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Der große Aufstand der Gelben Turbane war zwar niedergeschlagen worden, doch die Kämpfe der Bauern in verschiedenen Landesteilen gegen die feudale Herrschaft wurden bald wieder aufgenommen. Bei der Unterdrückung der Bauernaufstände erstarkten die bewaffneten Kräfte der großen Grundherren, die in die Kämpfe einbezogen wurden. Chinas Feudalgesellschaft entwickelte sich dann in einer Periode der Uneinigkeit in den Drei Reichen, der Westlichen und der Östlichen Jin-Dynastie, den Südlichen und Nördlichen Dynastien und der kurzlebigen Sui-Dynastie bis zur Wiedervereinigung des Landes in der Tang-Dynastie im Jahr 618.
Die Drei Reiche
Die Periode der Drei Reihe mit den drei rivalisierenden Staaten Wei, Shu und Wu reichte von 220 (oder 196, wenn man von der Zeit an rechnet, als Wei zu einer politischen Einheit wurde) bis 280, als das Reich Wu vernichtet wurde und die Westliche Jin-Dynastie das Land endlich wieder vereinigte.
Die Dreiteilung Chinas Nach der Niederwerfung des Aufstands der Gelben Turbane existierte die zentrale Staatsgewalt der Östlichen Han-Dynastie nur noch dem Namen nach. Die örtlichen Beamten und mächtigen Feudalherren hatten im Zuge der Vernichtung der Bauernarmee eigene Streitkräfte aufgestellt. Sie befehdeten sich gegenseitig, um ihre Machtbereiche auszudehnen. Die Zentralregierung verlor die Kontrolle. Im Ergebnis dieses Kampfes bekam Cao Cao (155 - 220) das Stromgebiet des Huanghe in seine Gewalt, Liu Bei (161 - 223) sicherte sich die Provinz Sichuan und Sun Quan (182 - 252) das Gebiet am Mittel- und Unterlauf des Changjiang. So entstand in China eine Situation der Dreiteilung des Landes. Es bildeten sich die drei Königreiche Wei (220 - 265) mit der Hauptstadt Luoyang, Shu (221 - 263) mit der Hauptstadt Chengdu und Wu (229 - 280) mit der Hauptstadt Nanjing.
Das Reich Wei Cao Cao, ein überragender Politiker der Grundherrenklasse, war eigentlich Kanzler der Östlichen Han-Dynastie gewesen. In den Kriegswirren baute Cao Cao seine politische und militärische Macht am Mittel- und Unterlauf des Huanghe immer weiter aus. Im Jahr 200 besiegte er in der Schlacht bei Guandu (heute Kreis Zhongmou, Provinz Henan) seinen starken Gegner Yuan Shao, zerschlug in den folgenden Jahren dessen restliche Truppen und brachte alle Gebiete am Mittel- und Unterlauf des Huanghe unter seine Kontrolle. Seinem Bestreben, ganz China zu vereinen, wurde durch die Schlacht bei Chibi im heutigen Kreis Jiayu, Provinz Hubei, Einhalt geboten. Doch im Jahr 211 vereinigte er die weiten Gebiete Nordchinas. Im Jahr 220 starb Cao Cao, sein Sohn Cao Pi übernahm die Macht und setzte den Kaiser der Östlichen Han-Dynastie ab. So endete die Östliche Han-Dynastie nach einer Existenz von 196 Jahren. Cao Pi ließ sich selbst zum Kaiser ausrufen und errichtete das Reich Wei.
Schon vor der Schlacht bei Guandu hatte Cao Cao in großem Stil Land urbar machen lassen, und nach der Errichtung des Reiches Wei fuhr Cao Pi damit fort. Er ließ zahlreiche Bewässerungsanlagen bauen und viele Reisfelder anlegen. So erholte sich die Wirtschaft in Nordchina schnell von den Kriegswirren. Beförderungen nach Verdiensten statt nach Herkunft wurden eingeführt, und auch die Entwicklung der Kultur machte beachtliche Fortschritte.
