Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. In den 2000 Jahren, vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 18 Jahrhundert, war China hinsichtlich der Entwicklung der Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technik führend auf der Welt. Seine vier weltbekannten Gründungen -- Kompass, Schießpulver, Buchdruckerkunst und Papierherstellung -- sind typische Beispiele dafür. Doch in den späteren Jahrhunderten entwickelten sich die chinesische Gesellschaft und Wirtschaft infolge des Feudalsystems und der ununterbrochenen Aggressionen ausländischer Mächte sehr langsam. In den 40er Jahren dieses Jahrhunderts produzierte China jährlich nur 160.000 t Stahl, 120.000 t Erdöl, 30 Mio. t Kohle und 1,9 Mrd. m Baumwollstoff. Pro Kopf gerechnet, zählte es damit weltweit zu den Produktionsländern mit geringer Kapazität. Damals hatte es nur 22.000 km Eisenbahnlinien. Es war eines der großen Länder, die nur über ein paar Eisenbahnverbindungen verfügten.
Selbst in der Landwirtschaft, die als die Grundlage des Landes betrachtet wurde, konnten Jahr für Jahr nur Missernten eingebracht werden. 1949 betrug der gesamte Getreideertrag Chinas nur 110 Mio. t und der Baumwollertrag nur 450.000 t. Auch der Ertrag anderer Ressourcen war sehr niedrig.
Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 begann die chinesische Regierung, den Wirtschaftsaufbau in großen Stil durchzuführen, um die Armut zu überwinden. Dabei handelte es sich hauptsächlich um die Entwicklung einer modernen Industrie. Die wirtschaftliche Lage des Landes veräderte sich schnell. In den ersten zehn Jahren nach der Gründung der Volksrepublik, nämlich in den 50er Jahren, konzentrierte China seine Kräfte darauf, die ursprüngliche Produktionsfähigkeit der Industrie wiederherzustellen. Dabei wurde in nordöstlichen Gebieten, wie z. B. in Anshan und Benxi der Provinz Liaoning, wo es relativ reiche Ressourcen und eine relativ gute industrielle Grundlage gab, die damals größte Produktionsbasis für die Eisen- und Stahlindustrie aufgebaut. Zugleich wurde in Beijing, Tianjin, Tangshan, Lanzhou, Wuhan und Xi'an eine Anzahl von Schlüsselbetrieben gebaut, wodurch eine solide Grundlage für die spätere Entwicklung der Wirtschaft geschaffen wurde.
Nach den 60er Jahren begann China, den Schwerpunkt des Aufbaus westwärts nach Sichuan, Qinghai, Ningxia und Guizhou zu verlegen. Es wurden in Panzhihua, Provinz Sichuan, und Jiuquan, Provinz Gansu, zwei große Eisen- und Stahlkombinate und in Baoding, Provinz Sichuan, und Liupanshui, Provinz Guizhou, zwei große Kohlenbergwerke gebaut. Außerdem wurde in Gansu, Sichuan, Shaanxi, Hunan und Hubei eine Anzahl von Großbetrieben von verschiedenen Industriezweigen errichtet und im Nordwesten der Provinz Hubei die zweite Produktionsstätte für die Automobilindustrie aufgebaut. Allmählich entstanden in Zentral- und Westchina die Industriegebiete Chengyu mit Chengdu und Chongqing als Zentrum, Chuanqian mit Panzhihua und Liupanshui als Zentrum, Qianzhong mit Guiyang als Zentrum, Guanzhong mit Xi'an als Zentrum und das Industriegebiet am Überlauf des Gelben Flusses mit Lanzhou als Zentrum sowie neue Industriestätten in Westhubei, Westhenan und Westhunan. Dadurch wurde die Standortverteilung der Industrie strategisch reguliert und die Industrie ira Landesinnern verstärkt. In dieser Zeit wurde in Heilongjiang, Nordostchina, das Daqing-Ölfeld erschlossen, das die Selbstversorgung Chinas mit Erdöl verwirklichte und bei der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas eine wichtige Rolle spielte.
