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(GMT+08:00) 2003-12-13 13:06:19    
Die antike hydrologische Station am Yangtse verewigt

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Im Stauseegebiet am Oberlauf des Yangtse liegt die Stadt Fuling. Diese Stadt ist alljährlich im Spätwinter, also von Dezember bis März nach dem chinesischen Mondkalender um eine Attraktion reicher. Inmitten des Yangtse-Flusses nördlich der Stadt taucht eine schmale Felsklippe auf, die jedes Jahr zahlreiche Besucher anlockte. Dort findet man eine Sehenswürdigkeit mit tausendjähriger Kulturgeschichte, nämlich die am besten erhaltene antike hydrologische Station der Welt. Im Rahmen des Drei-Schluchten-Wasserbauprojektes wird die Felsklippe bald für immer im Stausee versinken.

Die Felsklippe im Yangtse nördlich von Fuling entstand durch strukturbildende Vorgänge der Erdkruste und hat die Form eines riesigen Krokodils. Die Felsklippe ist etwa 1600 Meter lang und hat durchschnittlich 15 Meter breit. Geschichtlichen Überlieferungen zufolge hatte sich auf der Klippe in der Antike eine reiche Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt, und alljährlich im Winter fanden sich hier auch zahlreiche weiße Kraniche ein. Daher hat die Felsklippe auch ihren schönen Namen ?Baihe-Liang?, zu deutsch etwa ?der Grat des weißen Kranichs?. Heute lockt diese Ortschaft nicht mehr Kraniche, aber doch zahlreiche Besucher an. Denn so beschreibt es der Direktor des Museums Fuling, Huang Dejian, die Felsklippe ist auf ihre Art besonders wertvoll:

?Die Felsklippe Baiheliang hat besonders für Wissenschaftler einen hohen Wert. Denn hier sind hydrologische Aufzeichnungen über die Schwankungen des Wasserpegels vom Yangtse-Fluss während der vergangenen 1200 Jahre erhalten. Dazu gehört auch die Aufzeichnung der niedrigsten Wasserstände von 72 Jahren.?

Vor mehr als 1200 Jahren, also im Jahr 763 in der Tang-Dynastie, wurden Karpfen in den Stein eingemeißelt. Die Entfernung der Augen der steinernen Fische zum Wasserpegel ergaben einen Wert, der über die Jahrhunderte durch Markierungen im Stein festgehalten wurde. Dabei wurde jedes Mal auch die Zeit präzise niedergeschrieben. Jedes Jahr zwischen dem Winter und Frühling kommen seit jeher Menschen auf die Klippe, um den Pegelstand des Jangtse zu beobachten. Allmählich hat sich die Markierung des Pegelstands zu einem festen Brauch in der Gegend entwickelt, erzählt auch Huang Dejian:

?Durch regelmäßige Beobachtungen schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass es am Oberlauf des Jangtse im kommenden Jahr reiche Niederschläge geben würde, wenn zu Beginn des Frühlings zwei steinerne Karpfen auf dem Grat zu sehen sind. Die Beobachtung waren die Grundlage für feierliche Gebete um ein gesegnetes Jahr.?

Wie Huang Dejian weiter erzählt, ist die Höhe der Karpfenaugen identisch mit der Marke Null des heutigen Wasserstandsanzeigers. Dies bestätigt die wissenschaftliche Authorität der jahrtausendealten hydrologischen Tradition, die antiken Einträge auf dem Grat werden noch bis heute als wichtige Belege für die Schifffahrt und moderne Wasserbauprojekte herangezogen.

Der Grat des Weißen Kranichs liegt also wie ein Tagesbuch im Jangtse. Es liefert sowohl Daten über das Steigen und Fallen der Jangtse-Fluten, aber es bestätigt auch die Entwicklung der menschlichen Zivilisation in mehr als einem Jahrtausend: Neben den 108 hydrologischen Einträgen haben die Vorfahren noch viele Werke der chinesischen Kalligraphie und Steinschnitzerei auf dem Grat hinterlassen. Dazu gehören u.a.

18 Fische, zwei Bilder der buddhistischen Göttin Guanyin, ein Kranich und zahlreiche eingemeißelte Gedichte mit insgesamt etwa 30.000 Schriftzeichen. In diesem Sinne geht die Bedeutung der Felsklippe Baihe weit über den hydrologischen Wert hinaus. Dazu noch einmal Huang Dejian:

?Der Grat des Weißen Kranichs ist die umfassendste und am besten erhaltene antike hydrologische Station. In diesem Sinne ist sie einzigartig in der Welt und als ein Wunder unter dem Wasser anerkannt. Von großer Bedeutung ist die Klippe auch für die Erforschung der chinesischen Literatur, der Kaligraphie, der Malerei sowie der Geschichte. Deshalb wollen wir auch einen Antrag um die Aufnahme dieser Denkmalstätte in die Weltkulturerbeliste der UNESCO stellen. ?

Mit dem Auf und Ab des Flusswassers liegt die Felsklippe Baihe den größten Teil des Jahres unter dem Wasserspiegel, und mit den weiter steigenden Fluten im Rahmen des Drei-Schluchten-Wasserprojekts wird dieses Tagesbuch des Jangtse für immer unter Wasser bleiben. Doch sowohl Forscher als auch Touristen können diese Sehenswürdigkeit jederzeit besichtigen. Denn Wissenschaftler und Ingenieure haben ein Unterwassermuseum entworfen. Dazu der Museumsdirektor von Fuling, Herr Huang Dejian.:

?Da die antike hydrologische Station auf der Baihe-Klippe in vielen Hinsichten sehr wertvoll ist, hat ihr Schutz von Anfang an große Aufmerksamkeit erregt. Schon im Jahr 1993 begann das staatliche Denkmalschutzamt damit, landesweit um Entwürfe für ein Unterwassermuseum zu werben. Schließlich nach 10 Jahre langer Diskussion wurde der Entwurf von Professor Ge Xiurun der Jiaotong-Universität in Shanghai angenommen.?

Nach diesem Entwurf soll ein ovaler Schutzbau über dem Grat unter Wasser errichtet werden. Der Bau soll mit klarem Wasser gefüllt sein, um das Kulturgut vor Schlamm und chemischer Zersetzung zu schützen und den großen Wasserdruck außerhalb des Schutzbaus auszugleichen. Vom südlichen Ufer des Jangtse aus sollen zwei Besichtigungskorridore zu diesem Unterwassermuseum führen.

Das Projekt läuft bereits auf Hochtouren und soll im Jahr 2004 fertiggestellt werden.

Aber schon heute zeigt sich Huang Dejian von der Zukunft des wertvollen Kulturgutes überzeugt:

?Der Schutz der antiken hydrologischen Station bedeutet gleichzeitig auch die Erhaltung eines Symbols der chinesischen Kultur. Damit wird dieses Stück Erinnerung im Jangtse unter Wasser für ewig erhalten bleiben. ?

Im Rahmen des Drei-Schluchten-Wasserbauprojektes sollen noch viele andere Denkmalstätten an ihren ursprünglichen Orten konserviert und erhalten werden. Dazu gehört auch das berühmte umfriedete Dorf Shibao in Fengdu bei Chongqing. Der majestätische Baukomplex am Hang des Yuyin-Berges wird später wie eine prächtige Insel im Drei-Schluchten-Stauseegebiet emporragen.

Bis zur Vollendung des Drei-Schluchten-Wasserbauprojektes am Yangtse 2009 werden noch viele Denkmalstätten im Stauseegebiet entweder umgesiedelt oder an ihren ursprünglichen Orten befestigt werden.