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In den ersten Jahren der Westlichen Han-Dynastie waren die Xiongnu (Hunnen) noch sehr mächtig und in weiten Gebieten Nordchinas aktiv. Zwar tauschten sie Pferde und Pelze gegen handwerkliche und landwirtschaftliche Produkte der Han aus, doch zwischen den Sklavenhalter-Aristokraten der Xiongnu und den Han-Herrschern kam es auch oft zu Konflikten, die militärisch ausgetragen wurden. In ihrem Kampf gegen den Han-Kaiserhof verbündeten sich auch rebellierende Kräfte innerhalb der herrschenden Schicht der Westlichen Han-Dynastie mit den Xiongnu.
In den Jahren 127, 121 und 119 v. Chr. ließ Kaiser Wudi jeweils große Feldzüge gegen die Xiongnu unternehmen, wodurch diese schließlich gezwungen wurden, sich bis nördlich der Wüste Gobi zurückzuziehen. Später knüpften die Xiongnu freundschaftliche Beziehungen zum Hof der Westlichen Han-Dynastie an, und Han-Kai-ser Yuandi erhob die Hofdame Wang Zhaojun in den Stand einer Prinzessin und gab sie dem Xiongnu-Fürsten zur Frau. Von da an fand ein ständiger Austausch an Gesandten statt, und die Beziehungen der Han zu den Xiongnu wurden immer enger.
Zur Zeit der Westlichen Han-Dynastie waren im Nordosten Chinas zahlreiche ethnische Minderheiten ansässig, darunter die Yilou, die Fuyu, die Xianbei und die Wuyuan. Die im heutigen Zhejiang, Fujian, Guangdong und Guangxi lebenden Minoritäten wurden allgemein als Baiyue und die im heutigen Sichuan, Yunnan und Guizhou ansässigen Minderheiten als Südwestliche Yi bezeichnet. Im Nordwesten lebten die ethnischen Minderheiten Di und Qing. All diese Nationalitäten unterhielten lange Zeit hindurch enge Verbindung mit dem Landesinnern und lebten mit den Han-Chinesen in harmonischer Einheit.
Die Gebiete südlich und östlich des Balkhash-Sees und das heutige Xinjiang wurden seit der Westlichen Han-Dynastie die Xiyue (Westliche Region) genannt. In der Anfangsperiode der Westlichen Han-Dynastie gab es in der ganzen Westlichen Region 36 Staaten mit jeweils einigen tausend bis zu 80 000 Einwohnern. Die meisten dieser Kleinstaaten verbreiteten sich in den Oasen des Tarim-Beckens südlich des Tianshan-Gebirges. Und sie alle litten unter den Überfällen der Xiongnu.
In den Jahren 138 und 119 schickte Kaiser Wudi unter der Leitung von Zhang Qian (164 - 114 v. Chr.) jeweils große Delegationen in die Westliche Region. Diese beiden Besuche förderten die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen dem Han-Volk und den verschiedenen ethnischen Minderheiten dieser Region ganz wesentlich. Danach schickte die Regierung der Westlichen Han-Dynastie noch oft Gesandte in die Westliche Region, und umgekehrt kamen von dort auch oft Repräsentanten nach Chang'an. Aus der Westlichen Region gelangte nicht nur der Anbau von Wein, Knoblauch, Walnüssen, Sesam und anderen Kulturpflanzen nach Zentralchina, sondern auch Tänze und Musik, während die Han umgekehrt ihre Techniken u. a. im Gießen von Eisen, Ausheben von Brunnen und in der Feldbestellung in die Westliche Region brachten. Im Jahr 60 v. Chr. richtete die Regierung der Westlichen Han-Dynastie in der Stadt Bugur (heute bei Luntai, Xinjiang) eine Verwaltungsstelle ein.
Auch die Beziehungen zum Ausland wurden während der Westlichen Han-Dynastie, insbesondere zur Zeit des Kaisers Wudi, in großem Stil entwickelt. Zhang Qians Reisen stellten den Beginn der Kontakte zwischen China und einigen Ländern in Zentral- und Westasien dar. Er bzw. seine Stellvertreter hatten die Länder Dayuan (Fergana im Ostteil von Usbekistan), Kangju (am Unterlauf des Syr Darja in Russland), Daxia (Baktrien), Anxi (Parthien, heute Iran) und Yuadu (heute Indien) erreicht. Von dieser Zeit an wurden jedes Jahr Missionen nach Westen geschickt. Viele chinesische Produkte fanden so ihren Weg in westliche Länder, und umgekehrt kamen Vollblutpferde, Trauben, Granatäpfel, Kacheln, Wollteppiche usw. nach China.
Seewege verbanden zu dieser Zeit bereits China, Korea und Japan miteinander, und Handelsschiffe verkehrten auch zwischen China und der Ostküste Indiens wie auch zwischen China und südostasiatischen Häfen.
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