Die Schauspieler der Peking-Oper sind eine besonders Menschengruppe. Früher waren sie "Lingren" (Opersänger der traditionellen chinesischen Opern). Sie hatten keine hohe soziale Stellung. In den letzten 50 Jahren wurde ihre soziale Stellung etwas höher geworden. Aber Mei Lanfang waren so berühmt, dass sich ein Mann auf der Straße ihre Vorführung einmal ansehen wollte.
Die Peking-Oper zu spielen ist ein Beruf. Wenn man die Darbietungs- und Gesangskunst der Peking-Oper beherrschen wollte, braucht man sich das ganze Leben lang fleißig damit zu beschäftigen. Das ist auch ein Beruf für Vater und Sohn, auch ein Beruf, der Begabung und Fleiß für gleichwichtig hält. Natürlich kommt es oft vor, dass der Vater ein sehr berühmter Schauspieler der Peking-Oper ist, aber der Sohn ganz allgemein und nicht im Stande ist, die Sache des Vaters fortzusetzen.
Die Peking-Oper erkennt die familiäre Erziehung an, aber die meisten Künstler waren zuerst in die Operschulen alten Stils gegangen, nämlich "Keban". Die Lernzeit dauerte 8 Jahre. Dadurch ging der Absolvierte in die Theatertruppen (man nennt "Xiban") und wurde zu einem beruflichen Schauspieler. Die Ausbildung in der Truppe ist anders als die in den Schulen westlichen Stils: hauptsächlich ist die Ausbildung in der Schule der Peking-Oper, aber nicht von den Büchern, sondern von der Praxis, von den Lehrern, die mit ihren eigenen Erfahrungen und Praxis die Schüler persönlich lehren. Die Lehrer machen vor, die Schüler machen nach; zweitens: die Schüler nach ihrer Begabung fördern. Das heißt, dass sie je nach ihrem Begabungsvermögen unterweisen. Von Fall zu Fall wird entschieden, wer auf welche Methode ausgebildet werden soll, damit jeder in eine für ihn passende höhere Stufe gehen könnte. Bei der Ausbildung in der Peking-Oper-Schule kümmert sich der Lehrer hauptsächlich um einen oder einige begabte Schüler. Gewöhnlichweise gibt es in aus Dutzenden Schülerinnen und Schülern bestehenden Klasse nur einen oder zwei hervorragende Sprösslinge: Diese Ausbildungsmethode entspricht dem Bedarf, und zwar ist das auch unmöglich, scharenweise die Stars der Peking-Oper auszubilden.
Für Schauspieler sind zwei Arten Beziehungen sehr wichtig: die Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler; die Familienbeziehungen, die Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler haben vieles mit verschiedenen Peking-Schulen zu tun, während die Familienbeziehung vieles mit den Verwandtschaften und dadurch entstehenden Verbindungen zu tun hat. Die beiden Arten Beziehungen verbinden sich sehr eng, sogar verwickeln sich, dürfen nicht voneinander getrennt werden. Wer eine gut Herkunft hat, der hat viel mehr Chance, zu einem berühmten Schauspieler zu werden. Wer begabt und fleißig ist, und dazu eine gute Beziehung hat, der hat eine unschätzbar gute Zukunft. Opernsänger halten diese Beziehungen einerseits für positiv, anderseits für entmutigend. Wessen Tochter einen Mann anderen Berufs geheiratet hat, der fühlt sich gezwungen und schuldig. Vor zwanziger und dreißiger Jahren war die Blutverwandtschaft ziemlich rein. Damals gewöhnte sich die Schule der Peking-Oper daran, innerhalb des Kreises Ehe zu schließen; zweitens waren sie überheblich, fühlten sich überlegter als die anderen, oder sie fürchten, dass ihre Kunst nicht fortgesetzt würde, wenn ihre Kinder einen anderen Berufstätigen heiraten würden. In der Peking-Oper gibt es sozusagen "Shijia" (eine Familie, die sich von Generation zu Generation mit der Sache der Peking-Oper beschäftigte). Wie die Peking-Oper-Familie Tan, die sich schon sieben Generation, insgesamt mehr als 40 Jahre mit der Peking-Oper beschäftigt hat. Choujueshijia, Xiao Changhua-Familie hat seit dem Vater Xiao Changhuas insgesamt 5 Generationen und 18 Personen sich mit der Peking-Oper beschäftigt.
