Dank Heimvorteils ist es der portugiesischen Fußball-Nationalauswahl erstmals in ihrer Geschichte gelungen, das Endspiel der EM 2004 erreicht zu haben. Diese Zauberwirkung des Heimvorteils lässt sich international bestätigen: Bei wichtigen internationalen Turnieren ist es keine Seltenheit, dass die Gastgeberteams mit Erfolg gekrönt sind. Nun ist der Fußball- Asiencup erstmals nach China gekommen, eine gute Chance für die chinesische Nationalelf, Durchbrüche zu erringen. Davon erhofft sich der chinesische Fußball-Verband, dass die Nationalelf, die 1984 an zweiter Stelle der Fußball- Asienmeisterschaft rangiert hatte - die eigentlich beste Leistung des Teams - diesmal mindestens das Halbfinale erreicht oder sogar im Idealfall Asienmeister wird.
Wie also wirkt nun der sogenannte Heimvorteil genau? Das Heimteam ist an Wetter und Sportfelder zu Hause besser gewöhnt, als das Gastteam. Hinzu kommen noch Unterstützung und Ermutigung durch die Fans. Allerdings gilt der Heimvorteil auch als ein Damoklesschwert. Die große Erwartung der Landsleute kann manchmal das Team auch psychisch schwer unter Druck setzen. Darüber ist sich der Cheftrainer der chinesischen Fußball-Nationalelf, Arie Haan aus Holland, ganz im klaren. Trotz eines 6:0-Sieges gegen Libanon bei einem Aufwärmspiel warnte er seine Spieler vor blindem Optimismus. Arie Haan:
"Gute Vorbereitungen dienen zur Erhöhung des Selbstbewusstseins. Aber dies wirkt manchmal auch in die falsche Richtung. Beispielsweise führt blinder Optimismus zur Niederlage. Es ist nicht immer gut, dass die Sportler vor wichtigen Turnieren gute Form gezeigt haben. Ich sage nur, man muss jedes einzelne Spiel sehr ernst nehmen und immer mit bester Form spielen. Nur so kann man gute Leistungen erzielen".
Na ja, doch der Sieg wird vom spielerischen Potential bestimmt. Experten haben bereits das Niveau und Potential des chinesischen Fußball-Teams in Asien positioniert. So würdigte der ehemalige Vizepräsident des Asiatischen Fußballverbandes Chen Dacheng die Teams aus Japan und Südkorea als die stärksten in Asien. Besonders technisch seien ihnen die Chinesen unterlegen. Chen Dacheng:
"Die größte Schwäche des chinesischen Teams sind die Technik und das spielerische Können der einzelnen Spieler. Für sie ist es schwer, die intensive Defensive der Gegner zu durchbrechen. Schwaches Mittelfeld trotz effizienter Flanke, mangelnder Rhythmus und häufige Fehler trotz Schnelligkeit bei der Offensive, schwaches Bewusstsein für koordinierte Abwehr und das Fehlen von Kernspielern bei Offensive und Defensive - all dies zeigt, es ist äußerst schwierig, dass die Chinesen diesmal unter die ersten drei kommen."
Die eher zurückhaltenden Erwartungen der Experten deuten vielleicht an, dass vor den Chinesen diesmal ein dornenreicher Weg liegt. Doch die chinesischen Fußballer zeigten sich optimistisch und zuversichtlich, gute Leistungen zu bringen. So hält Shao Jiayi, der derzeit beim deutschen Bundesligisten 1860 München unter Vertrag ist, den Abstand zwischen China und den starken Teams aus Japan und Südkorea für gering. Eine zufriedenstellende Leistung hänge vom stärkeren Siegeswillen und vom harmonischen Zusammenspiel ab. Shao Jiayi:
"Ich finde die Atmosphäre in der chinesischen Nationalelf sehr gut, besser denn je. Bei der diesjährigen EM wurde die griechische Nationalelf schließlich Europameister. Dabei spielten Solidarität und Kampfgeist die entscheidende Rolle. Unser spielerisches Potential ist zwar nicht stark genug, aber mit hartem Willen und harmonischen Beziehungen im Team können wir diesmal beim Fußball- Asiencup mehr schaffen".
Also, auch wenn der Fußball- Asiencup nicht so einflussreich ist wie die EM, repräsentiert er immerhin das Spitzenniveau des Fußballsports in Asien. Diesmal findet der Asiencup in China statt, die beste Chance für die Chinesen, ihren langjährigen Traum, Asienmeister zu werden, zu erfüllen.
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