Der Bildungsstand spiegelt in hohem Maße das Entwicklungsniveau eines Landes wider und bestimmt auch dessen Zukunft. China ist ein Entwicklungsland mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. Ein vordergründiges Ziel der chinesischen Regierung war und ist, allen Chinesen eine Ausbildungschance zu geben und dadurch den nationalen Bildungsstand kontinuierlich zu erhöhen. Somit kam es im Bereich des Bildungswesens seit Gründung der Volksrepublik China vor 55 Jahren zu umwälzenden Veränderungen. Mehr dazu nun im folgenden Bericht:
Im Gründungsjahr der Volksrepublik China, 1949, betrug die Analphabetenrate in China 80 Prozent bei einer Bevölkerungszahl von 450 Millionen. Die Bevölkerungszahl ist heute auf 1,3 Milliarden gestiegen, die Analphabetenrate dagegen inzwischen auf 6 Prozent gesunken. Dennoch gibt es in China noch über 70 Millionen Analphabeten. Das chinesische Bildungswesen steht also immer noch vor großen Herausforderungen.
Chinas Staatsgebiet bietet bei seiner gigantischen Ausdehnung zahlreiche Kontraste. So geht z. B. das Entwicklungsniveau der geografischen Lage entsprechend von Ost nach West stufenweise zurück. Dies gilt auch im Bildungsbereich. Der Großteil der über 70 Millionen Analphabeten in China lebt im Westen. Auch die Schulbesuchsrate liegt in Westchina weit unter dem Niveau in Ost- und Zentralchina. Insgesamt ist das Bildungsniveau in den ländlichen Regionen niedriger als in den Städten.
Bis 2003 hat die chinesische Regierung in 91 Prozent aller Landesteile eine neunjährige Schulpflicht eingeführt. Die neun Prozent schulpflichtlosen Gebiete liegen hauptsächlich in Westchina. Wegen ungünstigen Verkehrs- und Umweltbedingungen sowie wegen einer mangelhaften wirtschaftlichen Entwicklung fehlt es den dort lebenden Menschen an Nahrung und Bekleidung. Eine Schulausbildung für ihre Kinder ist für zahlreiche Familien unbezahlbar. Außerdem fehlen in vielen Dörfern und Gemeinden die Mittel für den Bau von Schulen.
Angesichts dieser Lage hat die chinesische Regierung in den vergangenen Jahren immer mehr Geld in Bildung, vor allem in ländlichen Gebieten, gesteckt. Dazu der chinesische Bildungsminister Zhou Ji:
"Die Bildungsausgaben in China wurden in den vergangenen Jahren schnell aufgestockt. Ihr Anteil am Bruttosozialprodukt ist von 2,5 auf gut 3,4 Prozent gestiegen."
Seit 2003 sind zunehmend Mittel in die Einführung der Schulpflicht in ländlichen Regionen, die Sanierung von Schulgebäuden und die Förderung der Informationsbildung geflossen. So erhalten mehr Kinder aus armen Familien kostenlos Lehrbücher und andere Unterstützung. Dadurch sind die Unterrichtsbedingungen in breiten ländlichen Gebieten verbessert worden. Die Förderung der ländlichen Ausbildung in Westchina habe eine zentrale Stellung in allen chinesischen Bildungsfragen der nächsten Jahre, erklärt Minister Zhou Ji weiter:
"In den nächsten Jahren werden zusätzliche staatliche Finanzmittel vor allem in die ländlichen Gebiete fließen. Hauptziel ist es, die Schulpflicht auf dem Lande zu fördern. Die Regierung will jährlich mindestens 10 Milliarden Yuan für die ländliche Ausbildung in Westchina bereit stellen."
Mittlerweile ist in China ein weiteres Aktionsprogramm für einen Aufschwung des Bildungssektors angelaufen. Danach soll bis 2007 der Gesamtanteil der Bildungskosten in China am Bruttosozialprodukt vom 3,4 auf 4 Prozent erhöht werden. Die zusätzlichen Mittel werden dabei vor allem für die Bildung auf dem Lande verwendet.
Während der Volksbildung große Bedeutung beigemessen wird, bemüht man sich in China seit Jahren gleichzeitig darum, in den Grundschulen Englischunterricht einzuführen. Dies ist natürlich eine Folge der immer weiteren Öffnung Chinas nach Außen. Inzwischen lernen auch Grundschüler in entlegenen Gebieten wie in der Hauptstadt Urumqi im Autonomen Gebiet Xinjiang der Uiguren im Nordwesten Chinas Englisch.
Sweda, Lehrerin an der Stadtgrundschule Nr. 1, sagt, beim Englischunterricht gehe es in erster Linie darum, den Schülern die Sprache beizubringen und das Hörverständnis zu verbessern. Die Kinder hätten dafür großes Interesse.
Die chinesische Regierung beachtet neben der Elementarbildung auch die Hochschulbildung. Besonders in den vergangenen Jahren sind die chinesischen Hochschulen und Universitäten dazu angehalten worden, deutlich mehr Studenten für Fachhochschul-, Magister- und Masterstudiengänge zuzulassen. Allein in diesem Jahr wurden landesweit mehr als 4,2 Millionen Studenten aufgenommen. Das ist die höchste Zahl seit Gründung der VR China. Man muss dabei aber auch sehen, dass die Hochschulaufnahmequote bei nur 17 Prozent liegt. Angesichts der großen Anzahl von Schulabgängern in China reicht diese Aufnahmequote bei weitem nicht aus. Deshalb plant die chinesische Regierung, die Quote bis 2020 auf 32 Prozent zu erhöhen.
Um die Studenten aus armen Familien finanziell zu unterstützen, hat der Staat zwischen 1999 und März 2004 Studienkredite in Höhe von insgesamt 6,95 Milliarden Yuan vergeben. Mehr als 800.000 Studenten aus armen Familien haben davon profitiert. Demnächst plant die Regierung außerdem ein neues Maßnahmenpaket für staatliche Studienkredite.
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