Die vor sieben Monaten begonnen Bauarbeiten am Beijinger Olympiastadion für die Sommerspiele 2008 sind vorübergehend eingestellt worden. Der befristete Baustop der in China als Nationalstadion bekannten Olympiaeinrichtung hat zahlreiche Fragen in der Öffentlichkeit ausgelöst.Dazu sagte der Wei Jizhong von der städtischen Vorbereitungsbehörde für die Olympischen Sommerspiele 2008:
"Die Arbeiten am Nationalstadion nach dem als Vogelnetz bezeichneten Entwurf ist vorläufig eingestellt worden. Ich persönlich denke an zwei Gründe dafür: Zum einen ist das Vorhaben von vornherein zu teuer, zum anderen ist nicht klar, ob sich die Investitionen für das Nationalstadion durch die Olympischen Spiele amortisieren werden."
Wei sagte weiter, der vorübergehende Baustop basiere auf zwei Überlegungen. Die eine betreffe die zu hohen Kosten für das Vorhaben. Hier bestehe Abänderungsbedarf. Außerdem seien in dem ursprünglich bestätigten Entwurf im Verlauf der Bauarbeiten nachträglich Sicherheitsmängel festgestellt worden. Auch deshalb habe man den Entwurf abändern müssen. Die Hautsache sei aber, die Baukosten zu reduzieren.
Wei Jizhong war an der Erstellung des Beijinger Budgetplans für die Sommerspiele 2008 beteiligt. Dazu sagte er, über die Baukosten für die Olympiaeinrichtungen hinaus habe man für direkte Betriebskosten bei 1,6 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Tatsächlich zeichne es sich aber ab, dass Betriebskosten um 50 bis 70 Prozent über den geplanten Werten liegen werden.
Auf die sich abzeichnende Überschreitung des Finanzrahmens sowohl bei den Betriebs-, als auch bei den Bau-Kosten haben die chinesische Zentralregierung und die Beijinger Stadtverwaltung umgehend reagiert. Neuerdings ist von einer sparsamen Olympiade die Rede. Zugleich wurde gefordert, die Baukosten für Sport- und Begleiteinrichtungen zu reduzieren und die Olympiaeinrichtungen besser in die städtebaulichen Planungen und die langfristigen Entwicklungspläne der Stadt einzubinden. Daher hat die Beijinger Stadtverwaltung beschlossen, die Baupläne für die Olympiaeinrichtungen zu überarbeiten und abzuändern.
Chinesischen Medienberichten zufolge betreffen die Sparmaßnahmen neben dem Olympiastadion, das anschließend als Nationalstadion genutzt werden soll, auch das olympische und künftige nationale Schwimmzentrum und einige weitere Großvorhaben für die olympischen Sommerspiele 2008.
Das nunmehr popularisierte neue Denken in den Kategorien einer sparsamen Olympiade hat in der Öffentlichkeit sofort Unterstützung gefunden. So sagte Lu Huiming, der Sportchef der auflagenstärksten Zeitung in Beijing, der Beijinger Abendzeitung:
"Ich finde, die Idee der Sparsamkeit soll gefördert werden. Die Kosten für die Sommerspiele in Athen haben schon die erschreckende Höhe von 7,2 Milliarden Dollar erreicht. Das sind 30 Prozent mehr als die ursprünglich veranschlagten 5,6 Milliarden Dollar. Wenn die Olympischen Spiele immer teuer werden, bringt dies viele Schwierigkeiten für das Gastgeberland. Letztendlich schadet dies dann auch den Olympischen Spielen selbst."
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