Im Rahmen unserer Reise anlässlich des 50. Jahrestags der deutschen Sendungen von CRI stand auch ein Besuch auf der Expo in Shanghai auf dem Programm. Für Dienstag, den 20. April, wurde der Expo-Park Shanghai probeweise in Betrieb genommen. Schon an dem ersten „Testtag" konnten über 200.000 Menschen noch vor der offiziellen Eröffnung das Gelände besichtigen.
Sehenswert ist die Expo 2010 allein schon wegen der zahlreichen architektonischen Meisterleistungen – mich persönlich konnten vor allem die „Achse" und der Pavillon des Gastgebers China ganz besonders begeistern.
Einige Pavillons waren noch richtige Baustellen, andere waren bereits weitgehend fertiggestellt, als wir am Morgen des 20. April auf dem Expogelände eintrafen. Nur wenige Aussteller hatten allerdings ihre Exponate bereits für die Öffentlichkeit freigegeben und ihre Pavillons geöffnet. Unter den erfreulichen Ausnahmen befand sich neben dem tschechischen auch der deutsche Pavillon, bei dem wir als VIPs zu einer individuellen Führung eingeladen waren.
„Better City, better Life", so lautet das Motto der Shanghaier Expo. Unter diesem zentralen Leitmotiv präsentiert sich Deutschland mit dem Schwerpunkt „Balanced City". Bereits die Hülle des Pavillons, auf den ersten Blick in seinem „Einheitsgrau" eher abweisend wirkend, hat in diesem Zusammenhang ihre eigene Funktion: Sie soll UV-Licht und Sonnenstrahlen absorbieren, so dass auf künstliche Klimatisierung verzichtet werden kann und in den Räumen immer ein angenehmes Klima herrscht.
Der deutsche Pavillon beleuchtet verschiedene Facetten der deutschen Wirklichkeit unserer Tage. Deutscher Städtebau und Stadtleben unter ökologischen Aspekten – dieses Thema durchzieht die ganze Ausstellung der Bundesrepublik Deutschland. Besonders begeistert waren die überwiegend chinesischen Besucher von der Halle, die sich mit Gartengestaltung und urbanem Gartenbau auseinandersetzt: Deutsche Gartenkultur zum Anfassen, sozusagen. Gartenzwerge, wenn auch kopfüber, Gartengestaltung, Gartenleben bis hin zum Grillnachmittag – vielfältige Möglichkeiten, den städtischen Alltag lebenswerter zu gestalten.
In einer eindrucksvollen Leistungsschau präsentieren namhafte deutsche Unternehmen ihre innovativsten Leistungen in den Bereichen Ökologie und Umweltschutz. Das Freiburger Wohnbauprojekt „Vauban", in dem ein ganzes Stadtviertel nach einem so genannten „Null-Energie-Konzept" entwickelt wurde, soll aufzeigen, dass es möglich ist, auch ohne die Verbrennung fossiler Energien ein überaus komfortables Leben zu führen.
Eine weitere Halle stellt die immer engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China in den Mittelpunkt. Dieser Bereich war noch eine Baustelle, wird aber ganz sicher bis zur Eröffnung fertig gestellt sein.
Eine eigene Halle ist auch Gunter Demnigs „Stolperstein"-Projekt gewidmet.
Weitgehend durch Spenden finanziert, werden in deutschen Städten seit 1992 vergoldete Pflastersteine, die an Stellen von Wegen und Plätzen eingesetzt sind, an denen Menschen gelebt hatten, die den Verbrechen Hitlerdeutschlands zum Opfer gefallen sind – vorwiegend ermordete Juden, Sinti und Roma. Die Steine sind Erinnerung und Mahnung – stille Zeugnisse der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte.
Höhepunkt der deutschen Präsentation ist das so genannte „Energiezentrum". In einer runden Halle mit drei Etagen, hängt in der Mitte von der Decke ein Pendel, das eine riesige, mit unzähligen LEDs bestückte Stahlkugel trägt. Ein besonderes elektronisches Steuersystem sorgt dafür, dass die Kugel auf verschiedenste, von außen abgegebene Energien reagiert – akustisch oder auch kinetisch. So bewegt sich die Kugel beispielsweise bei lautem Klatschen oder bei Stimmengeräuschen in die Richtung, aus der die Impulse stammen. Sie kann aber beispielsweise auch durch Menschen, die sich in Bewegung befinden, zum Schwingen gebracht werden.
Insgesamt zeigt Deutschland sich von seiner besten Seite: Umweltfreundlich, lebensnah, innovativ. Allein schon im deutschen Pavillon können Besucher gut und gerne vier bis fünf faszinierende Stunden verbringen. Will man die ganze Vielfalt und Mannigfaltigkeit der Exponate auf der Expo 2010 erfassen, so dürfte meines Erachtens auch eine ganze Woche dafür kaum ausreichen.
Für uns klang der Expo-Besuch im Vorfeld ihrer Eröffnung mit einem Gang durch den großen Themenpavillon aus, in dem die Aussteller versuchen, die ganze Dimension menschlichen Handelns im Hinblick auf die drohende ökologische Katastrophe zu dokumentieren.
Shanghai, 21.04.2010
Helmut Matt