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Volkssagen über die Große Mauer - Die Eroberung der Festung juyongguan durch Dschingis Khan

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Im Herbst des Jahres 1213 ertönten auf der mongolischen Steppe Trommelschläge und Hörnerklänge. Dschingis Khan (1162 - 1227) und seine Kavallerie von 100 000 Soldaten gelobten sich feierlich, die Jin-Dynastie zu unterwerfen.

Der Staat der Jin wurde von den Nüzhen, den Vorläufern der Mandschuren, dominiert. Hauptstadt war Zhongdu, das heutige Beijing. Um sich vor Überfällen der Mongolen zu schützen, hatte die Jin-Dynastie in großem Maßstab Mauern gebaut.

Nach dem Gelöbnis stürmte Dschingis Khan mit seinen Reitertruppen unaufhaltsam nach Süden vor. Schon wenige Tage später erreichte seine Vorhut Xuanfu, die heutige Stadt Xuanhua in der Provinz Hebei, und rückte bis zur Festung Juyongguan vor, einem wichtigen Posten nordwestlich der Hauptstadt Zhongdu. Dschingis Khan hatte befohlen, etwa 15 Kilometer vor Badaling am Nordende der Festung Juyongguan ein Lager aufzuschlagen.

Früh am nächsten Morgen erkundete Dschingis Khan mit einigen Offizieren das Gelände. Was sie sahen, verhieß jedoch nichts Gutes: Berge mit steilen Abhängen, die Große Mauer, die sich über Bergrücken hinzog, und ein starkes Festungstor, das am Ende einer Schlucht den Weg versperrte. Oben auf der Großen Mauer flatterten Fahnen im Wind, und die Festung schien schwer bewacht. Dschingis Khan berief eine Besprechung ein. Er befahl den Offizieren und Soldaten, sich für einen Sturmangriff auf die Festung im Morgengrauen vorzubereiten.

Die Festung Juyongguan war ein wichtiger Zugang zur Hauptstadt der Jin-Dynastie. Zwischen zwei Bergketten gab es nur eine schmale Schlucht mit einer Länge von etwa mehr als 15 Kilometern. Sie war der einzige Weg zur Eroberung der Hauptstadt Zhongdu. Badaling war das Nordende der Festung und zugleich der höchste Punkt über der Schlucht. Solange Badaling behauptet wurde, war die Festung in Sicherheit, und solange die Festung behauptet wurde, konnte man sich in der Hauptstadt in Sicherheit wiegen. Deshalb hatte man dort starke Truppenkontingente konzentriert und die Festung äußerst masiv erbaut.

Um Mitternacht stärkten sich Dschingis Khans Krieger bei einem kräftigen Essen, noch in der Dunkelheit brachen sie auf. Als in der Morgendämmerung der lange Zug der Reiter das Festungstor von Badaling erreichte, lag die Festung still vor ihnen. Man sah und hörte nichts. Plötzlich hob an der Spitze des Zuges lautes Geschrei und Pferdegewieher an. Der vorher geordnete Zug geriet vorne total durcheinander, Chaos brach aus. Die Pferde an der Spitze des Zuges waren teils in Fallgruben gestürzt und teils in Fußangeln geraten, und viele der nachfolgenden Reiter stürzten nun über sie. Soldaten und Pferde wurde in großer Zahl verletzt, denn die Fußangeln hatten je vier spitze Hörner, von denen immer eins nach oben wies, egal wie man sie legte. So erlitt Dschingis Khan die erste Niederlage, ohne daß die Verteidiger der Festung auch nur einen Soldaten einsetzen mußten. Drei Tage lang waren die Mongolen vollauf damit beschäftigt, die Verwundeten und die verletzten Pferde zu versorgen, die Fallgruben mit Erde aufzufüllen und die Fußangeln zu beseitigen. Dann setzten sie zum Sturmangriff auf das Festungstor von Badaling an. Sie rammten mit schweren Balken und Baumstämmen gegen das Tor, doch ohne Erfolg. Die Verteidiger der Festung hatten Eisen geschmolzen und das Tor mit dem flüssigen Metall versiegelt. Auch der Versuch, mittels Sturmleitern die Festungsmauer zu erklettern, schlug fehl, denn von oben hagelte es Steine und Pfeile, auch Kanonenkugeln wurden abgeschossen und die Sturmleitern in Brand gesetzt. Vom Morgen bis zum Abend rannten die Angreifer gegen die Festung an, bevor sie sich zurückzogen.

Trotz des Mißerfolgs und der erlittenen Verluste machten sie am vierten Tag einen weiteren Versuch, die Festung zu erstürmen, und scheiterten wieder.

Dschingis Khan, der in mehr als zehn Jahren viele Schlachten geschlagen und nie eine solche Niederlage erlitten hatte, wollte jedoch nicht aufgeben. Er überlegte sogar, ob man in die Große Mauer eine Öffnung brechen könnte, und erkundigte sich bei Ortsansässigen über die verwendeten Baumaterialien, verwarf den Plan aber schnell, weil er ihm aussichtslos erschien.

Auch die Beratungen mit seinen Offizieren führten nicht weiter. Wasser und Feuer schieden als Möglichkeiten aus, denn Wasser gab es hier keines, und mit Feuer konnte man gegenüber einem Feind oben auf der Mauer nichts ausrichten. Mit Pfeil und Bogen? Auf der Mauer gab es zwei Meter hohe Zinnen, hinter denen die Verteidiger standen, so daü man sie mit Pfeilen nicht erreichen konnte. Wie sollte es weitergehen?

Da meldete sich bei Dschingis Khan einer seiner Krieger, Zhabali mit Namen. Er berichtete, einen Pfad entdeckt zu haben, der direkt zum südlichen Festungstor führe. Der Pfad verlaufe zwischen Bergen durch einen Kiefernwald, sei allerdings so schmal, daß nur Platz für einen einzigen Reiter sei. Er habe ausgerechnet, daß alle Mann in einer Nacht hindurch könnten.

"Der Himmel unterstützt mich!", soll Dschingis Khan ausgerufen haben, und noch am selben Tag teilte er seine Truppen in zwei Abteilungen ein. Die eine sollte den Gegner ablenken und die andere sich ausruhen, um für den nächtlichen Überfall fit zu sein.

In dieser Nacht war es so dunkel, daß man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Geführt von Zhabali, erreichten die Reiter Dschingis Khans sicher den Kiefernwald und den schmalen Pfad. Bis zum Morgengrauen legten sie die etwa 20 Kilometer zum Nankou-Festungstor zurück. Die in der Festung stationierten Soldaten wurden von dem folgenden Sturmangriff auf das Tor völlig übberrascht. Die meisten schliefen noch, und die Wachmannschaften waren vor allem am Tor Badaling konzentiert, wo man, wenn überhaupt, mit neuen Angriffen rechnete. Schon in kurzer Zeit war das südliche Festungstor durchbrochen. Die Festung Juyongguan wurde im Sturm genommen. Wenig später besetzte Dschingis Khan die Hauptstadt Zhongdu.

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