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Sommerpalast

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Der Sommerpalast am Fuße der Westberge in Beijing. In ihm ist der vollkommene Traum der chinesischen Gartenarchitektur verwirklicht. Dieser Garten mit seinen Palästen und Tempeln, Pavillons und Pagoden, mit insgesamt 3000 Räumen auf 290 Hektar Grund, kann bis heute ein Gefühl davon vermitteln, wie die chinesischen Kaiser und ihr Hofstaat gelebt haben.

Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Überfällen der europäischen Truppen, die mit der Zerstörung aller kaiserlichen Gärten das chinesische Reich gefügig machen wollten, um China unter sich aufzuteilen.

Die Kaiserin-Witwe Cixi wollte die Schmach dieser Demütigung durch den Wiederaufbau des Sommerpalasts schnell vergessen machen. Gegen alle Vernunft, denn die chinesische Bevölkerung war verarmt, das Land von Aufständen gegen die unfähige letzte Kaiserdynastie geschüttelt, setzte Cixi alle Mittel ein, um die Pracht und den Glanz des alten Reiches noch einmal erstehen zu lassen. Mit Intrigen und Verschwörungen ertrotzte sie den Wiederaufbau des Sommerpalasts. Den Marineetat zum Beispiel verwendete sie, um einen marmornen Pavillon in Form eines Raddampfers im See zu bauen. Vom Sommerpalast aus regierte Cixi als Regentin der für unmündig oder geistesgestört erklärten Thronerben fast ein halbes Jahrhundert lang. Sie konnte den Verfall des chinesischen Kaisertums nicht aufhalten.

"Jeder Kaiser muss, wenn er seine offiziellen Pflichten erledigt hat, einen Garten haben, in dem er müßig schlendern, Ruhe für Herz und Gedanken finden kann. Fehlt ihm ein solcher Ort, verliert er seinen starken Willen, erlahmt bald sein Eifer in der Regierung."

So als politische Notwendigkeit verbrämt, erzwang Kaiser Qianlong Mitte des 18. Jahrhunderts die Bewilligung von Geldern für seinen Traum. Damals hieß der Garten noch Qingyiyuan, und er übertraf dann alles, was seit 1150 vor den Toren Beijings an kaiserlichen Sommerresidenzen angelegt worden war. Der "Berg der Langlebigkeit", der höchste künstliche Hügel in der kaiserlichen Hauptstadt, ist gekrönt von der Pagode "Duft des Buddhas". Heute ist der Hügel, gemeinsam mit der 41 Meter hohen ausschließlich aus Holz konstruierten Pagode das Wahrzeichen der Parkanlage im Nordwesten Beijings. Dazu unser Reisebegleiter Liang Jun:

"Der Berg der Langlebigkeit ist ein halb-künstlicher Hügel. Im Jahre 1750 ließ der Kaiser Qianlong unter Nutzung der landschaftlichen Gegebenheiten in den nordwestlichen Vororten von Beijing von Kulis den vorhandenen Wengshan-Hügel weiter aufschütten. Dann taufte der Kaiser den neuen Hügel auf den Namen "Langlebigkeit". Denn er wollte um den Hügel herum einen prächtigen Garten - den heutigen Sommerpalast - als ein Geburtstagsgeschenk für seine Mutter bauen lassen. In der Mitte des südlichen Hangs des Berges steht die Pagode "Duft des Buddhas". Das Gebäude ausschließlich aus Holz ist nun ein Wahrzeichen des Gartens. Die Pagode, bei deren Bau man keinen einzigen Eisennagel benutzt hatte, sollte den Kaiser Qianlong stets an die Tugend seiner Mutter erinnern. 1860 wurde die Pagode von englischen und französischen Invasoren niedergebrannt, die Kaiserinwitwe ließ sie wieder aufbauen"

Die achteckige Pagode war der Lieblingstempel der Regentin und Kaiserin-Witwe Cixi. Ahnenkult und Konfuzianismus lehnte sie ab, weil beide die männliche Vorherrschaft betonen, Frauen nur als Mütter von Söhnen etwas gelten. Cixi verehrte Guanyin, die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit mit ihren hilfreichen Armen. Vor dieser riesigen 5 Meter großen Statue in engem Raum musste sich selbst eine Herrscherin hilfsbedürftig fühlen.

