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China: Gratis Musikdownloads vor dem Aus
  2012-10-31 15:55:14  cri
In China haben sich die User an eine Gratiskultur für Musik aus dem Internet gewöhnt. Damit soll nun Schluss sein: Die größeren Musikwebseiten planen mit Anfang des kommenden Jahres die Einführung von Gebühren.

Chinas größere Musik-Webseiten planen, mit Anfang nächsten Jahres Gebühren für den Download von Musik zu erheben, wie ein Industrie-Insider bekannt gab. Baidu-Music und Tencent-Music gehören zu den größeren Webseiten, die bei dieser Initiative mitmachen werden. Abonnements, die es den Usern erlauben sollen, pro Monat eine unlimitierte Anzahl von Songs aus dem Netz zu saugen, sollen zwischen zehn und 15 Yuan (ungefähr 2 Euro) pro Monat kosten. Dieses Preisniveau wurde gemeinsam mit den größeren Plattenfirmen des Landes und den Online-Portalen festgelegt, sagte Wang Hao, Vorstandsvorsitzender von Xiami, einer 2006 gegründeten Webseite. Das Anhören von Musik online soll weiterhin gratis bleiben, sagte Wang: "Es kostet nichts, wenn man sich die Musik online im Netz anhört, aber wenn man sie downloaden möchte, wird man entweder ein Abonnement bestellen oder für jeden einzelnen Song zahlen müssen. Die Ära der Gratiskultur in der chinesischen Online-Musikindustrie geht hiermit zu Ende." Dies wäre eine radikale Änderung für die Online-Musikbranche, und sie würde dem Geschäft einen bereits lange erwarteten positiven Schub geben, sagte Wang. Zeitgleich hat auch die chinesische Regierung zahlreiche Gesetzesänderungen erlassen, um den Schutz des geistigen Eigentums zu verstärken und das Saugen von Musik aus dem Netz kostenpflichtig zu machen.

Nach einem Insider aus der Musikindustrie haben Plattenfirmen und Online-Plattformen lange Zeit darüber diskutiert, wie sich kostenpflichte Services am besten umsetzen lassen. Die Qualität soll bei der bezahlten Musik signifikant besser werden als bei den momentan erhältlichen Angeboten, sagte der Insider. Nach Ansicht von Wang vertraut die Online-Musikindustrie zu sehr auf Werbung, insbesondere auf Werbung für Online-Spiele. "Gute Musik bekommt nicht die Beachtung, die sie verdient, während Online-Spiele Profite machen und Musiker dazu zwingen, ihr Geld auf andere Art und Weise zu verdienen", sagte er. Unlimitierte Gratis-Downloads würden für Musiker ebenso eine Bedrohung darstellen wie für die Musik-Webseiten selbst. Die offensichtliche Lösung für dieses Problem wäre die Einführung eines neuen Geschäftsmodells, bei dem von den Benutzern Gebühren eingehoben werden.

Dennoch: Wenn nur eine einzelne Webseite beginnt, für die angebotene Musik Geld zu verlangen, werden die Benutzer unweigerlich auf andere kostenpflichtige Angebote zurückgreifen. Die beste Strategie müsse es daher sein, dass alle Webseiten gemeinsam zum selben Zeitpunkt einen Gebührenservice einführen. Wang Hui, eine Bürgerin aus Beijing sagt, sie wäre bereit, pro Monat zehn Yuan für ein entsprechendes Abo-Service zu bezahlen, um die Musikindustrie zu unterstützen: "Musiker bekommen nicht die Bezahlung, die ihnen zusteht, und das ist einfach nicht gerecht", sagt sie. Dennoch wäre auch sie nicht bereit, mehr zu bezahlen: "Wenn die Gebühren zu hoch sind, würde ich auf Gratis-Angebote zurückgreifen." Die Chinesen hätten sich an die Gratis-Angebote gewöhnt, daher würden sie zögern, auf ein anderes Modell umzusteigen, sagte You Yunting, ein Partner der DeBund Law Offices in Shanghai: "Man muss eine solche Reform Schritt für Schritt angehen." Piraterie würde dadurch ein Riegel vorgeschoben werden, andererseits könnte der Respekt vor dem geistigen Eigentum steigen. Der Erfolg einer solchen Initiative hängt jedoch davon ab, wie sich das Modell im Alltag bewährt. Nach Meinung von You geht es bei der Allianz der Musikwebseiten nicht darum, möglichst viel Profit zu machen, sondern vielmehr um das nackte Überleben. Seinen Angaben zufolge würden praktisch alle Musikwebseiten rote Zahlen schreiben, da die Lizenzgebühren an die Plattenfirmen immer höher werden: "Diese Gebühren sind für die Webseiten zu einer schweren Bürde geworden. Darüber hinaus sind auch noch Kosten für Server, Provider und Breitband zu bezahlen. Die Werbeeinnahmen können diese Kosten kaum abdecken."

Die Situation ist speziell für kleinere Webseiten ernst. Wang sagte, Xiami hätte seit seiner Gründung im Jahr 2006 kaum Profite durch Musikdownloads erwirtschaftet: "Mit dem üppigen Angebot an Gratis-Inhalten von den größeren Webseiten ist es hart, die Konsumenten davon zu überzeugen, für die Musik zu bezahlen." Von den Künstlern wird die neue Regelung naturgemäß begrüßt. Hou Chen, die 26-jährige Sängerin einer Band namens CLF sagte, das neue Geschäftsmodell würde junge Musiker und Indepentent-Künstler dazu ermutigen, neue Musik zu erschaffen und noch bessere Arbeiten abzuliefern. Hou sagte, ihre Band hätte viele eigene Songs ins Internet hochgeladen, dafür jedoch nie irgendwelche Prämien bekommen: "Wir sind zum Glück nicht auf die Einnahmen aus der Musik angewiesen, aber es wäre eine gute Anerkennung unserer Arbeit, wenn wir dafür auch bezahlt werden würden." Weiters sagt sie, dass man nur durch Live-Shows ein wenig Geld verdienen könne, diese Auftritte würden der Band 200 bis 4.000 Yuan pro Gig bringen: "Das gegenwärtige Geschäftsmodell im Internet entschädigt die Künstler nicht für die geleistete Arbeit und die Webseiten offensichtlich auch nicht, deswegen wäre es Zeit für einen Wechsel."

Quelle: german.china.org.cn

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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