Es kommt sehr oft vor, dass viele alte Schauspieler zusammen auf der Bühne verschiedene Rollen wie junge Damen, Buchgelehrte, Stubenjungen, Dienstmädchen spielen. Manche Würdenfragen, warum denn? Hauptrollen stellen die Alten schon gut dar, warum sollen sie auch die Rollen wie Stubenjungen, Dienstmädchen darstellen, und nicht von jungen Schauspielern? In der Tat handelt sich hier um die lange Tradition. Schauspieler von gleicher Generation werden sich gut verstehen, sie können gut zusammen arbeiten und Dramafiguren gut darstellen, was dem Wunsch der Zuschauer gerade Rechnung tragen. Sie arbeiten zusammen und fühlen sich behaglich. Wenn die Schauspieler aus verschiedener Generation kommen, kann es sozusagen Unterschiede zwischen Generationen geben, so dass sich nicht gut verstehen, und nicht harmonisch zusammenarbeiten würden. Natürlich, anlässlich der Festtage kann es eine Ausnahme bilden, indem Schauspieler verschiedener Generationen auf der Bühne Vorfühgung zusammen machen, um eine fröhliche Stimmung und eine glückliche Atmosphäre schaffen zu können.
In der Peking-Oper werde die älteren Generationen hochgeschätzt und respektiert. Generall gesagt verfügen die älteren Generationen über hohe Darbietungskunst. Die Älteren zu respektieren, bedeutet schon den kunsten Achtung zu schenken. Die Peking-Oper achtet auch auf diejenigen, die nur eine höhere und sogar niedrigere soziale Stellung haben. In der Kulisse darf sich nur Choujue frei bewegen. Die Ursachen liegen darin, dass als Gründe von Lizuan (Deckname von Theater), Tangxuanzong (gekrönt 712 - 756) Choujue dargestellt hatte. Weil die Kunst de Peking-Oper durch die meister von Generation zu Generation gelehrt und fortgesetzt ist, respektieren viele Schauspieler deshalb besonders ihre Meister, man sagt bis heute noch, ?wer einen Tag als Lehrer jemanden etwas gelehrt hat, der muss von einer Shijia kommt, wird er von vielen Seiten befürsorgt und beschutzt. Sonst muss man einen berühmten Schauspieler zum Meister nehmen, und zwar in der Öffentlichkeit: Vor dem Meister und dessen Frau, dessen Meister sowie den Mitlehrlingen des Meisters einen Kotou machen; dann der meister muss den allen anwesenden "Tuoyi" (traditionelle chinesische Begrüßungsweise, die beiden Hände vor der Brust gehalten, auch als Ausdruck einer Bitte verstanden) machen, damit sie seien Schüler befürsorgen sollten.
"Jue" ist die Beziehung für den die wichtigste Damarolle darstellenden Shauspieler. Die Darbietungskunst von "Jue" soll sowohl Anziehungskraft für die Zuschauer haben, als auch Erneuerung bei der Darbietungskunst schaffen. Mit ihrer gesangs- und Darbietungskunst kann er auch für einige Zeit Furore machen. In der aufblühenden Zeit der Peking-Oper tauchte ein "Jue" von den Schauspielerinnen relativ leicht auf. Wenn ein Schauspieler Hauptrolle in einem wichtigen Bühnenstück dargestellt und zusätzlich auch Erneuerungen in der Gesangs- und Darbietungskunst geschaffen hat, dann kann er auf einmal zu "Jue" werden. Aber es gibt auch viele "Jue", die von heute auf morgen verwelken und abfallen würden. Aber die wirklich "Jue" können für Jahrzehnte lang aufblühen. Sie sind wirklich virtuos, und haben reiche Erfahrungen ihren Nachfolgern beizubringen. Meistens haben sie auch in den von ihnen verfassten oder geerbten Dramen den Zuschauern unauslösbare eindrücke hinterlassen. Die hervorragenden Meister sind auch möglich, glänzende Muster für ihre Zeitgenossen und Nachfolger zu sein. Die Künstler der Peking-Oper legen großes Gewicht auf die Fortsetzung der guten Tradition, auf die Achtung der moralischen Regeln, die Erziehung und Ausbildung der jungen Generationen, so dass viele zu respektierende Meister herangebildet sind.
