Mitte Mai ist in China zum ersten Mal eine Fußball-Superliga eröffnet worden. Wie ist diese neue Sache zustande gekommen? Werfen wir zuerst mal einen Blick zurück auf die Geschichte. Bis in die 90er Jahre hinein gab es in China trotz regelmäßiger Meisterschaftsturniere keine einheitliche nationale Fußball-Liga, und die Fußballer spielten nicht in Klubs, sondern in Teams, die der Sportverwaltung der jeweiligen Provinz- oder Regionalregierung unterstanden. Eine Reform war erforderlich, weil das alte System den internationalen Regeln angepasst werden musste. 1994 war ein Meilenstein in der Fußballreform: In jenem Jahr fand erstmals eine einheitliche nationale Fußball-Liga statt, die von 28 Teams in 2 Klassen bestritten wurde. Die Liga unterteilte sich damals in Liga A und Liga B. Dabei waren die Fußballvereine nicht länger eine hochspezialisierte Behörde mit beamteten Kickern, sondern Profi-Klubs: Sie standen betriebswirtschaftlich auf eigenen Beinen, es gab Spielerverträge und leistungsabhängige Gehälter. All dies gab dem Fußballsport in China große Impulse und erhöhte das gesamte Niveau des chinesischen Fußballs. So konnte sich die chinesische Fußball-Nationalelf 2002 erstmals in ihrer Geschichte für die Endrunde der Fußball-WM qualifizieren. Doch zwischenzeitlich traten auch neue Probleme auf: Einseitige Jagd nach Ergebnissen und Vernachlässigung der Nachwuchsarbeit, Bestechung von Schiedsrichtern, finanzielle Probleme der Klubs, usw. All dies forderte eine zweite Reform der Fußballklubs, und damit schlug die Stunde der Fußball-Superliga.
Ganz neu ist diesmal, dass die Klubs zuerst strikt auf ihre Leistungen in der vorherigen Liga, auf ihre finanzielle Lage und ihr Potential geprüft werden müssen, bevor sie bei der Superliga mitspielen können. Schließlich sind 12 Teams, darunter aus Beijing, Tianjin, Shenyang und Dalian, an den Start der Fußball-Superliga gegangen.
Nebenbei ist die Superliga auch durch neue Management- und Geschäftsmodelle gekennzeichnet. So steht eine Fachfirma zur Verfügung, die das Marketing der Liga steuert. Zudem wurde die Liga nach dem größten Sponsor Siemens benannt, außerdem gehören weitere große internationale Firmen zu den Sponsoren. Dazu sagte der Vorsitzende der Superliga-Kommission, Lang Xiaonong:
"Ein vereinheitlichtes Marketing ist populär in der Welt des Profifußballs. Angestrebt wird dabei Balance und Konkurrenz. In verschiedenen Ländern macht das vereinheitlichte Marketing einen unterschiedlichen Anteil aus. Was den Gewinn einzelner Klubs angeht, so müssen sich etliche Klubs für die gemeinsamen Interessen aufopfern. Denn der Markt wird von allen Beteiligten gebildet, und ein Klub allein schafft es nicht ."
Die Eröffnungszeremonie fand im neu gebauten Fußball-Stadion Taida in Tianjin statt, dem ersten modernen professionellen Fußball-Stadion in Nordchina überhaupt. Doch noch wichtiger sind die Spiele selbst. Dazu sagte Lang Xiaonong:
"Die grundlegende Frage ist der Aufbau der Liga. Dies umfasst die Gebiete Klubs, Kultur, Markt und Vorschriften. Derzeit sind wir nicht in der Lage, alles auf einmal zu schaffen. Also muss die Arbeit schrittweise geleistet werden, und der ganze Ablauf dauert noch. Unser Ziel ist, einen gesetzlichen und systematischen Rahmen für die Fußball-Superliga in China zu schaffen, die sich von der früheren Liga A unterscheidet".
Auch die einzelnen Fußballklubs setzen große Hoffnungen auf die neue Liga. Dazu Yang Zuwu, Generalmanager des Klubs Guoan in Beijing:
"Im Startjahr der chinesischen Fußball-Superliga werden wir unter dem Motto "auf zur Spitze" spielen und unser Können zeigen. Die neue Superliga hat der Fußball-Welt in China frische Luft, neue Ideen und einen neuen Stil gebracht. Damit erwartet man eine Erhöhung des gesamten Niveaus des chinesischen Fußballs".
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