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Ying Zheng, der erste Kaiser in der chinesischen Geschichte, wollte ein riesiges Monument, das nach seinem Tod an seine Verdienste erinnern sollte. Und auch seine Macht über seine riesige und unbesiegte Armee wollte er im Jenseits nicht verlieren. Also ließ er seine gigantische Begräbnisstätte bauen, mitsamt der Erfurcht gebietenden Terrakotta- Armee.
Der historische Schauplatz ist das von Kriegen zerrüttete antike China vor mehr als 2200 Jahren - eine Epoche, die bezeichnenderweise als Zeit der "7 streitenden Reiche" bekannt ist. Als Ying Zheng in seinem 13. Lebensjahr war, starb sein Vater, der König von Qin im Westen der chinesischen Reiche. Der Thronerbe Ying Zheng wurde also der König des unter vielen Kriegen leidenden Reiches Qin. Er setzte alles daran, das Versprechen einzulösen, das er seinem Vater am Sterbebett gegeben hatte: Die Völkerstämme zu vereinen und Frieden zu schaffen.
Der ehrgeizige junge Kaiser hatte allerdings auf dem Weg zur Alleinherrschaft eine ganze Reihe von Rivalen zu beseitigen, darunter seine Mutter, 2 Kanzler und andere hohe Politiker und Generäle. Danach begann er Vorbereitungen zu treffen, um China zu einen. Der junge König war ein kluger Mann. Er wollte zwar alleine herrschen, aber nicht alle Entscheidungen alleine treffen, sondern sich dabei beraten lassen. Also setzte er ein Beratergremium ein, das ihm bei Entscheidungen helfen sollte. Auch sonst zeigte er sich als Reformer: Nach der Einführung neuer Tugenden, wie z.B. der Pflicht zur sorgfältigen Feldbestellung und zum bedingungslosen Kampfeinsatz, machte sich der junge König von 230 bis 221 v. Chr. daran, die anderen Fürstenstaaten planmäßig zu zerschlagen und seinem Reich einzuverleiben.
Das Ergebnis war das erste feudale Kaiserreich der chinesischen Geschichte mit zentralisierter Macht - das Imperium Qin. Er nannte sich selbt "König der Könige" - oder erster Kaiser -"Shi Huang Di".
Nach der Vereinigung des Landes teilte Ying Zheng sein Reich in einzelne Provinzen auf, die dann von seinen Gouverneuren geleitet wurden, die ihm direkt unterstanden. Er vereinheitlichte die Schrift, die Gewichte, die Währungen und die Wege. Aus Furcht vor einer Rebellion zu seinem Sturz ließ er in allen Teilen seines Reiches die Waffen einsammeln und einschmelzen. Einflussreiche Familien sollten in seine Hauptstadt umgesiedelt werden, damit er sie dort besser im Blickfeld hatte. Viele Intellektuelle und Konfuzianer stellten sich gegen den neuen Kaiser. Dies ärgerte Ying Zheng so sehr, dass er ohne mit der Wimper zu zucken anordnete, alle Intellektuellen lebendig zu begraben und alle Bücher zu verbrennen.
So mächtig und stark der erste Kaiser auch war, und wie vernichtend er auch alle anderen Armeen geschlagen hatte, so groß war aber auch seine Angst vor dem Tod. Er wollte zwar als unsterblich gelten, aber zur Sicherheit ließ er gleich nach seiner Thronbesteigung mit dem Bau seines monumentalen Mausoleums beginnen. Zumal es eine Grabanlage werden sollte, wie es sie noch nie zuvor in China gegeben hatte und wohl auch nie wieder geben würde. Sein Grab sollte die Welt wiederspiegeln und seine Stärke demonstrieren. Unschlagbar wollte der Despot auch im Tod sein, unbesiegbar und unsterblich.
Seine Grabanlage liegt im Ostteil des Kreises Lintong, 7,5 Kilometer von der gleichnamigen Kreisstadt entfernt, die zur Provinzhauptstadt Shaanxi gehört.
Der riesige Grabhügel erhebt sich majestätisch über die umgebenden Landschaft. Ying Zheng hatte diesen Ort selbst gewählt, weil es ganz in der Nähe, in den Lishan-Bergen, reiche Gold- und Jade-Vorkommen gab. Auf dem Höhepunkt der Bautätigkeiten an seiner Grabanlage arbeiteten dort mehr als 700.000 Menschen. Über den Bau der Grabanlage weiß unser Reiseführer Meng Jianming einiges zu berichten:
"Gleich nach der Vereinigung des Reiches ordnete Qin Shi Huang Di den massiven Ban seiner Grabanlage an. Damals war er 39 Jahre alt. Als er dann mit 50 plötzlich starb, mussten die Mammutarbeiten voreilig beendet werden. Ying Zheng glaubte, die Seele eines Menschen werde nie verschwinden, sie werde nur von einer Form in eine andere in einer anderen Welt umgewandelt. Was er also in dieser Welt hatte, das wollte er auch in jener anderen Welt, im Jenseits, besitzen. Denn er hielt sich ja für den größten Helden, das ganze Reich und die ganze Welt sollten ihm gehören."
