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(GMT+08:00) 2004-06-24 17:04:16    
Himmelstempel

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Im Süden Pekings liegt in einem weiträumigen Park der Himmelstempel, eines der schönsten Bauwerke der Stadt.

Der Himmelstempel ist zudem der größte Tempelkomplex in China überhaupt. Mit einer Fläche von etwa 270 ha ist er dreimal so groß wie der Kaiserpalast. Die Bauzeit betrug 14 Jahre.

In den Dynastien Ming und Qing, also von 1266 bis 1911, beteten die Kaiser hier zum Himmel für eine reiche Ernte im kommenden Jahr. Am Anfang der Ming-Zeit lag der Himmelstempel noch in den südlichen Vororten von Beijing. Später, als Beijing im Jahre 1554 ausgebaut wurde, gehörte er dann zur äußeren Stadt. Der Himmelstempel ist von einer Mauer umgeben, und eine weitere Mauer teilt ihn einen inneren und einen Bereich. Beide Mauern verlaufen im Norden in einer Rundung und im Süden rechteckig ? denn nach alter Vorstellung symbolisierte die Rundung den Himmel und das Quadrat die Erde.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann der Bau des Himmelstempels. Damals veranstalteten die Kaiser dort Zeremonien, um den Himmel und die Erde gleichzeitig anbeten zu können. Nachdem aber ein Erdtempel in der nördlichen Vorstadt gebaut worden war, diente der Himmelstempel nur noch für die Anbetung des Himmels für eine reiche Getreideernte.

Der Himmelstempel entstand 1421 zusammen mit dem weiter nördlich gelegenen Kaiserpalast, und hier musste der Kaiser mehrmals im Jahr "Zwiesprache mit dem Himmel" halten, von dem er ja sein "Mandat", also die Legitimation zu herrschen, erhalten hatte. Der Himmel war dabei weder ein spezieller Ort, noch mit einer Person oder einem Gott verbunden, eher ein abstrakter Begriff. Man glaubte allerdings, dass auf der Erde nur Harmonie und damit Wohlstand herrschen konnte, wenn auch im Makrokosmos der gesamten Existenz Harmonie herrschte. Hier musste der ran, er musste den Himmel beschwören, damit die Natur sich nicht durch Unwetter, Überschwemmungen und Dürren an den Menschen rächte. Denn nur wenn die Natur vorteilhaftes Wetter bereithielt, konnten gute Ernten eingefahren werden, die Menschen überleben und zu Wohlstand gelangen. Konfuzius sagte, für die einfachen Menschen sei Essen der Himmel.

Um dem Himmel zu darzubieten und zu beten, zog der Kaiser mit großem Gefolge aus dem Palast auf einer breiten Prachtallee, die heute Qianmen Dajie heißt, nach Süden. Diese Himmelsrichtung wurde mit dem Himmel in Verbindung gebracht.

Der Kaiser verbrachte dann eine Nacht im Palast der Abstinenz im Westen der Tempelanlage und fastete. Am nächsten Tag betrat er den erhöhten Ehrenweg, der auf Chinesisch Danbiqiao heißt - auf Deutsch etwa "Brücke der zinnoberroten Stufen". Dieser Ehrenweg verbindet die wichtigen Gebäude, die alle auf einer Nord-Süd-Achse liegen, miteinander. Von seinem Palast wandte sich der Kaiser nach Norden und fand dann auf der rechten Seite in einer Ausbuchtung des Wegs ein Zelt vor, in dem er sich für die Zeremonien umkleidete. Den Rest des Wegs legte er barfuß zurück, schritt durch das Tor des Ernteopfers in den großen Innenhof, der von der runden Halle des Ernteopfers dominiert wird. Diese Halle wird häufig mit dem Himmelstempel gleichgesetzt, was jedoch nicht zutrifft. Sie war für die Zeremonie nur der zweitwichtigste Ort, weshalb die gesamte Anlage korrekt übersetzt eigentlich "Himmelsaltar" heißen müsste.

Die Halle des Ernteopfers nimmt Betrachter jedoch wegen ihrer perfekten Proportionen ein. Sie ist 38 m hoch und 30 m im Durchmesser, steht auf drei Terrassen und hat ein dreistufiges Dach. Die drei Dächer sind mit 50.000 blauen Glasurziegeln bedeckt und von einer goldenen Perle gekrönt. Zierliche Dekorationen sind auf den Balustraden zu sehen, wie im Kaiserpalast leiten schlanke Drachenköpfe das Wasser ab.

Im Inneren der Halle sind heute die Opfer nachgestellt, doch man sollte sein Augenmerk besser auf die Dekoration und die Symbolik richten. Die vier inneren Säulen tragen das oberste Dach und repräsentieren die vier Jahreszeiten. Die nächste Runde besteht aus zwölf Säulen, die für die zwölf Monate stehen, während die äußeren zwölf Säulen die zwölf Doppelstunden eines Tages symbolisieren.

Hier verband der Kaiser am 15. Tag des ersten Mondmonats seine Bitte um eine gute Ernte mit einem Opfer. Dafür wurden die Geistertafeln des Himmels und die Ahnentafeln der kaiserlichen Vorfahren vom Himmelsgewölbe hierher gebracht. Der Kaiser brachte Weihrauch, Tiere, Wein, Jade und Seide dar, und während draußen das Palastorchester spielte, führte er den Kotau aus, den sonst die Untertanen vor ihm zu absolvieren hatten: drei tiefe Verbeugungen und neunmaliges Niederwerfen auf den Boden.

Nach dieser Zeremonie ging der Kaiser zurück auf den langen Ehrenweg Richtung Süden. Dabei kam er an besagtem Himmelsgewölbe vorbei, einer einstöckigen runden Halle, die wie eine verkleinerte Kopie der Halle des Ernteopfers wirkt. Sie ist heute von einer Mauer umgeben, mit der es ebenfalls eine besondere Bewandtnis hat. an dieser runden Mauer läuft nämlich das Echo entlang, und wenn man an einer Seite leise gegen die Mauer spricht, kann man es auf der gegenüberliegenden Seite hören.

doch zurück zum Kaiser. Der gelangte auf seinem Weg nach Süden durch mehrere Ehrentore schließlich zum eigentlichen Himmelsaltar. Dieser wurde 1530 errichtet und bestand damals aus blauen Steinplatten. Kaiser Qianlong ließ ihn 1749 aus weißem Bruchstein neu und wesentlich größer bauen, damit er in angemessener Umgebung am Tag der Wintersonnenwende "Zwiesprache mit dem Himmel" halten konnte.

Genau an jenem gewinnen nämlich die Tage des Lichts, das wie der Himmel dem männlichen Element des yang zugeordnet ist, die Oberhand über die Tage des Dunkels, das wie die Erde zum weiblichen Element des yin gehört.

Während dieser Zwiesprache mit dem Himmel berichtete der Kaiser dann dem Himmel über sein zurückliegendes Regierungsjahr und bat um Segen für das folgende Jahr.

An diesem heiligen Ort wurden zu den Opferzeremonien Altäre und Zelte aufgebaut, der Kaiser las Gebete und opferte Wein und Tiere. Zum Schluss wurden die Opfergaben in den unten seitlich stehenden Öfen verbrannt, so dass sie als Rauch in den Himmel gelangen konnten.

Doch das alles gehört der Vergangenheit an: Der Prunk, das große Gefolge des Kaisers, das geheime Gespräch zwischen dem Kaiser und dem abstrakten Begriff "Himmel" auf dem Himmelsaltar sowie der aufsteigende Rauch, der den Himmel erreichen sollte...