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Der dritte Bruder (1)
   2005-10-12 16:37:51    cri
Vor langer, langer Zeit gab es bei uns eine alte Frau namens Zhang. Sie hatte mehrere Söhne und Töchter, und die Familie lebte in Glück und Eintracht beisammen. In der Gegend aber hauste ein neunköpfiger Dämon, der Menschenblut saugte und Menschenfleisch aß. Alle Kinder der alten Frau wurden von dem Dämon aufgefressen. Schließlich blieb sie alleine zurück. Da niemand mehr für ihren Unterhalt sorgte, fiel sie schnell in Elend und Armut, bis ihr nichts mehr blieb als eine schwarze Stute.

Die schwarze Stute teilt das Los der alten Frau durch Monate und Jahre. Wenn die alte Frau weinte, weinte auch das Pferd. Wenn die alte Frau sich freute, freute es sich mit ihr. Eines Tages entdeckte die alte Frau, dass der Bauch der schwarzen Stute am Umfang zunahm. Zuerst dachte sie, dass das Tier vielleicht zu viel Gras gefressen hätte. Aber der Bauch wurde immer größer. Die alte Frau betastete den Bauch und hatte das Gefühl, dass sich darin etwas bewegte. Sie freute sich sehr und hoffte, dass die Stute bald ein Fohlen werfen werde. Also wartete die Frau Tage und Tage, am Ende aber brachte die Stute nur eine Nachgeburt zur Welt. Die alte Frau dachte: "Warum denn eine Missgeburt?" Sie seufzte und sagte: "Ich bin immer unglücklich, soll nur in Armut leben." Anderen Leuten gegenüber erwähnte die alte Frau nichts von dem Vorfall und begrub die Nachgeburt heimlich in der Nähe des Pferdesstalls.

Drei Tage vergingen. Die alte Frau kam, die Stute zu füttern. Sie bemerkte aber, dass sich dort, wo sie die Nachgeburt begraben hatte, etwas bewegte. Sie wunderte sich sehr darüber, grub die Nachgeburt wieder aus und schnitt sie auf. In der Nachgeburt befand sich ein kleiner, weißer, dicker Knabe.

Die alte Frau war hocherfreut und gab dem Kind den Namen "Heima" (Schwarzes Pferd). Die Frau liebte Heima über die Maßen und gab ihm immer das Beste, was sie besaß, zur Nahrung und Kleidung. Von klein auf war Heima überaus klug.

Als er vier Jahre alt war, war er bereits verständig wie ein Erwachsender.

Eines Tages sah Heima die alte Frau weinen. Das Kind fragte sogleich: "Mutter, warum weinst du?" Die Frau aber wollte den Grund ihres Kummers nicht offenbaren, da das Kind sie jedoch bedrängte und alles ganz genau erfahren wollte, sagte sie schließlich: "Mein Kind, du weißt es ja nicht! Deine Brüder und Schwestern wurden von dem neunköpfigen Dämon aufgefressen, deswegen bin ich so traurig." Die alte Frau erzählte Heima alles über das Ungeheuer und wünschte, dass sich das Kind jede Einzelheit im Gedächtnis einprägt.

Als Heima alles über den Dämon in Erfahrung gebracht hatte, bat er die Frau um Pfeil und Bogen. Eines Tages nahm er Pfeil und Bogen auf die Schulter und sagte: "Mutter, Mutter, du hast mich erzogen, ich will nun ausziehen, meine Brüder zu finden ..." Die alte Frau war sehr besorgt, weil Heima noch so klein war. Zugleich aber dachte sie, dass es das Beste wäre, das Kind gehen zu lassen. Sie hielt die Tränen zurück und begleitete Heima zur Tür.