Harmonie zwischen Baukunst und Natur ist das Grundprinzip der Anlage. Galerien grenzen ab und öffnen zugleich immer wieder neue überraschende Ausblicke auf die Landschaft der Westberge, die wie zufällig mit einzelnen Pagoden betont wird. Offene überdachte Gänge verbinden Audienzhallen und Tempel, Archive und Schatzkammern, Theater und Küchen. Freies Spiel für die kühlenden Winde von den Bergen im Sommer und Schutz bei jedem Wetter, um zu lustwandeln oder sich in einer Sänfte umhertragen zu lassen. Von den mit Klöstern bebauten Steilhängen des Himmalaya bis zu den lieblichen Wasserlandschaften südlich des Jangtse - die berühmtesten Landschaften Chinas sind hier nachgebildet.

Drei Viertel der 290 Hektar großen Parkanlage nimmt der künstlich angelegte Kunming-See ein. Ein Bronzebüffel am östlichen Ufer des Sees erinnert an den alten Brauch eines Rinderopfers, um den Wasserdämon zu besänftigen. Unser Reisebegleiter Herr Liang Jun sagt dazu:

"Der Bronzebüffel steht eng im Zusammenhang mit dem Kunming-See. In China gibt es eine lange überlieferte Tradition, ein Rind zu opfern, um den Gott des Wassers zu besänftigen. Doch der Büffel am östlichen Ufer des Kunming-Sees hat eine andere Bedeutung. Der Kunming-See war die größte Wasserfläche im Westen Beijings. Es ging um die Sicherheit des Wasserbau-Systems in der kaiserlichen Hauptstadt, wenn es zu Hochwasser kam. Außerdem war die Hochwasser-Gefahr in den westlichen Vororten Beijings stets ein Anlass zur Besorgnis für die Mandarine in Beijing. Der Kunming-See ist um 10 Meter höher als die Mauer des Kaiserpalasts in der Stadtmitte. Damit diente der Bronzebüffel auch als Pegelstands-Markierung. Wenn das Wasser im Kunming-See den Kopf des Büffels erreichte, drohte eine Überschwemmung."

Als sich China 1860 weigerte, Engländern und Franzosen große Gebiete für ihren Handel abzutreten, zerstörten die ausländischen Truppen alle kaiserlichen Gärten, auch den Sommerpalast. Die 17-Bogenbrücke blieb unversehrt. Cixi war als Konkubine des 1861 gestorbenen Kaisers Mutter des einzigen Thronerben und wurde so Regentin. Sie wollte die Schmach der Zerstörung schnell vergessen, ließ ohne Rücksicht auf das verarmte Volk die Kulissen der Macht wieder aufbauen. Ihr Vorbild war Qianlong, ihre Privaträume in der ?Halle der Freude und der Langlebigkeit". Sie war eine ehrgeizige Frau, hatte schon als Mädchen heimlich Lesen und Schreiben gelernt.

Im Sommerpalast kann man häufig Drachen und Phönixe sehen, die Symboltiere des Kaisers und der Kaiserin schmücken die offiziellen Zeremoniengebäude. Der Drache gilt als Stifter von Reichtum und Glück, als Symbol für kaiserliche Macht, Güte und Fruchtbarkeit. Vor der Thronhalle im östlichen Teil des Sommerpalasts hält ein Fabelwesen namens Qilin-Wache. Nach der Überlieferung zeigt sich das sagenumwobene Tier - eine Mischung aus Hirsch, Fisch und Rind - immer dann, wenn ein guter Herrscher regiert.