Ende der 70er Jahre begannen viele Städte in den 8stlichen Küstengebieten mit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik, sich nach außen zu öffnen. Der Schwerpunkt des Wirtschaftsaufbaus wurde wieder nach Osten verlegt. Die Provinzen Guangdong und Fujian, die an der süd- bzw. süd6sflichen Küste liegen und sich in der Nähe von Hong Kong und Macao befinden, entwickelten beschleunigt die exportorientierte Wirtschaft, indem sie ihre Beziehungen mit Überseechinesen ausnutzten und sich weit nach außen öffneten. Dadurch fand in diesen chinesischen Gebieten ein relativ schneller wirtschaftlicher Aufschwung statt.
In den 90er Jahren beschloss die chinesische Regierung, in Pudong bei Shanghai eine wirtschaftliche Entwicklungszone zu gründen, um die wirtschaftliche Entwicklung von Shanghai zu beschleunigen und mit Shanghai als "Lokomotive" die wirtschaftliche Entwicklung der Küstengebiete und der Gebiete am Yangtse mitzuziehen. Begeistert durch die Erschließung von Pudong, erreichte Shanghai in den letzten Jahren eine starke Wirtschaftskraft und verbesserte laufend seine Infrastruktur. Heute ist Shanghai zu einem weiteren Zentrum der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung in den östlichen Küstengebieten geworden.
Jetzt hat sich in China ein relativ vollständiges Industriesystem von recht hohem Niveau und recht großem Umfang herausgebildet. 1997 produzierte China 1,39 Mrd. t Rohkohle, 107 Mio. t Stahl (inkl. 97 Mio. t Walzstahl), 160 Mio. t Roh61, 1,13 Billionen kWh Strom und 510 Mio. t Zement. Die Produktion von Rohkohle und Zement belegte den ersten Platz der Welt. Hinsichtlich der Produktion von elektrischen Haushaltsgeräten wie Kühlschränken und Fernsehapparaten placierte sich China weltweit unter den ersten Ländern.
Während des großangelegten Industrieaufbaus wurde die landwirtschaftliche Produktion allseitig wiederhergestellt und entwickelt. In den 26 Jahren von 1952 bis 1978 lieferte die chinesische Landwirtschaft eine hohe Akkumulation von 800 Mrd. Yuan RMB für die Industrialisierung der Volkswirtschaft. Die Landwirtschaft, der Wasserbau auf Ackerland und die Herstellung von landwirtschaftlichen technischen Anlagen haben alle eine große Entwicklung genommen. 1978 begann der Staat, seine Politik für die ländlichen Gebiete umfassend zu regulieren. Es wurde eine Reihe von politischen Richtlinien für die F6rderung der Landwirtschaft ausgearbeitet. Die wichtigste war die Einführung des Systems der vertragsgebundenen Verantwortlichkeit in Verbindung mit dem Produktionsertrag auf Basis der Haushalte auf dem Lande. Unter der Voraussetzung, dass das Land und andere Produktionsmittel dem Kollektiv gehören, wird das Land von einzelnen Bauernhaushalten vertraglich bewirtschaftet. Diese Politik hat die Bauern zur Produktion initiiert, so dass sich das Antlitz der ländlichen Gebiete so stark wie nie zuvor verändert hat. Die vertragliche Bewirtschaftung durch einzelne Bauernhaushalte hat nicht nur die allseitige Entwicklung des Ackerbaus, sondern auch die Entwicklung der häuslichen Fisch- und Tierzucht und der ländlichen Betriebe gefördert. Zugleich wurde ein großer Teil der überschüssigen Arbeitskräfte freigesetzt. Viele Bauern zogen in die Städte und stellen ihre Arbeitskräfte für den Aufbau der chinesischen Metropolen zur Verfügung.
Dank ihrer Bemühungen kann das chinesische Volk mit 7% des Weltackerlandes 22% der Weltbevölkerung ernähren. 1997 betrug die Produktion von Getreide 492 Mio. t, die der Baumwolle 4,3 Mio. t, die von Ölpflanzen 21,5 Mio. t, die von Fleisch 53,54 Mio. t und die von Wasserprodukten 35,61 Mio. t. Durch ihr Produktionsvolumen placierte sich China weltweit unter den ersten Ländern. Die Getreideproduktion stieg stetig, die Produktion von Industriepflanzen entwickelte sich schnell, besonders in der Forstwirtschaft, Viehzucht und Fischerei war ein schnelles Wachstum zu verzeichnen. Das garantiert, dass die Bedürfnisse der Wirtschaftsentwicklung des Landes befriedigt werden können und das Lebensniveau der Bevölkerung sich stetig erhöht.