In den letzten Jahren des Reiches Wei war das Regime korrupt, und Kanzler Sima Yi brachte die Macht unter seine Kontrolle. So geriet die politische Macht des Reiches Wei in die Hände der Sima-Sippe. Im Jahr 263 eroberte das Reich Wei unter Sima Yis Sohn Sima Zhao das Reich Shu, und zwei Jahre später rief dessen Sohn Sima Yan (236 - 290) die Jin-Dynastie aus. Das Königreich fiel nach nur 46 Jahren seines Bestehens.
Das Reich Shu Nach der Schlacht von Chibi war China dreigeteilt. Das Reich Shu unter Liu Bei existierte im Gebiet von Jingzhou und Yizhou in der heutigen Provinz Sichuan.
Liu Bei, der mit dem Kaiserhaus der Han verwandt war, hatte an seiner Seite den fähigen Strategen Zhuge Liang (181 - 234) und den hervorragenden General Guan Yu. Zusammen mit der Armee von Sun Quan besiegte er die Elitetruppen Cao Caos in der Schlacht von Chibi und brachte Jingzhou und später Yizhou unter seine Kontrolle. Im Jahr 221 machte er sich zum Kaiser von Han, in der Geschichte als das Königreich Shu oder Shu Han bekannt.
Als Kanzler von Shu bemühte sich Zhuge Liang um die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion in Sichuan. Er ließ das alte Wasserbauprojekt, den Dujiangyan-Staudamm, oft unter Einsatz von 1200 Arbeitskräften aufrechterhalten und von besonderen Beamten verwalten und viele neue Wasserbauanlagen errichten. Er legte großen Wert auf die Entwicklung der Salzgewinnung und die Seidenherstellung. Zur Sicherung der Grenzen und Befriedung der umliegenden Gebiete suchte er die Beziehungen zu den ethnischen Minderheiten im heutigen Guizhou und Yunnan zu verbessern und politische, wirtschaftliche und kulturelle Kontakte zwischen dem Han-Volk und den ethnischen Minderheiten zu stärken.
Im Vergleich zu den Reichen Wei und Wu war Shu wirtschaftlich und militärisch jedoch schwach. Im Jahr 263 wurde der Staat Shu-Han vom Reich Wei unter Sima Zhao vernichtet. Das Königreich Shu existierte nur 43 Jahre.
Das Reich Wu In den letzten Jahren der Östlichen Han-Dynastie kam es in Südchina immer wieder zu Bauernaufständen, und im Zuge der Unterdrückung der Bauernaufstände erstarkte die Streitmacht der Familie Sun. Im Jahr 200 vereinigte Sun Quan die Gebiete südlich des Changjiang und baute seine Herrschaftsgebiete nach der Schlacht von Chibi, bei der die alliierten Truppen von Sun Quan und Liu Bei im Jahr 208 gegen Cao Cao gesiegt hatten, aus. Im Jahr 229 rief sich Sun Quan zum Kaiser aus und errichtete das Reich Wu mit Jianye (Nanjing) als Hauptstadt. Sun Quan regierte 52 Jahre lang und starb im Jahr 252. Dann ging es mit dem Reich Wu bergab. Im Jahr 280 wurde das Königreich Wu von der Jin-Dynastie der Sima-Sippe vernichtet, und ganz China wurde wieder vereinigt. Von den drei Reichen lebte Wu am längsten -59 Jahre.
Wie unter Cao Cao, so wurde auch im Königreich Wu in großem Maßstab in den Tälern der Flüsse Changjiang und Huaihe Land urbar gemacht. Im heutigen Zhejiang wurden Wasserbauarbeiten durchgeführt, und aus dem Norden brachte man moderne Produktionstechniken mit, um die Gebiete am Unterlauf des Changjiang zu entwickeln. Der Schiffbau blühte auf. Die Wirtschaft des Reiches Wu entwickelte sich schnell.
Das Königreich Wu war auch an Kontakten mit der übrigen Welt interessiert. Auf Befehl Sun Quans wurde im Jahr 230 eine große Flotte mit 10 000 Soldaten nach Yizhou (heute Taiwan) geschickt, und drei Jahre später landete eine andere Flotte von Wu auf der Halbinsel Liaodong im Nordosten. Sun Quan schickte auch Gesandte zu verschiedenen Staaten entlang des Südchinesischen Meeres. Kaufleute des Römischen Reiches kamen über das Südchinesische Meer nach Wu, wo einige von ihnen mehrere Jahre blieben, um Handel zu treiben.
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