Fußball-Fieber, oder Achterbahn der Gefühle bei den Fans. In Portugal und überall auf der Welt, und auch die Chinesen schlugen sich die Nächte um die Ohren -- wegen des Zeitunterschiedes war es hier Nacht, wenn in Portugal gekickt wurde. Na ja, wer nicht ganz so viel Fieber und mehr Geduld hatte, konnte bis zum nächsten Morgen warten. In jedem Fall ? wie heißt es doch so schon "dabei sein ist alles". Und das gilt natürlich auch für die chinesischen Fans.
Die Fußball-EM 2004 in Portugal, das drittgrößte Sportfest der Welt nach der Olympiade und der Fußball-WM, sorgt weltweit für großes Interesse: Angaben des Organisationskomitees zufolge wurden mehr als 500.000 EM-Zuschauer aus aller Welt in Portugal gezählt, und zig Millionen haben die Fernsehübertragungen der Spiele verfolgt. In China ist es genauso der Fall: Wurden wichtige Spiele live übertragen, saßen Millionen von chinesischen Fans trotz der 7 Stunden Zeitdifferenz zu Portugal mitten in der Nacht pünktlich vor dem Fernseher und fieberten und jubelten leidenschaftlich mit. Die Kulturabteilung der chinesischen Botschaft in Lisabon rechnete mit mehr als 300 chinesischen Touristen in Portugal während der EM, die mit Reisegruppen in das Land gereist sind. Dazu sagte Frau Hai Jinyin, erste Sekretärin der Kulturabteilung:
"Die Chinesen nahmen eher eine abwartende Haltung zur EM 2000 in Belgien und Holland ein. Bei der Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan waren dann Tausende Chinesen als Schlachtenbummler auf der Tribüne anzutreffen. Nun sind immer mehr europäische Länder als touristische Ziele für Chinesen bestätigt worden. Daher ist es möglich, dass die Chinesen nun bei der EM vor Ort dabei sind".
Auch die chinesischen Medien schenken der diesjährigen Fußball-EM große Beachtung. So wurden diesmal über 100 chinesische Journalisten nach Portugal geschickt, die Englisch, Portugiesisch, Französisch und Deutsch können. Eine interessante Episode dabei war, dass ein Mitarbeiter der portugiesischen Abteilung von RCI mit seinem Sprachtalent seine Kollegen aus aller Welt überraschte. So konnte er auf Standardportugiesisch und auf Portugiesisch mit brasilianischem Akzent Fragen an den portugiesischen Superstar Luis Figo und an den Cheftrainer Serralves aus Brasilien stellen. Das kam gut an, und "Bola", die auflagenstärkste Fußball-Fachzeitung in Portugal, würdigte die chinesischen Journalisten als "professionell".
Zu den chinesischen Journalisten sagte Renato Carvalho von "Publico", der auflagestärksten Zeitung in Portugal überhaupt:
"Ihr seid arbeitswillig und sprecht einwandfreies Englisch und Portugiesisch, was mich besonders überraschte. Ihr arbetiet richtig hart und verlasst jeden Tag als letzte das Pressezentrum."
Auch die chinesischen Web-Medien sorgten diesmal für großes Aufsehen. So wurde die chinesische Webseite www.tom.com zur offiziellen Webseite für die EM 2004 erklärt. Die Internet-Präsenz auf Chinesisch zeigt, dass der Einfluss der Chinesen zunimmt.
Zoran Jankovic, Stürmer der bulgarischen Nationalelf, ist der einzige Spieler unter den mehr als 300 Fußballprofis, der momentan noch bei der chinesischen Fußballliga unter Vertrag ist. Bei der Begegnung mit Schweden in den Gruppenspielen trat er als Hauptspieler auf und überzeugte mit Leistung. Er sagte:
"Viele fragen mich, wie sieht China aus? Warum spielst Du in China? Die machen sich keine Vorstellung, wie gut China ist und was für ein angenehmes Leben ich dort führe. Die chinesischen Fans, ich vermisse sie!"
Rundum gab es Willkommensgrüße für die Chinesen bei der EM 2004. Ein Zeichen mehr dafür, dass China in Sachen Fußball und sportmäßig überhaupt zunehmend präsent ist in der Welt und anerkannt wird.
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