Mit dem Ziel, die festgefahrene Situation im Libyenkonflikt zu durchbrechen, hat die NATO auch an diesem Montag Kampfhubschrauber gegen militärische Ziele in Libyen eingesetzt. Am gleichen Tag verkündete der NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, dass ein Rücktritt Muammar al-Gaddafis absehbar sei. Der bisherige Machthaber gehöre bereits der Vergangenheit Libyens an, die Zukunft des Landes aber liege in den Händen des Volkes. Die NATO solle daher Vorbereitungen für die Zeit nach dem Rücktritt Gaddafis unternehmen. Hierzu würden die Verteidigungsminister der 28 Bündnisstaaten am 8. und 9. Juni in Brüssel zusammenkommen, so Anders Fogh Rasmussen weiter. Obwohl er damit keinen konkreten Termin für den Rücktritt Gaddafis nannte, wurden doch erstmals Erörterungen für die Zeit nach einer Machtübergabe angekündigt. Hieran lässt sich erkennen, dass die NATO von einem baldigen Ende des Konfliktes überzeugt ist. Das Militärbündnis hatte die Dauer des Militäreinsatzes vor kurzem um drei weitere Monate verlängert. Analytiker schließen daraus, dass der Konflikt innerhalb der nächsten drei Monate zu einem Ende kommen könnte. Weiterhin äußern einige Länder Bedenken bezüglich der Eskalation des militärischen Engagements der NATO sowie der Entwicklung im libyschen Inland. Der russische Vizeregierungschef Sergei Iwanow erklärte am Sonntag, sein Land beobachte die übermäßige Gewaltanwendung der NATO mit großer Sorge. Das gegenwärtige Vorgehen der NATO lege den Schluss nahe, dass das Bündnis einseitig in einen Bürgerkrieg eingreife. Russland plädiere daher dafür, die UNO und weitere regionale Organisationen umfassend in jedes weitere Vorgehen einzubeziehen, um eine Lösung des Konfliktes durch Dialoge herbeizuführen. Zudem mahnte der russische Außenminister Sergei Lawrow am Montag, dass der Einsatz britischer und französischer Kampfhubschrauber als Vorstufe für eine Bodenoperation der NATO verstanden werden könnten. Die Bedenken Russlands werden dabei auch von anderen Ländern geteilt. Es besteht die Sorge, dass der immer wahrscheinlichere Rücktritt Gaddafis in Libyen zu einer Wiederholung der katastrophalen Ereignisse im Irak führen könnte. Zwischen den meisten Staaten herrscht daher Einigkeit darüber, dass ein Führungswechsel in Libyen auf dem Verhandlungsweg herbeigeführt werden müsse. Nur so ließen sich Fraktions- und Stammeskonflikte verhindern und die Ausbreitung des Terrorismus eindämmen.