Die unbesiegbare Armee, mit der der Despot die anderen mächtigen Fürstentümer im Osten des Landes belagert und besiegt und so schließlich das Reich vereinigt hatte, wollte Ying Zheng natürlich auch in der anderen Welt sicherheitshalber mit dabei haben, zu seinem Schutz. Mit ihm für ewig begraben worden ist also auch seine immense Armee - in Gestalt der Tonkrieger. Das Heer aus Ton soll seine Armee sybolisieren. Dazu unsere Reisebegleiterin Wang Hongmei:
"Kraft seiner Armee hatte Ying Zheng die 6 Mächte im Osten belagert und das Reich vereinigt. Nach seinem Tod wollte er im Jenseits diese Verdienste durch ein Monument verewigen. Dies ist die Ton-Armee. Die Terrakota-Soldaten befinden sich in drei Gruben. Die 1. Grube mit der Tonarmee nimmt eine Fläche von 14.000 Quadratmetern ein, hier befinden sich 6.000 Soldaten und 40 Kampfwagen. Die 2. Grube liegt nordöstlich der ersten und war ursprünglich 6.000 Quadratmeter groß. In der U-förmigen dritten Grube wurde 66 Tonkrieger und 4 Wagenpferde gefunden."
Den Kaiser, der zu seinen Lebzeiten zunehmend uner Angst und Verfolgungswahn litt, versteckte sich in seinem Palast, und seine Diener durften niemandem verraten, wo er sich aufhielt. Nur seine Magier und Zauberer durften ihn noch besuchen. Natürlich konnte sich der verhasste Kaiser nicht die ganze Zeit verstecken, denn immer wieder versuchten Leute, sein Reich zu zerstören. Auch in seinem Labyrinth-Palast bekam er häufig Besuch von Attentätern, viele von ihnen waren Adlige der besiegten Fürstenstaaten. Deshalb reisete er viel durch sein riesiges Reich, damit das Volk das Gefühl hatt, der Kaiser wäre überall.
Auf einer dieser Reisen verstarb der grausame Diktator, als er 50 Jahre alt war. Als die Kunde von seinem Tod in die Hauptstadt drang, wurden die Bauarbeiten an seinem Mausoleum voreilig abgeschlossen.
Seine Grabanlage gehört heute zu einem der größten archäologischen Funde in China. Mehr als 750.000 Menschen mussten an dem Mausoleum arbeiten. Eine tiefe Grube wurde mit Kupfer ausgefüllt und das Grab wie ein Palast gebaut, im Schein von Kerzen und Fackeln. Der Boden war wie eine Karte mit Flüssen aus Blei und Bergen aus Gold. Man brachte verdeckte Schießscharten an, die vor Grabräubern schützen sollten. Die Pfeile wurden automatisch abgeschossen. Alle Konkubinen, die dem Kaiser kein Kind geboren hatten, wurden mit ihm begraben, ebenso wie die Architekten und die Erbauer der Alarmanlagen. Um das Grab herum wurden die Tonkrieger aufgestellt und eingegraben. Insgesamt gibt es an die 6.000 lebensgroße Soldaten, Kampfwagen und Pferdegespanne. Die Soldaten wurden erst im Jahre 1974 durch Zufall entdeckt, doch auch nach 2000 Jahren waren die Schwerter noch messerscharf. Das eigentliche Grab wurde bis heute noch nicht geöffnet. Über die Geschichte der Entdeckung der Terrakotta- Armee erzählt unsere Reisebegleiterin Wang Hongmei:
"Es war im Jahre 1974, als Bauern einen neuen Brunnen graben wollten, um ihre Felder zu bewässern. Am 5. Tag der Ausschachtungsarbeiten stießen sie auf eine Schicht aus hartem gebranntem Ton. Bei dem Fund handelte es sich um den gepanzerten Rückenbereich eines Tonkriegers. Einer der Bauern ließ im Museum in Xian Bescheid sagen, und im Juli 1974 traf ein Archäologenteam am Fundort ein und führte in den folgenden Jahren zahlreiche Testbohrungen und ?grabungen durch. So entstand das heutige Museum der Terrakotta-Armee."
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