Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat der amtierende US-Präsident Barack Obama die Beziehungen mit China von allem Anfang an positiv betrachtet. Die China-Politik der Obama-Administration ist von einem klaren Umriß gekennzeichnet. Sie betont die Zusammenarbeit mit China stärker als die China-Politik der vorherigen US-Präsidenten. Niu Xinchun vom chinesischen Forschungsinstitut für moderne internationale Beziehungen führt den neuen Kurs der US-Regierung in erster Linie auf die zunehmend wichtigere Rolle Chinas auf der Weltbühne zurück:
"Ein wichtiger Punkt ist natürlich das Erstarken unserer Kräfte. Von den gegenwärtigen Handelsbeziehungen aus betrachtet, werden beide Länder immer mehr voneinander abhängig. Man kann sagen, beide Länder brauchen einander. Beide Länder sind aufeinander angewiesen."
Trotz der klar definierten Umrisse der China-Politik der neuen US-Regierung gibt es gemäß Niu Xinchun auch noch einige Fragezeichen, die sich erst im Laufe der Zeit klären würden. In einigen Fragen sieht er zudem Interessenskonflikte zwischen China und den USA.
Professor Zhu Feng vom Institut für internationale Beziehungen an der Peking-Universität weist darauf hin, dass die USA seit dem Amtsantritt von Obama die Beziehungen mit China als die wichtigsten bilateralen Beziehungen überhaupt betrachten würden. Von einer wesentlichen Veränderung der China-Politik der USA will Professor Zhu Feng jedoch nichts wissen:
"Von der Gegenwart betrachtet ist die Ausdrucksweise der Äußerungen noch positiver geworden. Allerdings sind die Gemeinsamkeiten in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen und ihre Kontinuität nach dem Amtsantritt von Präsident Obama viel größer als ihre Wechselhaftigkeit. Von der grundlegenden strategischen Ebene her weisen die amerikanisch-chinesischen Beziehungen eine stabile Struktur auf. Die Realität der bilateralen Beziehungen müssen wir jetzt klar zur Kenntnis nehmen. Sprich, die chinesisch-amerikanischen Beziehungen sind zwar intensiver geworden, nach wie vor gibt es aber noch eine gewisse Zurückhaltung auf beiden Seiten."
Nach Ansicht von Professor Zhu Feng gibt es bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen China und den USA noch einige Unsicherheitsfaktoren. Das größte Fragezeichen setzt der Wissenschaftler hinter die Bereitschaft der USA, China als Großmacht neben sich zu akzeptieren:
"Die Konkurrenz zwischen den großen Ländern ist heutzutage wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Natur. Was die Entwicklung der wirtschaftlichen Kräfte zwischen den USA und China anbelangt, so ist es noch unklar, auf welche Weise die USA China beeinflussen werden. Wird das Wechselspiel der Kräfte von gegenseitigem Nutzen sein oder wollen die USA ihre Hegemonie aufrechterhalten? Bis jetzt gibt es noch keine klare, eindeutige Antwort auf diese Frage."