Basketball ist eine der beliebtesten Sportarten in China. Seit Yao Ming in der NBA auf Korbjagd geht, sind die Einschaltquoten bei NBA-Spielen am chinesischen Fernsehen regelrecht in die Höhe geschnellt. Die NBA hat auf diesen Boom reagiert und in Beijing eine Niederlassung gegründet. Zudem ist die offizielle Webseite der NBA nun auch auf Chinesisch abrufbar. Über 40 Prozent aller Besucher der Webseite NBA.com kommen aus dem Ausland – viele davon vom chinesischen Festland, aus Hongkong oder Taiwan.
Das war Yao in einer Fernsehwerbung für den amerikanischen Getränkeriesen Coca Cola. Daneben wirbt Chinas Basketball-Star auch für Nike, Visa, Apple, McDonald's sowie diverse chinesische Telekommunikations- und Versicherungsunternehmen. Allein im Jahr 2008 soll er 51 Millionen US-Dollar verdient haben. Das Forbes-Ranking der prominentesten Chinesen, das sich aus dem Einkommen und der Popularität zusammensetzt, führt Yao Ming schon seit sechs Jahren ununterbrochen an.
Der Center der Houston Rockets setzt sich aber auch für wohltätige Zwecke ein. Während der Sommerpause 2003 organisierte er eine Spendenaktion, die 300.000 US-Dollar für den Kampf gegen SARS einbrachte. Vier Jahre später veranstaltete er eine Auktion, deren Einnahmen der AIDS-Vorbeugung in China zugute kamen. Zusammen mit Steve Nash, dem zweifachen MVP der Phoenix Suns, organisierte er zudem ein Wohltätigkeitsspiel für Not leidende Kinder. Mit von der Partie war auch Kampfsportlegende Jackie Chan, der den Ball bei Spielbeginn zum Sprungball in die Höhe warf. Nach dem verheerenden Erdbeben in Sichuan am 12. Mai 2008 rief Yao Ming in einem Fernsehspot zum Spenden auf. Nicht weniger als 1,6 Millionen Euro kamen auf diese Weise zusammen. Überdies gründete er eine Stiftung, die sich vor allem für den Wiederaufbau von zerstörten Schulen im Erdbebengebiet einsetzt.
Großzügig zeigte sich der sanfte Riese auch gegenüber seinem Heimatverein, den Shanghai Sharks. Die Haie aus der Hafenstadt Shanghai spielten nach dem Weggang von Yao Ming meistens ohne Biss. Als Yao in die NBA wechselte, waren die Sharks noch chinesischer Meister. In der ersten Saison ohne ihn fielen die Haie auf den achten Platz zurück. Die letzte Saison beendeten sie gar auf dem 17. und damit vorletzten Platz. Aus finanziellen Gründen drohte den Sharks gar der Ausschluss aus der CBA. Als keine Investoren gefunden werden konnten, um das Loch von zwei Millionen Euro in der Vereinskasse zu stopfen, sprang Yao Ming in die Bresche. Im Juli 2009 bezahlte er die geforderte Summe und wurde damit neuer Eigentümer seines Stammvereins. Seither wird er in China auch respektvoll „Yao Laoban" genannt. Auf Deutsch: „Boss Yao".
Viele Ökonomen bezweifeln, dass sich die Übernahme der Shanghai Sharks für Yao Ming finanziell auszahlen wird. Mit Ausnahme des Meisters Guangdong Southern Tigers (Hongyuan) schreiben alle 17 CBA-Klubs rote Zahlen. Selbst Yaos Berater rieten ihrem Schützling vor einer Übernahme ab. Yao selber aber fühlte sich seinem Stammverein gegenüber zur Unterstützung verpflichtet: „Die Stadt Shanghai und ihr Basketballteam bedeuten mir sehr viel. Ich sehe, dass es der Mannschaft nicht gut geht und möchte ihr daher helfen. Aus dem Team soll etwas werden. Ich will dem Klub aus der Klemme helfen."
Es mag sein, dass die Übernahme der Shanghai Sharks vom finanziellen Standpunkt aus nicht richtig war. Imagemäßig hat sich der Entscheid für Yao Ming aber schon jetzt gelohnt. Nicht nur in seiner Heimatstadt Shanghai, sondern in ganz China gehört der sanfte Riese inzwischen zu den beliebtesten Promis.
Übersetzt von: Li Zheng und Simon Gisler
Gesprochen von: Li Zheng und Yan Wei