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Exklusivgespräch mit Prof. Dr. Walter Henning, Leiter der GSI (1)
   2005-10-20 10:40:43    cri
Kürzlich hatten wir Gelegenheit zu einem Exklusivgespräch mit dem wissenschaftlichen Geschäftsführer der deutschen Gesellschaft für Schwerionenforschung GSI, Prof. Dr. Walter Henning. Neben ihrem Projekt in China ging er auch auf Themen wie interdiszipläre Forschung, Besonderheiten deutscher und chinesischer Forschungsszene usw. ...

- Herr Prof. Henning, Sie haben China beim Bau der Großionbeschleuniger unterstützt. Wie wir wissen, Ihr Kollege Herr Prof. Angert hat dadurch den chinesischen Staatspreis für internationale Zusammenarbeit erhalten. Was war das für ein Projekt eigentlich?

- Dieses Projekt, das in Lanzhou ausgeführt wird, hat eine lange Geschichte. Das begann mit den ersten Kontakten Ende der 70er Jahre von Wissenschaftlern der GSI mit verschiedenen Wissenschaftlern in China, insbesondere auch den Forschern an dem jetzigen Institut für moderne Physik in Lanzhou bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Die Zusammenarbeit ergab sich eigentlich, wie das bei Wissenschaftlern oft ist, aus dem gemeinsamen Interesse an den interessanten wissenschaftlichen Fragestellungen.

In diesem Fall ging es darum, im Bereich der Bausteine der Natur zu verstehen, wie Atome, Atomkerne und deren Baukomponenten aufgebaut sind, welche Kräfte sie zusammenhalten und welche Reaktionen sie miteinander durchführen. Das alles ist vom grundsätzlichen wissenschaftlichen Interesse und hat aber auch Bedeutung z.B. für die Schaffung der chemischen Elemente um uns herum, die ja wie wir wissen, in Sternexplosion generiert werden, insbesondere die schweren Elemente und dieses allgemeine wissenschaftliche gemeinsame Interesse führte zu diesen ersten Kontakten. Das führte dann wiederum zum späteren Austausch. Insbesondere sind in den letzten 20 Jahren sehr viele junge chinesische Wissenschaftler bei GSI, dem Institut in Darmstadt in Deutschland, das 1970 anfing, Schwer-Ionenbeschleuniger zu bauen, gewesen, und haben dort mitgearbeitet. Dabei entstanden dann Pläne, die in Lanzhou schon angedacht existierende Vorstellungen über Beschleuniger zu erweitern und zusammenzuarbeiten. Und dieses ist über 20 Jahre stetig gewachsen.

Das ganze hat aber in den letzten 10 Jahren etwa eine besondere Verstärkung erfahren dadurch, dass sowohl bei der GSI Darmstadt in Deutschland als auch in Lanzhou Pläne erwogen wurden, ein Schwer-Ionsynchronton mit hohen Energien zu bauen. Diese Perspektiven der hohen Intensitäten, hohen Energien, hoher Präzision u.s.w. waren attraktiv für die Forschung in Darmstadt als auch in Lanzhou, über eben eine nächste Generation der Beschleuniger zu denken. Der wurde dann in Darmstadt vor etwa 10 Jahren realisiert und ist seitdem im Betrieb wiederum in enger Zusammenarbeit auch mit chinesischen Wissenschaftlern. Während dieses Zeitraums des Betriebs wurden dann auch die Pläne in Lanzhou weiter entwickelt und detailliert. Das Projekt wurde vor 5 oder 6 Jahren ? glaube ich ? genehmigt, auf die Bahn gebracht. Und jetzt stehen wir kurz vor dem sehr erfolgreichen Abschluss. Ende dieses Jahres oder Beginn nächsten Jahres wird diese Beschleunigeranlage in Lanzhou in Betrieb genommen werden. Das ist dann eine Anlage, die an der Voderfront der Wissenschaft steht, in dem für Schwer-Ion interessanten Energiebereich, der sowohl für die Grundlagenforschung aber auch für viele Anwendungen mittlerweile vom großen Interesse ist.

Ionstrahlen können biologisches Gewebe sehr gezielt treffen. Und damit kann man insbesondere krankes Gewebe wie Tumore gezielt vernichten. Daraus entstand Schwerion-Krebstherapie, die bei der GSI in einem Pilotprojekt untersucht wird. Es gibt dort auch wieder eine Zusammenarbeit mit Lanzhou, um mit dem dieses Jahr fertig werdenden neuen Beschleuniger diese Möglichkeit der Krebstherapie auch in Lanzhou anzuwenden.

- Auf welcher Art und Weise arbeiten die chinesischen und die deutschen Wissenschaftler zusammen? Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag aus?

- Die Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten, weil es eben sich um technische Anlagen und um große Experiment an diesen technischen Anlagen handelt, ist auf allen Niveaus. Natürlich auf dem Niveau der Chefwissenschaftler, aber auch auf dem Niveau der Post-Docs, der Ingenieuren und Technikern. In der Regel kommen Besuche aus China zu unserem Institut für längere Zeit - ein halbes Jahr bis zu einem ganzen Jahr oder auch noch länger. Sie arbeiten dann in den Gruppen voll. Natürlich gibt es auch viele kürzere Besuche, wo Meinungen über die neuste Entwicklung in einem Workshop oder in einem Gespräch ausgetauscht werden. Aber viele der Zusammenarbeit ist wirklich auf dem echten täglichen Hardware-Niveau, wo man einfach zusammen an die Arbeit geht. Und auch der Besuch der deutschen Beschleuniger-Physiker und -techniker in Lanzhou war meist kürzer, aber es waren wirklich die Spezialisten im technischen Bereich. Und die Ergebnisse kommen beiden zugute.

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