Weil die Globalisierung auch in China nicht Halt macht, ziehen immer mehr chinesische Eltern es vor, ihre Kinder nach westlichem Vorbild zu erziehen.
Infolgedessen sind Englischkurse eine Schlüsselkomponente heutiger Lehrpläne in China geworden, vor allem für jüngere Kinder, wie Adele Bai, Expertin für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen erklärt:
"Viele Eltern wissen bereits, dass Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren besonders begabt im Erlernen neuer Sprachen sind. Deshalb gibt es auch immer mehr Kindergärten mit Englischkursen."
Durch die zunehmende Nachfrage nach westlichen Kindergärten steigt die Zahl bilingual ausgebildeter Kinder rapide an. Da ein ausländischer Lehrer oder Muttersprachler den Wert der Ausbildung erhöht, steigen auch die Kindergartengebühren.
Doch Sun Ruiling, eine Expertin für vorschulische Ausbildung ist der Ansicht, dass ein ausländischer Lehrer nicht in der Lage sein wird, die Kinder zum Englischlernen zu motivieren, wenn er nicht über eine frühpädagogische Ausbildung verfügt:
"Die Einstellung eines ausländischen Lehrers hat einen erkennbaren Vorteil, weil er oder sie ein Muttersprachler ist. Jedoch haben viele der Lehrer keine spezielle Qualifikation in der vorschulischen Ausbildung. Obwohl sie perfektes Englisch sprechen wissen sie nicht, wie man die Kinder dazu motivieren kann, Fremdsprachen zu lernen und anzuwenden. Das führt dazu, dass sich viele Kinder gar nicht für den Englischunterricht interessieren. Im schlimmsten Fall wächst nur die Abneigung gegen die Fremdsprache."
Adele Bai teilt die Meinung von Sun Ruiling. Sie glaubt nicht, dass ein englischer Muttersprachler automatisch auch ein guter Sprachlehrer ist. Sie meint, dass nur ein qualifizierter Englischlehrer mit der notwendigen Erfahrung in der Lage ist, das Lerninteresse der Schüler zu wecken.
Bai fügt hinzu, dass dies nicht allein nur Aufgabe des Lehrers ist. Kindergärten und vorschulische Lehreinrichtungen seien auch dazu verpflichtet, bei der Entwicklung der fachdidaktischen Kompetenzen ihrer Lehrer mitzuhelfen. Sie nimmt ihre eigene Schule in Beijing als Beispiel:
"Nachdem wir die Lehrer eingestellt haben, helfen wir Ihnen auch dabei, chinesische Schüler besser zu verstehen, damit ihre Vorlieben und Neigungen optimal zum Lernerfolg beitragen können."
Ältere und erfahrene Vorschulpädagogen aus Übersee - besonders aus den USA, Kanada, Großbritannien und Australien – haben in China gute Gehaltsperspektiven.
Denn die Nachfrage nach westlichen Kindergärten beschränkt sich nicht mehr nur auf die entwickelten Küstenstädte. Durch das steigende Einkommen der Bevölkerung wächst die Nachfrage auch in den Städten im Landesinnern spürbar.