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Die Herrschaft der Östlichen Han-Dynastie war mit der Unterstützung mächtiger Grundbesitzer errichtet worden, und so genossen diese besondere Privilegien. Sie nahmen Bauern das Land weg und hatten bald große autarke Güter. Sie waren in ihren Gebieten Despoten, die über eigene Soldaten verfügten. Einige von ihnen waren gleichzeitig lokale Beamte, während andere wichtige Positionen in der Zentralregierung innehatten. In der Spätzeit der Östlichen Han-Dynastie fiel die Staatsmacht allmählich in die Hände von Hofeunuchen und Verwandten der jeweiligen Kaiserin. Viele Bauern gingen dem Ruin entgegen und hatten schwer zu leiden. Hinzu kamen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürre, Heuschreckenplagen, Seuchen und Erdbeben. Viele Bauern zogen obdach- und heimatlos umher. Vom Jahr 107 an kam es zu Bauernaufständen in verschiedenen Landesteilen. Im Verlauf der darauffolgenden 80 Jahre brachen in China über hundert Aufstände mit Zehntausenden von Bauern aus, dazu kamen noch die Kämpfe der ethnischen Minderheiten wie der Qiang in Nordwestchina und einiger Stämme im Südwesten gegen die Unterdrückung durch die Han-Regierung. Dies alles gipfelte in dem großen Aufstand der Gelben Turbane im Jahr 184.
Führer des Aufstandes war Zhang Jiao, ein Mann aus Julu (südlich des heutigen Kreises Ningjin, Provinz Hebei), der ursprünglich Begründer und Führer der geheimen taoistischen Sekte "Taiping Dao" (Lehre vom Frieden) war. Er machte auf Reisen seine Lehre populär und machte sich als Heilkundiger und Prediger einen Namen. Durch eine geschickte Organisationsarbeit gewann er einige hunderttausend verarmte Bauern für sich und als Anhänger des Taiping-Taoismus, die dann in den Einzugsgebieten des Gelben Flusses und des Yangtse aktiv wurden. Anfang 184 erhoben sich die Bauern unter seiner Führung zum Aufstand. Da sie gelbe Turbane trugen, kam es zu der Bezeichnung ?Aufstand der Gelben Turbane". Der Aufstand dehnte sich bald über das ganze Reich aus.
Anfangs erfochten die Aufständischen viele Siege. Schließlich wurde sogar Luoyang, die Hauptstadt der Östlichen Han, von allen Seiten eingeschlossen. Die kaiserlichen Truppen mobilisierten sich schnell zu Gegenangriffen. Nach fast neun Monaten heftiger Kämpfe war der größte Teil der Armee der Gelben Turbane vernichtet. Dennoch wurden die Aufstände fortgesetzt. Die Aufständischen der Gelben Turbane kämpften über 20 Jahre weiter. Noch 192 kämpften rund 300 000 Aufständische im heutigen Shandong. Dreizehn Jahre später zählte die Armee der Schwarzen Hügel (Heshan), die mit den Gelben Turbanen verbündet war, immer noch 100 000 Mann.
Der Aufstand der Gelben Turbane war der erste groß angelegte, gut vorbereitete und wohl organisierte Bauernaufstand in der chinesischen Geschichte. Trotz der Niederlage der Aufständischen war die Herrschaft der Östlichen Han-Dynastie bis in ihre Grundfesten erschüttert. Ihre Tage waren gezählt.
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