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(GMT+08:00) 2004-02-09 11:35:49    
Tempel der Großen Glocke

CRI
Zum Jahrewechsel werden in buddhistischen Tempeln Glocken geschlagen. Denn die Buddhisten glauben, der Glockenklang vertreibe Kummer und Unglück. So wird seit vielen Jahren auch die Große Glocke in Beijing zum Jahreswechsel geschlagen. Heute wollen wir Sie zum Tempel der Großen Glocke entführen.

Der Tempel der Großen Glocke hieß ursprünglich Juesheng-Tempel. Das buddhistische Kloster wurde im Jahre 1833 erbaut. Hier in diesem Tempel wird die Königin der klöppellosen Glocken ? die Yong-Le-Glocke beherbergt. Über diese Glocke erzählt uns unserer Reisebegleiter Wu Zhiyou:

„Die Glocke ließ der 3. Kaiser der Ming-Dynastie gießen. Auf dem Körper der Glocke finden sich Zauberworte in Chinesisch und Sanskrit. Denn der Kaiser glaubte, der Sinn der Sutren komme dem Menschen ins Ohr, der den Glockenklang hört."

Die Ernte möge Jahr für Jahr gut sein und das Reich für immer vom Himmelsgott gesegnet, und möge das Land verschont bleiben von Katastrophen - so heißt es auf dem Glockenkörper. Das sind die Wünsche des 3. Kaisers der Ming-Dynastie, Zhu Di, auch bekannt als Kaiser Yong Le.

Yong Le war der Sieger der Machtprobe nach dem Tod des ersten Kaisers. Durch Intrigen und blutige Machtkämpfe schlug er alle seine Gegner aus dem Feld, darunter auch seinen eigenen Neffen, den eigentlichen Thronfolger.

Doch der Sieg war für den neuen Kaiser ein Albtraum. Er lebte in ständiger Furcht vor Racheakten der Geprellten. So verbrachte er in schwer bewachten Palästen viele schlaflose Nächte. Schließlich entschied er sich, die Hauptstadt von Nanjing im Süden am Jangtse nach Beijing im Norden zu verlegen. Doch auch nach dem Hauptstadtumzug fühlte er sich nicht sicher. Also ließ er eine Glocke gießen. Dieses heilige Instrument des Buddhismus sollte auch ein Monument sein für alle Soldaten, die für ihn im Machtkampf ihr Leben verloren hatten. Und außerdem würde der Glockenklang ja böse Geister fernhalten, wusste Yong Le.

Ob die Glocke den Kaiser tatsächlich von seiner Panik befreit hat, weiß niemand. Tatsache ist allerdings, dass der Glockenklang 40 bis 50 Kilometer weit vernehmbar war. Und das Resonanzecho im Glockenkörper hielt drei Minuten an.

Die Glocke selber ist ein Rekord in der chinesischen Geschichte und sogar in der ganzen Welt. Dazu noch einmal unser Reisebegleiter Wu Zhiyou:

„Die Glocke ist 6 Meter 75 hoch und hat einen Durchmesser von 3 Meter 30. Sie wiegt 45,5 Tonnen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Glocke aus 80 Prozent Bronze, 16 Prozent Zinn und Legierungsstoffen wie Blei, Zink, Eisen, Silizium und Magnesium besteht. Sie ist die Königin der Glocken"

Eine Glockenkönigin zu gießen war nicht leicht. Der Guss der Riesenglocke gehörte zu den drei Mammut-Projekten Anfang des 15. Jahrhunderts, als Kaiser Yong Le die Hauptstadt des Reiches von Nanjing nach Beijing verlegte. Die anderen beiden Großprojekte waren der Ausbau der Verbotenen Stadt und der Bau des Himmelstempels.

Nach der Fertigstellung der Glocke in der Kaiserlichen Gießerei wurde sie zunächst in die Verbotene Stadt gebracht. Dies geschah im Winter, da man die mehr als 45 Tonnen schwere Glocke sonst nicht hätte bewegen können. Im Winter half nämlich eine List: Man goss Wasser auf die Strasse, und auf der so entstandenen Eisfläche ließ sich die Glocke dann transportieren. Und im Kaiserhof formten die Arbeiter einen sanft ansteigenden Eishügel, auf den die schwere Glocke heraufgeschoben wurde. Dann war Eile geboten: Bevor der Frühling den Eishügel unter Glocke schmelzen ließ, musste um die Glocke auf dem Eissockel herum ein Glockenturm gebaut werden. Im Frühling hing die Glocke sicher im Glockenstuhl, und das Eispodest konnte dahinschmelzen...