Doch unter Cixis Herrschaft ging das chinesische Kaiserreich seinem Ende entgegen. Der Rauch duftender Hölzer stieg empor, wenn der Kaiser hier Audienzen gewährte, 40 Jahre lang dauerte Cixis "Regierung hinter dem Vorhang". Auf dem Thron saß immer ein Kind, doch Cixi flüsterte alle Entscheidungen hinter dem Wandschirm hervor. Sie benannte und entließ Minister, sie fällte Urteile, entschied über Krieg und Frieden. Sie war eine einsame und schlecht beratene Regentin. Bis 1908 lag das Schicksal Chinas in ihren Händen. Erst regierte sie für ihren Sohn, er starb kaum 18-jährige an Pocken. Dann adoptierte sie einen kleinen Neffen, blieb für ihn als Regentin an der Macht. Als dieser Kronprinz sich später gegen sie stellte, ließ sie ihn für verrückt erklären und unter Hausarrest stellen.

Mit der Pracht meinte sie auch die Macht des Kaisertums wiederherstellen zu können. "Es ist richtig, einen Ausblick zu gestalten für Freude und Leichtigkeit, der das Wohnhaus mit Frieden und Harmonie umgibt." Diese 5 Jahrhunderte alte Anweisung für die Gartenbaukunst ließ Cixi im Sommerpalast umsetzen.

Cixi kannte das Leben außerhalb der Palastbauten nicht; sie hatte keine Vorstellung von der Armut und den Unruhen im Lande, von den Veränderungen der Welt, vom gierigen Griff der Ausländer nach China. Es gab Proteste gegen ihre Verschwendungssucht, der Wiederaufbau des Palastes wurde vorübergehend eingestellt. Doch der Marinenminister stand in ihrer Schuld, schließlich hatte sie ja dessen Sohn als neuen Kindkaiser adoptiert. Und so flossen die Gelder, mit denen eine dringend benötigte Flotte aufgestellt werden sollte, heimlich in die Fertigstellung des Palastes, insbesondere in ein Schiff aus Marmor im See.

Cixi liebte es, die milden Stunden des Spätnachmittages in diesem Schiff aus Marmor - einem Teehaus in Dampfergestalt - zu verbringen. Dabei wirkt das Schiff wie eine ironische Anspielung auf die Finanzquellen. Über das Marmorschiff sagte uns der Reiseführer Liang Jun:

"Ein Vergnügungsschiff ist immer ein sehr wichtiger Bestandteil der chinesischen Kaisergärten. Beim Bau des Kaiserpalasts ließ Kaiser Qianlong ein Gebäude in Form eines großen Schiffes am Kunming-See errichten. Er wollte durch ein 36 Meter langes Marmorschiff mit der damaligen Werftindustrie des Reiches protzen. Erst ein Jahrhundert später ließ Cixi beim Wiederaufbau des Gartens ein Teehaus in Form eines Dampfers im See errichten."

Cixi lebte jedes Jahr vom 1. Tag des vierten Monats nach dem alten Mondkalender über 6 Monate lang hier. Außerhalb der heißen, stickigen Stadt Beijing, und außerhalb der unmenschlich großen, steinernen Verbotenen Stadt fühlte sie sich wohl.

Meist reiste sie per Boot an. Auch im Sommerpalast war sie ständig von Eunuchen und Dienerinnen umgeben, war ihr Tagesablauf zeremoniell festgelegt, aber sie war hier freier, konnte die Natur beobachten, sich auf den See rudern lassen, unter Weiden picknicken, manchmal sogar das Alleinsein genießen. Ihre Lieblingsunterhaltung war die Peking-Oper. Eigens dafür wurde ein Theater der Superlative gebaut ? das Theater "Deheyuan". Dazu unser Reisebegleiter Herr Liang:

"Cixis Lieblingsunterhaltung war die Peking-Oper. Die Kaiserliche Familie bevorzugte seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts stets die Peking-Oper. Und die Kaiserin-Witwe Cixi beteiligte sich sogar selbt an der Innovation, Forschung und auch Bearbeitung der Inszenierungen. Die Prestige-Oper gewann daher Einfluss. Eine Aufführung auf der Bühne des Deheyuan-Theaters vor der Kaiserin-Witwe war die höchste Ehre für Schauspieler. Damals erlebte die Peking-Oper eine goldene Zeit."

