Seit 1978 ist das Urbanisierungsniveau in China um 15 Prozentpunkte erhöht worden. Dies entspricht einem doppelt so hohen Wachstum wie im Weltdurchschnitt im gleichen Zeitraum.
2001 galten in China 458,44 Millionen Einwohner oder 36,22% der Gesamtbevölkerung als Stadtbewohner. Zur Zeit entfallen über 50% der landesweiten Industrieproduktion, über 70% der Pro-Kopf-Produktion, rund 80% der staatlichen Steuereinnahmen, 85% des Wachstums des tertiären Sektors sowie über 90% der Fachkräfte mit Hochschulbildung oder in der Forschung auf die Städte.
In China gibt es derzeit 668 Städte, davon 13 mit mehr als 2 Millionen Einwohnern. 24 Städte haben zwischen einer und zwei Millionen, 48 zwischen 500.000 und einer Million, 205 zwischen 200.000 und 500.000 und 378 weniger als 200.000 Einwohner.
Aus historischen und geografischen Wegen Gründen sowie infolge der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung ist die Verbreitung der Städte in China von der Besonderheit geprägt, dass im Osten viele Städte und damit eine hohe Besiedlungsdichte gibt, während es im Westen vergleichsweise wenig Städte gibt und die Gebiete detulich dünner besiedelt sind.
Die regionalen Unterschiede des Urbanisierungsniveaus sind beträchtlich. Das Urbanisierungsniveau in Ostgebieten liegt bei rund 37%, in den Mittelgebieten bei 30% und in den Westgebieten bei 24%.
Neben Beijing, Tianjin, Shanghai und Chongqing hat die Provinz Liaoning das höchste Urbanisierungsniveau, das doppelt so hoch ist, wie der Durchschnitt des Landes. Das autonome Gebiet Tibet hat das niedrigste Urbanisierungsniveau, das bei nur 41% des Landesdurchschnitts liegt.
In den letzten 20 Jahren gehörten Guangdong, Zhejiang, Jiangsu, Shandong, Hebei und Guangxi zu den Gebieten mit einem beschleunigten Urbanisierungsprozess. Eher gegenläufige Tendenzen waren in Heilongjiang, der Inneren Mongolei, Jilin, Qinghai, Xinjiang und Tibet zu verzeichnen.
Es gehört zu großen Strategien der chinesischen Regierung zur Förderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Lande, die kleinen Städte zu entwickeln. Im Prozess der Urbanisierung hat die Bedeutung kleiner Städte rapide zugenommen. Damit ist die zweischichtige Struktur der chinesischen Gesellschaft verändert worden, und das Entstehen der kleinen Städte gilt als wichtige Antriebskraft der Industrialisierung und Sozialisierung auf dem Lande. Im zurückliegenden Jahrzehnt sind jährlich durchschnittlich rund 800 kleine Städte in China entstanden, die jedes Jahr rund 10 Millionen Einwohner der ländlichen Bevölkerung aufgenommen haben. Innerhalb eines Jahrzehnts sind so mehr als 100 Millionen Angehörige Bevölkerung auf dem Lande zu Einwohnern kleiner Städte geworden.
Zugleich sind weiterhin städtische Ballungsgebiete mit großen Städten als Zentren etabliert worden. Zu den relativ großen derartigen Ballungsgebieten gehören die Stadtgruppen rund um das Bohai-Meer mit Beijing, Tianjin, Dalian und Qingdao als Zentren, die Yangtze-Delta-Stadtgruppe mit Shanghai, Suzhou, Wuxi, Nanjing, Hangzhou und Ningbo als Zentren sowie die Zhujiang-Delta-Stadtgruppe mit Guangzhou, Shenzhen, Zhuhai, Dongwan, und Zhongshan als Zentren. Diese städtischen Ballungsgebiete haben ein relativ hohes Urbanisierungsniveau und entwickelte Wirtschaft und verfügen über komplette städtische Anlagen.
