Am 31. Oktober zelebrierte das brandneue Pudong-Fußballstadion in Shanghai seine offizielle Einweihung mit einem E-Sport-Megaevent. Es fand die zehnte Weltmeisterschaft (S10) des weltweit beliebten Computerspiels League of Legends (LoL) statt. Die Mannschaft DWG aus Südkorea hat dabei nach vier schwierigen Runden die chinesische Mannschaft SN besiegt und nach zwei Jahren den Beschwörer-Pokal (Summoner's Cup) wieder an Südkorea zurückgewonnen. Trotz der Niederlage der chinesischen Mannschaft haben die 6.300 Zuschauer vor Ort gejubelt. Für ein professionelles Fußballstadion mit 37.000 Sitzen ist eine Belegungsrate von weniger als zwanzig Prozent in normalen Tagen keine redenswerte Sache, aber für die sich noch gegen die Covid-19-Pandemie schwer kämpfenden Sport-Branche ist das ein sehr guter Wert. Es wollten tatsächlich mehr als drei Millionen LoL-Fans kommen, die alle lange auf die Chance gewartet hatten, vor Ort so einen Spitzen-Wettkampf live erleben zu dürfen. Aber nur 6.300 hatten das Glück, sie zogen tatsächlich das richtige Los – aber zu dem fairen und innovativen Auswahlverfahren später mehr.
Zuversicht: 6.300 und 3.000.000
Anfang des Jahres, als die normalen Sportwettbewerbe wegen der globalen verbreitenden Epidemie nacheinander unterbrochen wurden, hat der LoL-Wettbewerb in China – LPL (League of Legends Pro League) – als Erstes den Online-Wettbewerb wieder gestartet. Trotz fehlenden Jubels waren die spannenden Spiele oft auf den chinesischen Socialmedien heftig diskutiert und von vielen E-Sport-Fans während der erzwungenen Zuhause-Zeit begleitet wurden.
Inmitten der Pandemie hat die Zahl der E-Sport-Liebhaber auch zugenommen. Laut einem vor kurzem veröffentlichten Bericht über die Entwicklung des globalen E-Sportwettbewerbs sind seit Beginn der Epidemie allein in China 26 Millionen neue E-Sport-Teilnehmer zur zuvor schon starken Gemeinde dazugekommen. Durch den Einfluss ihrer Partner und Kinder – gerade während der gemeinsamen Zeit daheim in Corona-Zeiten – sind nun auch mehr Frauen und ältere Menschen an E-Sport interessiert oder sogar aktiv beteiligt als vorher.
„Die Covid-19-Pandemie hat die Planung der globalen Sportwettbewerbe vereitelt, auch E-Sport leidet unter den Auswirkungen, weil Zuschauer nicht mehr vor Ort die Spiele sehen können. Aber gerade in dieser Zeit ragen die Vorteile des E-Sports hervor“, erklärte Ren Yuxin, der Geschäftsführer des chinesischen Unterhaltungsunternehmens Tencent.
Genau wegen dieser immer stärker gewachsenen Begeisterung der E-Sport-Fans für das S10-Finale hatten die Organisatoren der S10 schließlich beschlossen, mehr Leute zu der Veranstaltung kommen zu lassen, und zwar kostenlos und durch eine Platzkarten-Lotterie.
„Als diese etwas verrückte Idee aufkam, waren sich unsere Mitarbeiter fast alle sofort einig“, sagte Lin Song, Geschäftsführer der China-Zone des Computerspielunternehmens RiotGames: „Das ist unter den besonderen Umständen der Pandemie wahrscheinlich der beste Weg, dies zu tun.“
In nur wenigen Tagen überstieg die Zahl der Anmeldungen für den Wettbewerb drei Millionen, wobei im Durchschnitt jede Minute mehr als 4.000 Personen an dem „Lottospiel“ teilnahmen. Lin Song sagte, jeder, der am Ende die Chance bekommen habe, sei ein leuchtendes Glückskind.
E-Sport-Spieler aus mehreren Ländern versammelten sich am Ufer des Huangpu-Flusses(in Shanghai), und über 6.000 Zuschauer strömten in das Stadion. Während die Sportveranstaltungen weltweit entweder ausgesetzt oder die Stadien fast leer waren, war das S10-Finale in Shanghai ein Sonderfall. Shanghai als Veranstaltungsort stand für den weltweit anerkannten Erfolg Chinas bei der Bekämpfung und Prävention der Pandemie.
„Ohne die enorme Hilfe Shanghais wäre all dies nicht möglich gewesen“, sagte John Needham, Geschäftsführer für E-Sports von RiotGames, der natürlich ganz besondere Erfahrungen in Shanghai machte: „Das erste Mal seit neun Monaten mit anderen in einem Restaurant, unzählige Nukleinsäuretests, sorgfältige Maßnahmen zur Pandemieprävention...