Jetzt ist der Gesamtertrag der chinesischen Volkswirtschaft von einem recht großem Umfang. 1997 betrug das Bruttosozialprodukt 7,48 Billionen Yuan (903 Mrd. US$). Damit placierte sich China weltweit unter den ersten zehn Ländern. Aber wegen der Bevölkerungsgr6fle und der schwachen Basis ist die Gesamtmenge der Volkswirtschaft, pro Kopf gerechnet, immer noch sehr gering. China ist nach wie vor ein einkommensschwaches Entwicklungsland.
Auch im Verkehrswesen hat China sehr große Erfolge erzielt. Jetzt verfügt es über ein umfassendes
Verkehrssystem, das aus Eisenbahn, Landstraßen, Wassertransport, Zivilluftfahrt und Pipelines besteht, und ein landesweites Post- und Telekommunikationsnetz. Den Statistiken von 1997 zufolge betrug die Länge der chinesischen Eisenbahnstrecken 66.000 km, die der Binnenschifffahrtslinien 110.000 km, die für den Verkehr freigegebenen Landstraßen 1,21 Mio. km und die der Zivilluftfahrtsstrecken 1,43 Mio. km. In den wichtigsten Küstenhäfen gab es über 1300 Liegeplätze.
Auch die Einrichtungen im Verkehrs-, Post- und Fernmeldewesen haben sich verbessert. Die Zahl der doppelgleisigen und elektrifizierten Eisenbahnlinien stieg von Jahr zu Jahr. Einige fortgeschrittene Technologien fanden in vielen Bereichen Anwendung. Der Anteil erstklassiger Landstraßen an der Gesamtlänge vergrößerte sich kontinuierlich. In den Küstengebieten wurde eine Anzahl von Sonderliegeplätzen für Kohle, Erze und Container gebaut, die Hafenanlagen wurden weiter mechanisiert, und der Bau von großen Schiffen für Schiffgut und Container und von Roll-on-Roll-off-Schiffen hat sich beträchtlich entwickelt. Die Zahl der Zivilflugzeuge vergrößerte sich ständig, Großraumflugzeuge wie Boing 747 und 757 sind Hauptbestandteile der Flugflotte geworden. Moderne technische Anlagen für programmgesteuerte Telefonvermittlung, Telekommunikation über Lichtleitkabel und Satelliten, digitalgesteuerte Mikrowellenübertragung und Mobiltelefon werden im Kommunikationssystem eingesetzt. Die gesamte Kapazität der Telefonanschlüsse des Landes erreicht die Zahl 110 Mio. Die Telefonvermittlung in allen Städten von der Kreisebene aufwärts ist programmgesteuert. Das Telefonnetz Chinas ist das zweitgrößte in der Welt.
Trotzdem ist der verstärkte Aufbau der infrastrukturellen Einrichtungen für Verkehr und Kommunikation nach wie vor dem Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas.
In nächster Zukunft wird China eine Anzahl neuer Bahnstrecken bauen, zugleich wird es alle vorhandenen Bahnstrecken erneuern, die Elektrifizierung der Eisenbahn beschleunigen und mehr Eisenbahnstrecken doppelgleisig machen. Außerdem wird China den Anteil seiner erstklassigen Landstraßen vergrößern, den Wassertransport und Luftverkehr tatkräftig entwickeln und die Einrichtungen im Post- und Fernmeldewesen noch mehr automatisieren.
Mit der raschen Entwicklung der Wirtschaft wird der Anteil der Stadtbewohner an der gesamten Bevölkerung immer größer, die Einrichtungen einiger großer und mittelgroßer Städte verbessern sich ununterbrochen. Zugleich sind viele neue Städte entstanden. Bisher beträgt die Gesamtzahl der chinesischen Städte 600. 1949 war es nur 58 und 1978 193. Unter den neuen Städten gibt es einige nach außen ge6ffnete Hafenstädte und kulturhistorisch bedeutende Städte. Einige von ihnen blühen und wachsen durch die wirtschaftliche Entwicklung.
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