Künstliche Dämme unterteilen den See, Brücken überspannen Kanäle, Fabeltiere und immer wieder Löwen, Symbole der Macht, schieben sich in den Blick. Eine ausgeklügelte und doch selbstverständlich wirkende Vielfalt von Perspektiven lässt, wie immer wieder neu verschobene Theaterkulissen, Traumlandschaften entstehen. Traumlandschaften, die trockenen Fußes bei jedem Wetter von dem 728 Meter langen Wandelgang genossen werden können. Über diesen Wandelgang sagt Reiseführer Liang Jun:

"Der Wandelgang befindet sich zwischen dem Berg der Langlebigkeit im Norden und den Kunming-See im Süden. Der Wandelgang ist heute ein Wahrzeichen des Sommerpalasts. Da er sich zwischen dem Berg und dem See befindet, ist er architektonisch und ästhetisch ein Ausgleich für sonst monotone Landschaft zwischen dem Hügel und dem künstlichen See. Ästhetischen Wert beweist er auch durch die Malerei in der Überdachung des Wandelgangs. Wir haben mal kalkuliert, es gibt über 40.000 Malereien verschiedener Themen und Motive, vertreten sind Geschichte, Landschaften und auch Legenden und Mythen. Der Wandelgang ist also selbst eine vollendete Galerie der chinesischen Malerei."

Die Einwohner von Beijing sagen, der Wandelgang sei so lang, dass man an seinem Anfang die ersten Worte der Liebe wechseln und am anderen Ende bereits den Tag der Hochzeit festlegen kann. In der Mitte der Südseite am "Wolkenteilenden Tor" legten die Boote an, wenn an Cixis Geburtstagen die Prozession der Gratulanten zu den Hallen unterhalb der Pagode zog. Auf der anderen Seite des Pagoden-Berges bietet der Nordhang raue Landschaft, Nadelbäume und tibetische Tempel. Wenige Schritte nur vom lieblichen Süden eröffnet sich hier eine völlig andere Welt, als habe man eine Reise über Tausende von Kilometern gemacht.

Nach der 2. Zerstörung des Sommerpalasts durch ausländsiche Truppen im Jahr 1900 blieb dieser Hang 80 Jahre lang ein Trümmerfeld, er wurde erst im Neuen China nach 1949 wieder restauriert Hier steht der Tempel "Ozean der Weisheit".

Cixi bekannte sich zum tibetischen Buddhismus. Auch hier im Tempel am nördlichen Hang des Berges der Langlebigkeit findet sich also wieder Guanyin, die Barmherzige, diesmal in einer anderen Daratellung. Farben und Formen, alles hat einen tieferen Sinn. Grün bedeutet höchsten inneren Frieden, Rot ist die Farbe des Feuers, der Freude des Südens. Und gelb, in der Farbe der gelben Erde des Reiches, sind alle kaiserlichen Dächer. Überall trennen Mauern die Bereiche Tempel, Paläste, Gärten und Wohnhöfe - dabei sind die Häuser der Hof-Beamten schwarz gedeckt. Der Gott des langen Lebens schützt als Firstfigur das kaiserliche Archiv. Aus Anzahl und Reihenfolge der Dachreiter lässt sich der Rang des Bewohners eines Palastes erkennen.

Besonderes Gewicht hat der Pavillon der "Kostbaren Wolken" - und das im Wortsinn. Er wiegt nämlich 207 Tonnen. Er wurde 1755 aus Bronze gegossen und überstand alle Zerstörungen des Palastes. Beim Glattschleifen, so heißt es in den Annalen, seien 5 Tonnen Feilspäne angefallen.

Der Sommerpalast offenbart die Würde eines kaiserlichen Palastes und bewahrt die Eleganz eines Lustgartens. In diesem Labyrinth von Höfen und Gebäuden wurden die Intrigen gesponnen, die die letzte Monarchie Chinas zu Fall brachten.

Erhalten ist nicht nur der Sommerpalast selbst, sondern auch der Traum aller chinesischen Gartenarchitektur, nämlich durch höchste Künstlichkeit zu vollkommener Natürlichkeit zu gelangen."