Im Jahre 1607 wurde die Glocke dann von der Verbotenen Stadt in den Tempel der Langlebigkeit transportiert. Dort schlugen täglich 6 Mönche die Glocke. Gleichzeitig geriet der Thron des Kaisers in den letzten Jahren der Ming-Dynastie ins Wanken, und damit unterblieb dann auch das Glocken-Schlagen im Tempel der Langlebigkeit.

Erst 1733, also in der Qing- und damit letzten chinesischen Dynastie, ließ Kaiser Yong Zheng die Große Glocke in den Juesheng-Tempel bringen. Nach der chinesischen Yin-Yang-Theorie musste die metallene Glocke nämlich im Norden hängen. So entschied sich der Kaiser Yong-Zheng, sie vom Tempel der Langlebigkeit nach Norden zu verlegen.

Seitdem wurden in Dürrejahren im Juesheng-Tempel Bittgebete abgehalten. Hohe Minister, Generäle, manchmal sogar der Kaiser selbst besuchten dann buddhistische Zeremonien, um der Bitte um ausreichende Niederschläge Nachdruck zu verleihen. Nicht ganz ohne Eigennutz ? denn im Agrarland China konnten Missernten und damit Hungersnöte leicht zu Aufständen führen und schließlich den Kaiserhof gefährden.

Dazu erzählt unser Reisebegleiter Herr Wu:

„Der Juesheng-Tempel war während der Regierungsperiode von Kaiser Yong Zheng in der Qing-Dynastie ein kaiserlicher Tempel. Nachdem die Große Glocke vom Tempel der Langlebigkeit hierher transportiert worden war, gewann der Juesheng-Tempel an Bedeutung. Die Glocke wird immer zu Gebetszeremonien geschlagen. Der Kaiser und seine Minister beteten um reichliche Niederschläge für das Reich. Allmählich nannte man das Kloster dann den „Tempel der Großen Glocke".

Der Entwurf der Tempelanlage hält streng die Prinzipien der Symmetrie ein. Alle wichtigen Gebäude des Tempels befinden sich auf einer Achse, die sich durch die Tempelanlage zieht. Der Große Glockenturm ist das wichtigste Gebäude des Tempels. Dieser 2-stöckige Glockenturm wurde eigens für die Große Glocke gebaut. Er hat Fenster auf allen Seiten. Daher fällt mehr Licht auf die Glocke. Eine Wendeltreppe führt hinauf zur Glocke.

Glocken als Symbol der kaiserlichen Macht gab es schon seit der Qin-Dynasite vor mehr als 2000 Jahren. Im Kaiserhof hing eine riesige Glocke. Nachdem der Buddhismus von Indien nach China gekommen war, erhielten Glocken eine zunehmend religiöse Bedeutung. Fromme Buddhisten glauben, der Glockenklang zum Jahreswechsel vertreibe Kummer und Missgeschick. So werden immer zum traditionellen Frühlingsfest, dem chinesischen Neujahr, in buddhistischen Tempeln Glocken geschlagen.

Mit dem Sturz der chinesischen Monarchie hat auch die Glocken-Königin ihre Bedeutung als Symbol der kaiserlichen Macht und heiliges Utensil religiöser Zeremonien verloren. Doch Jahr für Jahr wird die gigantische Glocke geschlagen. Denn Glocke an sich sind ein glückverheißendes Symbol in der chinesischen Kultur ? sie symbolisieren Helligkeit, Gerechtigkeit, Weisheit und Schönheit.

Seit 1986 fungiert der Juesheng- Tempel oder Tempel der Großen Glocke nun als Glockenmuseum - mit mehr als 700 klöppellosen Glocken. Neben dem wichtigsten Exponat ? der Glockenkönigin - können Besucher auch viele andere wertvolle Glocken bewundern. Hier ist ein Reich der Glocken. Über die Ausstellung sagt Herr Wu:

„Wir haben insgesamt 11 Ausstellungsräume. Neben der Königin der Glocken vor 400 Jahren ist auch noch eine mehr als 600 Jahre alte kaiserliche Glocke sehenswert. Diese wiegt mehr als 2 Tonnen. Auf dem Körper sind 22 Drachen eingeprägt. Ursprünglich hing sie in der Verbotenen Stadt. Diese Glocke betrachtete der Kaiser Qian Long als Symbol seiner Macht. Sie wurde immer dann geschlagen, wenn sich wichtige Ereignisse am Kaiserhof abspielten."