt. Zu diesem Zweck stellt die ESA der chinesischen Raumfahrtbehörde einige Testinstrumente zur Verfügung. Außerdem wurde festgelegt, dass die zwei neu konstruierten chinesischen Satelliten zusammen mit vier Satelliten der ESA gemeinsam Sondierungsflüge in der Erdatmosphäre durchführen. Die Forschungsdaten werden dann von beiden Seiten gemeinsam ausgewertet.
Ende 2003 hatte China den Satelliten TC-1 auf die geplante Umlaufbahn gebracht. Am 25. Juli 2004 wurde nun auch der TC-2 erfolgreich ins All geschossen und befindet sich momentan in der Umlaufbahn-Testphase. Der Chef im Datenzentrum für die Auswertung des Doppelstern-Plans, Shi Jiankui, sagte dazu:
"Nach dem erfolgreichen Start wurde die Testphase des Satelliten im Orbit eingeleitet, die ungefähr 2 Monate andauern wird. Im Anschluss an diese Testphase werden die Messinstrumente an Bord in Betrieb genommen, um so mit der Datensondierung und Auswertung beginnen zu können."
Der Doppelstern-Plan ist die erste technologisch hochqualitative und gleichberechtigte Kooperation in der Weltraumforschung zwischen China und entwickelten Industrienstaaten. Experten meinen, die wissenschaftliche Zusammenarbeit und anschließende Datenauswertung, von der die chinesischen ebenso wie die europäischen Wissenschaftler profitieren, werde einen Quantensprung in der Weiterentwicklung der internationalen Weltraumforschung auslösen. Dazu Sun Laiyan:
"Wir wollen zukünftig eine noch umfangreichere, tiefgehendere und weitreichendere Kooperation mit dem Ausland betreiben. Neben der bestehenden Kooperation mit der ESA betreiben wir auch noch weitere internationale Kooperationen, darunter die Forschungszusammenarbeit bei einem Satelliten zur Fernerkundung von Bodenressourcen mit Brasilien sowie weitere wissenschaftliche Kooperationen mit Russland und Ländern im asiatisch-pazifischen Raum. Zudem suchen wir derzeit noch nach einer günstigen Gelegenheit, um mit der amerikanischen Weltraumbehörde NASA über eine Zusammenarbeit auf bestimmten Gebieten zu diskutieren."
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