Mit den allmählichen heranwachsen der Peking-Oper tauchen in jedem Rolltyp auch viele Schulen auf. Man kann nach der Darbietungskunst verschiedene Arten von ausgezeichneten Schauspielern in jedem Rolltyp finden. Wegen verschiedener Begabung und der Beziehungen zwischen Meister und Schüler; wegen der unterschiedlichen Praxis, kulturelles Niveau, sozialen Erfahrungen u.a. wurden im Lauf der Zeit verschiedene Kunststile und Darbietungseigenarten herangebildet. Verschiedene Darbietungsstile, besonders die Gesangsmelodie, teilen die jeweiligen Schauspieler in verschiedene Schulen. Das ist ein Sonderzeichen der chinesischen traditionellen Opern, natürlich auch eine Besonderheit der Peking-Oper. Seit der aufblühenden Zeit stand schon eine Konkurenz den Schuaspielern bevor. Die Schauspieler begannen zu versuchen, ihre Eigenschaften bei Darbietungs- und Gesangskunst zu schaffen. Schließlich wurde all dies zu ihrer eigenen Schule. Erfahrungen zeigen, dass nur eine von anderen distanzierte, aber schönere Schule mehr Zuschauer und eigene Fans für sich gewinnen kann. Manchmal werden mehrere Schulen eines Rolltyps mit einander revalieren. Von den eigenen Fans unterstützt, machen sie Wettkampf. Das kann für die Entwicklung der Peking-Oper positiv sein.
Weil es auf der Bühne mit Laosheng an der Spitze war, gab es viel mehr Laosheng-Schulen: Tan-Schule (Gründer Tan Xinpei), Yu-Schule (Gründer Yu Shuyan,1890 - 1943), Yan-Schule (Gründer Yan Jupeng, 1890 - 1942), Gao-Schule (Gründer Gao Qingkui, 1890 - 1940), Ma-Schule (Gründer Ma Lianliang), Qi-Schule (Gründer Zhou Xinfang,1897 - 1975), Yang-Schule(Gründer Yang Baosen,1909 - 1958), Xi-Schule(Gründer Xi Xiaobo, 1910 - 1977). Übringens gibt es auch viele berühmte Schauspieler, die sowohl gut singen, spielen, als auch akrobatische Bewegungen machen könnten. Nachdem "Danhang" (Fraurolltyp) entstand, gab es nacheinander Schulen. Darunter sind folgende: Mei-Schule (Gründer Mei Lanfang), Shang-Schule (Gründer Shang Xiaoyun), Cheng-Schule (Gründer Xun Huisheng),Zhang-Schule (Gründer Zhang Junqiu) . Als erster Xiaosheng, berühmter Schauspieler Ye Shenglan hat er mit einem neuen Darbietungsstil seine Xiaoshengrolle erfolgreich vervollkommnet und seine Schule geschaffen. In Wusheng-Rolltyp gibt es Yang Xiaolou und Gai Jiaotian. Sie hatten auch ihre Schulen gegründet. Im Jing-Rolltyp gibt es Jin-Schule (Gründer Jin Shaoshan), Qiu-Schule (Gründer Qiu Shengrong) u.a. im Chou-Rolltyp gibt es nicht so viele Schulen, aber in Wenchou (zivile komische Rolle) hat eine Xiao-Schule (Gründer Xiao Changhua), in Wuchou, kämpferische komische Rolle, hat eine Ye-Schule (Gründer Ye Shengzhang). Im Laodan-Rolltyp gibt es auch eine Li-Schule (Gründer Li Duokui)... bis mehr als einige Dutzende Schulen der Peking-Oper. Gründer jeder Schule hatte in Darbietung und besonders im Gesang ihren eigenen Virtuose. Ihre Klangfarbe anhaltende Wirkungen konnten von den Zuschauern sofort gewürdigt erkannt.
Wegen der eigenartigen menschlichen Beziehungen im Kreis der Künstler der Peking-Oper, hatten die Gründer verschiedener Schulen fast ohne Ausnahme mit Sekten etwas zu tun. Die Künstler einer Schule konnten eine Blutverwandtschaft oder eine Beziehung zwischen Meister und Schüler haben. Nach den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die sowjetischen Verwaltungsmuster eingeführt. Eine Theatertruppe wurde nicht mehr mit einem berühmten Schauspieler an der Spitze. Die Dramafiguren und Bühnenstücke wurden betont. Obwohl Yang Baosheng, Zhang Junqiu und Qiu Shengrong Schulen zu dieser zeit noch sehr weit verbreitet waren, aber in wirklichkeit waren sie in zwanziger Jahren bis vierziger Jahren schon auf dem Weg zur Reifeperiode, sie hatten schon ihre Besonderheiten. Man kann sagen, dass die Schulen mit dem berühmten Schauspieler an der Spitze seither nicht mehr existieren. Die Schauspieler der neuen Generation von Peking-Oper machen meistens nach, was ihre Vorgänger schon gemacht hatten, sie sind nicht schöpferisch. Die Entwicklung der Schulen auf den Gebieten der Darbietungskunst geht schon langsam zu Ende.
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