Weit über dem Yarlung Tsangpo, der sich neben uns zu beeindruckenden Wellen auftürmt, schmiegen sich kleine Ortschaften und Klöster an die Berghänge. Dann verlassen wir unvermittelt die Enge des Tals und finden uns auf einem weitläufigen Plateau wider. Ebenso wie die hinter uns liegenden Schluchten wird auch diese Landschaft vom Yarlung Tsangpo dominiert. Auf faszinierende Weise wechselt der Fluss immer wieder seinen Verlauf und bedeckt teils kilometerweite Überschwemmungsgebiete, in denen ganze Wälder Platz finden, bevor er sich wieder auf ein schmales Flussbett zurückzieht. In Kombination mit dem Spiel aus Licht und Schatten, welches Sonne und Wolken auf den umliegenden Bergen darbieten, ergibt sich ein atemberaubender Anblick. Auch die Zahl der Dörfer und Siedlungen erhöht sich merklich. In unregelmäßigen Abständen fahren wir an kleinen Gruppen von Pilgern oder rastenden Feldarbeitern und Yaks vorbei.
Etwa sieben Stunden nach Abfahrt erreichen wir schlussendlich unser Ziel Shigatse, die zweitgrößte Stadt des Autonomen Gebietes Tibet und Sitz des Panchen Lama. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter in das recht ungewöhnliche Restaurant Wordo. Der Besitzer dieser Räumlichkeiten war über Jahre hinweg Mönch im Kloster Tashilunpo, bevor er den Weg zurück in die Welt der Laien antrat und eine Reihe von Restaurants eröffnete. Heute unterhält er im oberen Stockwerk seines Etablissements ein privates Museum, in welchem er verschiedenste Stücke der westtibetischen Kunst und Geschichte sammelt. Nach einer umfassenden und sehr informativen Führung finden wir uns wieder im Restaurantbereich ein, um uns an der wenig mönchischen lokalen Küche zu erfreuen. In den nächsten Tagen erwarten uns noch weitere interessante Aktivitäten, darunter Ausflüge zum Kloster Tashilunpo sowie zum Yamdroktso-See.
Lucas Göpfert