Nachdem Heima einen ganzen Tag lang gewandert war, gelangte er an einen hohen und steil abfallenden Berg. An der Seite des Berges sah er einen großen Stein, der die Gestalt eines Hauses hatte. Heima schoss einen Pfeil gegen den großen Stein ab, so dass der Stein umfiel. Unter dem Stein sagte eine Menschenstimme: "Hallo, wer nach oben geht, soll nach oben gehen; wer nach unten geht, soll nach unten gehen. Wer hat mein Haus umgeworfen? Was will jener tun?" Heima antwortete: "Ich gehe nicht nach oben, ich gehe auch nicht nach unten, ich will mich mit dir befreunden." Unter dem Stein kam ein großer Mann hervor und fragte: "Bin ich der ältere Bruder oder der jüngere Bruder?" Heima sagte: "Da du unter dem Stein hervorkamst, nenne ich dich Shitou (Stein) dage (ältester Bruder)."

Die beiden machten sich auf den Weg, Shitou dage fragte: "Wohin gehen wir?" Heima antwortete: "Gehen wir auf den Berg jagen."

Nach geraumer Zeit sahen sie eine hohe und dicke Kiefer. Heima schoss einen Pfeil ab. Die Kiefer fiel um, und eine Stimme unter dem Baum sagte: "Wer nach oben geht, geht nach oben, wer nach unten geht, geht nach unten. Wer hat mein Haus abgeschossen? Was will jener tun?" Heima antwortete: "Ich gehe nicht nach oben, ich gehe auch nicht nach unten, ich will mich mit dir befreunden." Unter dem Baum kam ein großer Mann hervor und fragte: "Bin ich der ältere Bruder oder der jüngere Bruder?" Heima sagte: "Das ist Shitou dage; da du unter dem Holz hervorkamst, nennen wir dich Mutou (Holz) erge (Zweitältester Bruder)!" Seitdem waren die drei Brüder unzertrennlich und teilten ihr Schicksal miteinander.

Die drei Brüder setzten den Weg hinauf auf den Berg fort. Sie gingen und gingen. Endlich ereichten sie ein Bergtal. Am Rand des Tals entdeckten sie ein verfallenes Haus, aber nirgends war die Spur eines Menschen zu entdecken. Also bezogen die Brüder das Haus und wohnten darin. Tagsüber gingen sie auf den Berg jagen, nachts legten sie sich in dem Haus zum Schlafen nieder. So verging lange Zeit, ohne dass sich irgendetwas Besonderes ereignete. Eines Tages kehrten die drei Brüder von der Jagd zurück und fanden im Haus einen Topf voll dampfendem, duftendem Reis. Heima rief: "Ist es nicht merkwürdig? Wer hat das Essen für uns gekocht? Es gibt hier niemand außer uns." Shitou dage und Mutou erge griffen nach dem Topf und wollten unverzüglich zu essen beginnen. Heima aber hielt die Brüder zurück und sagte: "Nicht so eilig! Ich koste den Reis zuerst; wenn mir nichts passiert, können wir ruhig essen." Heima probierte die Speise, und da sie ihm köstlich mundete, ließen es sich die drei Brüder schmecken. Das Essen reichte gerade, um ihren Hunger zu stillen; es war nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.

Am folgenden Tag, als sie von der Jagd zurückkamen, stand wieder ein Topf mit duftendem Reis auf dem Tisch. Wieder aßen die drei Brüder sich satt. Heima sagte: "Wir gehen täglich auf }agd und wissen nicht, wer das Essen für uns zubereitet. Morgen muss einer von uns zu Hause bleiben." Shitou dage antwortete: "Morgen bleibe ich zu Hause, um aufzupassen, wer zu uns kommt." Heima und der Zweitälteste Bruder waren es zufrieden.

Am folgenden Tag wartete Shitou dage vor der Tür. Aber bis zum späten Nachmittag ließ sich keine Menschenseele blicken. Als es dunkel wurde, ging er ins Haus zurück und fand, dass dort wieder ein Topf mit gekochtem Reis stand. Shitou dage ärgerte sich sehr, dass er nicht gut genug Acht gegeben hatte. Bald kehrten seine Brüder zurück, und als sie sahen, dass Shitou dage wegen des Misserfolgs niedergeschlagen war, schwiegen sie. Nach dem Essen sagte Mutou erge: "Morgen bleibe ich zu Hause, um aufzupassen, wer uns besucht."