Die Beschleunigung des Urbanisierungsprozesses hat den Zustrom der Bevölkerung vom Lande in die Städten gefördert. Damit sind Beschäftigungschancen vermehrt und der auf dem Lande lastende Druck ein zu großen Bevölkerung bei zu wenig landwirtschaftlicher Fläche gemildert worden. Die städtische Infrastruktur und der Wohnungsbau sind rapide entwickelt worden, was das Umfeld für die wirtschaftliche Entwicklung und die Lebensbedingungen beträchtlich verbessert hat. Gefördert durch die Öffnung nach außen sind die gegenseitigen Einflüsse und Verbindungen zwischen den chinesischen Städten und der Weltwirtschaft immer stärker geworden. Städte wie Beijing und Shanghai rücken allmählich in die Liste der internationalen Metropolen auf.
Wegen der natürlichen und geschichtlichen Bedingungen der Entwicklung der chinesischen Städte sowie infolge der lange Zeit unter den besonderen Umständen nach Gründung der VR China durchgeführten Wirtschaftsentwicklungsstrategie und Politik der Trennung von Stadt und Land kann man feststellen, dass die Urbanisierung und die Entwicklung der Städte in China generell die Bedürfnisse der umfassenden Entwicklung nicht befriedigen können. So hinkt beispielsweise das Urbanisierungsniveau der Industrialisierung hinterher und die Städte haben eine irrationelle Branchenstruktur. Zudem ist der tertiäre Sektor unterentwickelt. Im Bereich des tertiären Sektors lassen sich insbesondere traditionelle Dienstleistungsbranchen wie Information und Finanzwesen noch groß entwickeln. Die Aufwendungen für städtische Infrastrukturanlagen sind nicht genügend und halten nicht mit dem Bedarf der Entwicklung Schritt.
Dem 10. Fünf-Jahres-Plan zufolge soll das Urbanisierungsniveau der Städte landesweit von 2001 bis 2005 jährlich um durchschnittlich 0,8 bis 1 Prozentpunkt erhöht werden. Für die Vervollkommnung der städtischen Funktionen und die Erhöhung der städtischen Ausstrahlungs- und Konkurrenzfähigkeit gibt es folgende wichtige Planungen:
1. Die Städte mit starker Umwandlungsfähigkeit der Stützbranchen und kompletten Infrastruktur- und Sozialserviceanlagen sollen ihre Konkurrenzfähigkeit weiterhin verstärken. Die großen Städte mit internationaler Bedeutung wie Beijing und Shanghai sollen sich auf Wissenswirtschaft orientieren und High-Tech-Branchen wie Elektronik und Informatik, Bio-Technologie, neue Werkstoffe sowie Deviseneinnahmebranchen aktiv entwickeln. Modernere Dienstleistungsbranchen wie Finanzen und Versicherungen, Informationsservice und Güterlogistik sowie spezielle Dienstleistungen sollen schwerpunktmäßig entwickelt werden. Damit können diese Städte allmählich zu großen Metropolen mit der Fähigkeit zur Beteiligung am internationalen Wettbewerb und zu wirtschaftlichen, kulturellen, wissenschaftlichen und technischen Zentren des Landes werden.
Die Küstenöffnungsstädte Shenzhen, Guangzhou, Dalian, Tianjin, Xiamen, Qingdao, Yantai, Ningbo, Shantou und Qinhuangdao sollen mit Wirtschaftsentwicklungszonen als Stützen die Öffnungswirtschaft und technikleitende Hauptbranchen entwickeln. Solche Städte liegen meistens in dicht besiedelten Gebieten mit knappen Bodenressourcen, und Projekte mit großem Wasserverbrauch, schweren Verschmutzungen und großflächiger Bodennutzung müssen streng beschränkt werden.
