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Wiederaufbau und Modernisierung in Sichuans Erdbebengebieten
  2011-05-05 14:13:48  cri
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Vor dem großen Erdbeben von Wenchuan war das Dorf Haiyun in der Gemeinde Chongyi östlich Dujiangyans von traditioneller Landwirtschaft geprägt. Die Bauern lebten zerstreut in zerfallenen Häusern und bauten unter Verwendung veralteter Werkzeuge relativ einseitige Agrarkulturen an. Nachdem das Erdbeben die gesamte Region erschüttert hatte, bot der Shanghaier Musterpark Sunqiao für moderne Landwirtschaft dem Dorf Haiyun seine Hilfe an. Um die ansässige Bevölkerung beim Wiederaufbau ihrer Heimat und der erneuten Aufnahme der Produktion zu unterstützen, wurde vor Ort ein weiterer Musterpark errichtet. Der 34-jährige stellvertretende Geschäftsführer des Parks, Zhang Wenbo, hat mehr als drei Jahre lang am Sunqiao-Musterpark in Shanghai gearbeitet. Bereits drei Monate nach dem Erdbeben sei er dann im Auftrag seines Arbeitgebers nach Dujiangyan gereist, um die Lage vor Ort zu inspizieren. Die Situation im Dorf Haiyun sei damals besorgniserregend gewesen, wie Zhang Wenbo erklärt.

„Als ich ankam, waren die Nachwirkungen des Erdbebens überall deutlich zu erkennen. Viele alte Häuser waren eingestürzt. Überall konnte man provisorische Baracken sehen. Der Anbau von Speisepilzen fand hier in großem Ausmaß in Hütten statt, die sehr einfach konzipiert waren und daher sofort zusammenbrachen."

Um Leben und Arbeit der Betroffenen so schnell wie möglich wieder normalisieren zu können, leisteten die Mitarbeiter der Wiederaufbauteams ihr Bestes. Mehr als 60 Millionen Yuan RMB investierte das Unternehmen Sunqiao in den Aufbau des Musterparks von Haiyun. Der offizielle Beginn des Projektes fiel auf den September 2008. Inzwischen sind alle Bauvorhaben abgeschlossen und der Park hat seinen Betrieb aufgenommen.

Unter anderem wurde in Haiyun ein Gewächshaus eingerichtet, mit dessen Hilfe die Produktion von Setzlingen in großem Stil ausgebaut werden konnte. Neben Sämaschinen und weiteren Einrichtungen stellt dieses Treibhaus das Bestehen einer ununterbrochenen Zucht- und Aussaatkette sicher. Darüber hinaus unterstützen Agrarexperten aus Shanghai die lokalen Bauern dabei, qualitativ hochwertige landwirtschaftliche Waren zu produzieren und erstklassige Obstbäume sowie Zierpflanzen anzubauen. Auch die Speisepilze werden inzwischen in automatisierten Anlagen gezüchtet. Überall im Dorf wurden Servicestellen eingerichtet, die den Bauern Dienstleistungen wie Maschinenreparaturen, Lagerung und Verarbeitung von Gemüse oder schlichtweg benötigte Informationen anbieten.

Inzwischen bietet sich dem Betrachter in Haiyun ein angenehmer Anblick. Entlang der breiten, flachen Dorfstraße blühen üppige Gemüsefelder im Sonnenschein. Die Luft ist klar und frisch, und in den modernen Gewächshäusern gedeihen die verschiedensten Blumen und Obstbäume. Immer wieder rauschen LKWs oder Traktoren mit Ladungen voll ökologisch produziertem Gemüse, Früchten, Speisepilzen oder Blumen in Richtung Dujiangyan und in die angrenzenden Gebiete. Nach Auskunft Zhang Wenbos verfügt der Musterpark über eine Gesamtfläche von über 30 Hektar und ein jährliches Produktionsaufkommen von etwa 40 Millionen Yuan. Zahlreiche Bauern haben hier eine Anstellung gefunden.

„Der Boden unseres Parks ist vollständig gepachtet, die Pacht kommt den Bauern der Umgebung als Einkommen zugute. Außerdem gibt es viel zu tun, täglich arbeiten hier mehr als 100 Angestellte. Aber sie sind nicht nur einfache Arbeiter. Wir entwickeln hier eine moderne Landwirtschaft mit aktuellsten Technologien. Nachdem die Arbeiter hier eine Ausbildung durchlaufen haben, beherrschen sie die nötigen Spezialkenntnisse. Sie verdienen also Geld und können sich gleichzeitig wichtiges Wissen aneignen."