Den folgenden Tag verbrachte Mutou erge auf seinem Lager und wartete. Aber je länger er wachte, desto müder wurde er. Schließlich fielen ihm die Augen zu, und er schlief ein. Als er erwachte, war es bereits dunkel, und wieder stand ein Topf mit heißem Reis auf dem Tisch. Die Brüder kehrten hungrig von der Jagd zurück und schalten Mutou erge, dass er so nachlässig gewesen war. Heima sagte: "Ihr beide habt die Tür nicht gut genug bewacht. Morgen bleibe ich daheim, während ihr auf Jagd geht."

Am dritten Tag streckte sich Heima auf seinem Lager aus und tat so, als ob er schliefe. Als es Abend wurde, flogen drei Tauben zum Fenster herein und verwandelten sich in drei anmutige Mädchen. Das eine Mädchen fachte das Feuer an, das andere trug Wasser herbei und das dritte kochte das Essen. Es dauerte nicht lange, und der Reis war fertig. Unterdessen plauderten die drei Mädchen und lachten. Als das Essen auf dem Tisch stand und die Hütte gesäubert war, wollten die drei Mädchen wieder davonfliegen. Da stieß Heima einen lauten Schrei aus, so dass die Mädchen erschrocken zusammenfuhren. Heima beruhigte sie: "Habt keine Angst, Mädchen, sagt mir, woher ihr kommt!" Die Mädchen schämten sich und hatten Angst. Das jüngste Mädchen sprach: "Wir sind himmlische Feen. Ihr Brüder geht täglich auf die Jagd und seid müde, wenn ihr zurückkehrt, deshalb haben wir für euch das Essen gekocht." Heima stand auf und sagte: "Im Himmel ist es sicher sehr schön, warum kommt ihr herab?" Die beiden älteren Schwestern wagten nicht, sich zu rühren. Das jüngste Mädchen aber war mutiger und antwortete: ?Es ist doch viel schöner, mit euch zusammen zu sein." Darauf erwiderte Heima: "Dann fliegt nicht zurück, sondern bleibt hier und heiratet uns. Wäre das nicht schön?" Die drei Mädchen schämten sich, ihre Gesichter röteten sich, sie nickten, drehten sich um und wurden sehr fröhlich. Die beiden älteren Schwestern waren ausnehmend schön, das jüngste Mädchen aber war ein wenig dunkelgesichtig, wie eine Winterblume.

Als die beiden Brüder heimkamen, fragten sie, kaum dass sie die Tür geöffnet hatten: "Wie war es denn heute?" Heima antwortete: "Ich war zu Hause und habe drei Mädchen für uns als Bräute empfangen. Seht, sie sind sehr schön." Die Brüder freuten sich über die Maßen, als sie das hörten.

Die drei Mädchen füllten den Reis in Schalen. Das älteste Mädchen reichte ihre Schale Shitou dage, das Zweitälteste Mädchen Mutou erge, das jüngste Mädchen Heima. So wurden die Brüder und die Feenschwestern vergnügte Ehepaare. Das jüngste, schwarzgesichtige Mädchen wurde mit der Zeit weiß und noch schöner als ihre Schwestern. Heima war wirklich glücklich.

Dennoch dachte er stets an die alte Mutter und war deswegen oft bekümmert. Er schlug den Brüdern vor, die Mutter zu holen und in ihr Haus im Gebirge zu bringen. Mutou erge aber sagte: "Lass mich das machen. Mit meinen langen Beinen kann ich die Mutter an einem Tag bis hierher bringen." Shitou dage und die Frauen waren damit einverstanden, so dass Heima wohl oder übel zustimmen musste.

Mutou erge war wirklich ein guter Läufer und brachte die Mutter an einem einzigen Tag ins Gebirgstal. Die alte Frau umarmte Heima und weinte vor Glück. Sie freute sich sehr, als sie sah, dass ihr Sohn ein angenehmes Leben führte und eine schöne und gutherzige Frau sowie zwei ihm freundschaftlich zugetane Brüder hatte.

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