2. Die durch lange Entwicklung gebildeten wichtigen Industriestandorte Harbin, Shenyang, Changchun, Wuhan, Xi An, Lanzhou, Chengdu und Chongqing müssen die Stadtfunktionen weiterhin vervollkommnen. Solche Städte sollen ihre Überlegenheit der soliden wirtschaftlichen Basis und der konzentrierten Fachkräfte völlig zur Geltung bringen und die Branchenstruktur verbessern. Die traditionellen Branchen werden durch High-Tech umgebildet, und neue Produkte mit hohem technischen Inhalt werden entwickelt. Die High-Tech-Branchen werden entwickelt und zu neuen Leitbranchen ausgebaut. Überschüssige Arbeitskräfte sollen auf der Basis der regionalen Überlegenheit bei Ressourcen im Zuge der intensiveren Nutzung der Ressourcen durch High-Tech-Verarbeitung in arbeitsintensive mittelgroße und kleine Betriebe umgeleitet werden.
Die tertiären Branchen sollen entwickelt werden, damit werden solche Städte zu Warenzirkulations-, Wissenschafts-, Technik- und Kultur- sowie Informationszentren .
3. Städte mit einseitiger Branchenstruktur und mit Stützenbranchen, die durch die staatliche Regulierung der Branchenstruktur sowie die Veränderung des Marktes geschwächt werden, sollen ihre Branchenstruktur rechtzeitig regulieren. Dazu gehören auch Städte mit traditioneller Verarbeitungsindustrie wie Textilien und normale Maschinen sowie Städte mit Ressourcenverarbeitungsindustrie wie Kohlen- und Forstindustrie.
4. Die Ausstrahlungsfunktionen der Städte auf die Entwicklung der umliegenden Gebiete werden deutlich erhöht. Den Funktionsbesonderheiten, der Ausstrahlungsfähigkeit und den Entwicklungsbedingungen der Gebiete entsprechend können Städte im ganzen Land zu Zentralstädten mit nationaler und internationaler Bedeutung, Zentralstädten mehrerer Provinzen, Zentralstädten innerhalb einer Provinz, lokalen Zentralstädten, Zentralstädten im Kreisgebiet sowie Zentralstädten innerhalb eines Kreises ausgebaut werden. Dabei gehören zu den Zentralstädten mit nationaler und internationaler Bedeutung Beijing, Shanghai und Hongkong. Zu den Zentralstädten mehrerer Provinzen gehören Shenyang, Tianjin, Wuhan, Guangzhou, Xi An, und Chongqing, sowie Dalian, Harbin, Jinan, Qingdao, Zhengzhou, Changsha, Nanjing, Hangzhou, Shenzhen, Xiamen, Lanzhou, Urumqi, Chengdu und Kunming. Zu Zentralstädten im Provinzgebiet gehören hauptsächlich die Hauptstädte aller Provinzen, darunter Changchun, Hohhot, Shijiazhuang, Taiyuan, Hefei, Nanchang, Fuzhou, Haikou, Yinchuan, Xining, Nanning, und Guiyang. Zudem gibt es noch große Städte , die für die Entwicklung der Provinz wichtige Einflüsse ausüben werden, wie Baotou, Tangshan, Ningbo und Liuzhou.
Diese Städte sollen schwerpunktmäßig die Servicefunktionen in den Bereichen Handel, Information, Finanzen, Bildung, Wissenschaft und Technik sowie Kultur für die jeweiligen Gebiete vervollkommnen und bequeme Inter-Stadt-Verkehrsnetze aufbauen, damit sich die Zentralstädte mit den benachbarten Gebieten zu einer organischen Integration verbinden können. Dabei können die Funktionen der Zentralstädte rationell verwaltet und reguliert werden, zugleich wird einer zu hohen Bevölkerungsdichte und einer überforderten Verkehrsinfrastruktur entgegengewirkt. Mit der Verbesserung der Stadtplanungen und der Stadtumwelt könnte die Ausstrahlungs- und Förderungsfähigkeit der Zentralstädte verstärkt werden.
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