Liu Fang ist eine Anwohnerin des Dorfes Haiyun. Vor dem Erdbeben arbeitete sie auswärts in verschiedenen Teilen des Landes. Seit nunmehr zwei Jahren ist sie im Musterpark angestellt und erhält ein monatliches Gehalt von 1.500 Yuan. In ihren Augen hat die Unterstützung aus Shanghai eine rapide Entwicklung der hiesigen Landwirtschaft ermöglicht.

„Zuerst liegt meine Arbeit sehr nah an meinem Zuhause, deswegen kann ich meine Hausarbeiten erledigen. Außerdem kann ich moderne Techniken erlernen. Früher wurde hier in der Umgebung Chengdus nichts angepflanzt. Aber jetzt werden Blumen und Setzlingskulturen in Treibhäusern angebaut. Ursprünglich konnten wir pro Jahr zwei Ernten einbringen, aber heute sind es mindestens drei Jahresernten. Die Einkommen sind deshalb auch gestiegen."

Die intensive Produktion von Saatgut und Setzlingen gewährleistet auch die Qualität der Pflanzenkulturen. Zhang Wenbo sieht genau hierin eine für die benachbarten Gebiete besonders vorteilhafte Funktion des Parks.

„In diesem Jahr können wir wahrscheinlich mehr als 100 Millionen Gemüsesetzlinge züchten. Damit lassen sich Felder mit einer Fläche von 2.000 bis 2.600 Hektar bepflanzen. Das ist sehr viel. Immerhin können 10.000 Haushalte von dieser Zucht profitieren."

Neben den Gewächshäusern stehen inzwischen kürzlich errichtete zweistöckige Wohnhäuser mit schrägen Dachgiebeln. Diese etwas europäisch anmutenden Häuser wurden von der Tongji-Universität Shanghai entworfen und in Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen, der Lokalregierung sowie der örtlichen Bevölkerung aufgebaut. Die Entwürfe gewannen übrigens eine Auszeichnung des UN-Programms für menschliche Siedlungen, HABITAT.

Während des Mittags haben sich mehrere Dorfbewohner in einem Hof versammelt. Unter ihnen befindet sich auch die 75-jährige Zhang Shuqin, die sich über ihre neue Wohnung freut.

„Vor dem Erdbeben haben wir in den typischen Häusern von Sichuan gewohnt. Aber sie sind beim Beben eingestürzt. Die neuen Wohnungen sind wirklich gemütlich, viel besser als die alten. Ich bin wirklich froh!"

In den drei Jahren, die seit dem Erdbeben vergangen sind, haben sich in Haiyun enorme Veränderungen abgespielt. Die Geschädigten haben nicht nur Hilfen beim Wiederaufbau ihrer Heimat erhalten, sondern sind auch Zeugen landwirtschaftlicher Verbesserungen und technischer Neuerungen geworden. Zhang Wenbo hat dieser Entwicklung während seiner Arbeit beigewohnt und freut sich, seinen Teil dazu beigetragen zu haben.

„In meinen Augen sind diese Veränderungen wirklich umfassend. Jetzt werden hier moderne Verwaltungsmodelle angewendet, und die landwirtschaftlichen Techniken sowie die Arbeitsteilung wurden ebenfalls modernisiert. Natürlich konnten auch die Kenntnisse der Bürger dramatisch erhöht werden. Das Antlitz der Region hat sich wirklich zum Besseren gewandelt. Vorher gab es nur alte Häuser, die zerstreut und weit voneinander entfernt waren. Jetzt scheint sich das ganze ländliche Gebiet in eine Art Villengegend verwandelt zu haben, wie man sie im Ausland antrifft. Den Bewohnern stehen Glasfaserkabel, Abwasser- und Gasanschlüsse, fließendes Wasser, Gesundheitsversorgung sowie Umweltschutzeinrichtungen zur Verfügung, und das in einem ländlichen Gebiet! Selbst in einigen entwickelten Gebieten Chinas konnten viele dieser Verbesserungen noch nicht realisiert werden."

In direkter Folge der Etablierung des Musterparks und einer modernen Landwirtschaft ist es gelungen, den Export von Obst und Gemüse voranzutreiben.

Bisher haben Organisationen und Unternehmen aus ganz Shanghai 700 Millionen Yuan RMB in insgesamt zwölf Gemeinden um Dujiangyan investiert. Alle Beteiligten hoffen nun, dass die Verbindung aus modernen Technologien und lokalen Vorzügen die Entwicklung dieser ländlichen Gebiete und ihrer Landwirtschaft vorantreiben kann.

Und so blicken die Bauern trotz des schweren Erdbebens einer verheißungsvollen Zukunft entgegen.

Interview von Lü Xiqian

Übersetzt von Zhu Qing´an

Gesprochen von Xi Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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